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IWF: Länder wie Deutschland sollen mit mehr als 2% Inflation leben um dem Rest zu helfen

Der Internationale Währungsfonds prüft in regelmäßigen Abständen alle seine Mitgliedsstaaten, und gibt danach Berichte über ihre wirtschaftlichen Verhältnisse heraus. Ganz aktuell erschien der Bericht für...

FMW-Redaktion

Der Internationale Währungsfonds prüft in regelmäßigen Abständen alle seine Mitgliedsstaaten, und gibt danach Berichte über ihre wirtschaftlichen Verhältnisse heraus. Ganz aktuell erschien der Bericht für die Eurozone (Euro Area: IMF Staff Concluding Statement of the 2017 Article IV Mission). Darin zeigt sich der IWF voll auf der Linie mit der EZB. Die Inflation sei noch zu schwach. So sagt der IWF zum Beispiel:

Hoch verschuldete Euro-Staaten müssten höhere Renditen zahlen, wenn die EZB ihre Unterstützung (mit den Anleihekäufen) zurückfahre. Das sei natürlich schlecht. Einmal auf der Droge, kommt man nicht mehr davon weg!

„Some high-debt countries may face rising sovereign spreads when monetary policy accommodation is reduced.“

Die Löhne wachsen zu schwach, und die Kerninflation ebenfalls. Daher solle die EZB mit ihrer Geldpolitik weiter „versorgend“ tätig sein, bis die Inflation mal so richtig kräftig anzieht.

„Monetary policy should remain accommodative until there is a sustained shift in the inflation path. Subdued wage growth and underlying inflation suggest there is a long way to go before headline inflation durably meets the ECB’s objective.“

Euro-Staaten mit „geschlossenen Produktionslücken“, also wo die Produktion auf Hochdampf läuft, sollten doch bitte für eine längere Zeit eine Inflation von mehr als 2% in ihren eigenen Volkswirtschaften akzeptieren. Folgerichtig ist damit gemeint: Dort wo die Wirtschaft brummt, sollte man die Preise zügellos weiter steigen lassen, weil das im großen Bild auch die schwachen Staaten drum herum mit hochzieht. Damit dürfte vor allem Deutschland gemeint sein, wo erst gestern das IfW gewarnt hatte, dass wir hierzulande schon jetzt über der Vollauslastung liegen.

„Countries with closed output gaps will need to accept above 2 percent inflation for a prolonged period.“

„Countries already operating at capacity should support the healing process, including by accepting above 2 percent inflation for a prolonged period and by fostering more demand at home.“

Diese Aussage klingt argumentativ fast so, als sei es eine Rede-Vorlage für Mario Draghi. Wenn er schon „Whatever it takes“ sagt, und wenn er schon sagt die Deutschen sollten mangels Zinsen eben Aktien kaufen, dann kann er auch mit so einem Statement um die Ecke für Deutschland kommen. Und wenn es sogar vom IWF offiziell vorgeschlagen wird, warum auch nicht…

Weiter heißt es beim IWF, dass die ökonomische Erholung in der Eurozone an sich ganz super laufe. Die Erholung biete gute Möglichkeiten für strukturelle Reformen (FMW: Aber genauso die Chance sich auf dem EZB-Geldberg auszuruhen). Länder mit hohen Schuldenbergen sollten strategische Reserven aufbauen, solange die Unterstützung der EZB noch laufe.

„The recovery has gained momentum, with a virtuous circle of private consumption and job creation. This provides an excellent opportunity to push forward with architectural reforms to deepen the Economic and Monetary Union (EMU). At the same time, structural reforms at the country level are needed to spur productivity growth, reduce competitiveness gaps, and help revive income convergence across the union. High-debt countries should use the remaining window of monetary accommodation to rebuild policy buffers.“

Die aktuelle wirtschaftliche Erholung in Europa solle man nutzen um den europäischen Integrationsprozess in allen Bereichen zu vertiefen, um es mal vereinfacht auszudrücken.

„The strength of the recovery and favorable political environment present an opportunity to deepen integration. There should be a renewed commitment to completing the banking union, advancing the capital markets union and creating a common fiscal capacity. These projects would have wide-ranging benefits for member states, while increasing the resilience of the monetary union.“

Der IWF merkt auch an, dass es in der Eurozone immer noch sehr große Unterschiede gebe. Sie müssten geschlossen werden, in dem die Produktivität erhöht werde. Das Problem in der Praxis ist nur (so meinen wir zumindest): Die hochproduktiven Volkswirtschaften werden immer produktiver, weil ihre Unternehmen am Weltmarkt konkurrieren, und immer am Ball bleiben wollen/müssen. Wie sollen die bisher wenig produktiven Volkswirtschaften in der Eurozone da aufschließen?

„Despite the firm cyclical recovery, the euro area faces deep-rooted structural weaknesses and imbalances. Real income convergence among the 12 original adopters of the euro has stalled, bringing into question the promise of higher incomes through integration. At the same time, competitiveness gaps between euro area countries widened in the years after euro adoption and remain wide, despite painful post-crisis adjustments that, in some of the hardest hit countries, unavoidably centered on labor shedding. Narrowing these competitiveness gaps now requires faster productivity growth—in excess of nominal wage growth—in the lagging countries.“



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