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Japan-Anleihen im Ausverkauf: Premier hatte Finanzen mit Griechenland verglichen

Tokyo mit Japan-Flagge
Tokyo. Foto: Savvapanf-Freepik.com

Eine Auktion von Staatsanleihen in Japan ist heute auf die schwächste Nachfrage seit mehr als einem Jahrzehnt getroffen. Am Montag hatte Japans Premierminister Shigeru Ishiba Forderungen nach Steuersenkungen mit der Anmerkung zurückgewiesen, die finanzielle Lage des Landes sei schlechter als die Griechenlands, so Bloomberg News. Weiter wird berichtet: Auch aus Sorge über einen Rückzug der Zentralbank vom Markt stieg die Rendite 20-jähriger Nippon-Bonds um etwa 15 Basispunkte auf den höchsten Stand seit 2000. Die Rendite 30-jähriger Papiere legte so stark zu wie noch nie, seit dieses Laufzeit-Segment 1999 geschaffen wurde. Die Rendite 40-jähriger Japan-Anleihen erreichte ein Rekordhoch angesichts der Nervosität, die eine Emission in diesem Laufzeitbereich dieser Anleihen in der nächsten Woche ausgelöst hat.

Der Renditeanstieg unterstreicht die strukturellen Herausforderungen, mit denen der japanische Anleihemarkt konfrontiert ist, sowie die globalen Bedenken von Anleiheinvestoren bezüglich der Risiken, die von steigenden Staatsausgaben ausgehen. “Es ist wichtig, die Gefahren einer Gesellschaft und einer Welt mit Zinsen zu erkennen“, sagte Ishiba am Montag im Parlament, womit er indirekt auf die Zinserhöhungen der Bank of Japan anspielte, die im vergangenen Jahr ihre Negativzinspolitik aufgegeben hat.

“Die Regierung ist nicht in der Lage, sich zu den Zinsen zu äußern, aber die Realität ist, dass wir in einer Welt mit Zinsen leben”, sagte Ishiba. “Die finanzielle Lage unseres Landes ist zweifellos äußerst schlecht, schlechter als die Griechenlands.”

Japans Anleihekurve ist nun unter den großen Volkswirtschaften die steilste. Die Renditen stiegen indessen weltweit, auch bei US-Staatsanleihen. Nippons Wirtschaft hat im ersten Quartal den Rückwärtsgang eingelegt. Unsicherheit besteht zudem mit Blick auf die Handelsgespräche mit Washington. Tokio ist bestrebt, alle von Donald Trump auf den Weg gebrachten zusätzlichen Einfuhrzölle aufgehoben zu bekommen.

“Superlange Anleihen will ich nicht anfassen”, sagte Ryoma Nagatomo, Fondsmanager bei Norinchukin Zenkyoren Asset Management, unter Verweis auf schwelende fiskalische Risiken und ein Überangebot am Bondmarkt. “Die einzige Möglichkeit, die Marktstimmung für superlange Anleihen zu verbessern, besteht darin, dass die Behörden eingreifen.”

Grafik zeigt Anstieg der Anleiherenditen in Japan

Bei der Emission 20-jähriger Anleihen am Dienstag war die Bietungsquote die niedrigste seit August 2012. Sie ist ein wichtiger Indikator für die Nachfrage der Anleger. “Die Ergebnisse waren sogar noch schlechter als ich erwartet hatte”, sagte Stratege Katsutoshi Inadome von Sumitomo Mitsui Trust Asset Management. “Aufgrund der Risiken der expansiven Fiskalpolitik und der sinkenden Liquidität wurden 30- und 40-jährige Anleihen verkauft. Doch die sich verschlechternden Marktbedingungen haben nun auch die 20-jährigen Anleihen erfasst, die bisher relativ stabil waren.”

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Man merkt es.
    Der Goldpreis hat bis heute Nachmittag etwa 1,5 % angezogen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Die Bank of Japan wird bald wieder aktiv in die Märkte eingreifen…davon ist auszugehen…

    Man hat mal kurz versucht die Marktwirtschaft wirken zu lassen…und ist daran gescheitert…

    Das Resultat war abzusehen bei einer Marktwirtschaft auf Pump..die Verschuldung stieg von unter 50 auf fast 250 Prozent in den letzten 35 Jahren…

    Schon die Abenomics ab 2013 zeigten uns eines ganz deutlich…Japan kann nicht alleine laufen…

    Es braucht immer die Notenbank als Back UP im Hintergrund…

    Deshalb meine Prognose: Japan wird noch vor Ende des Jahres ein neues QE Programm auflegen, bei gleichzeitiger Zinssenkung…

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