In den Handelsgesprächen zwischen den USA und Japan hat Tokio eine entscheidende Trumpfkarte in der Hand: den hohen Bestand an US-Staatsanleihen. Dieser Trumpf könnte ausgespielt werden, falls die USA und US-Präsident Donald Trump zu hohe Forderungen stellen.
Japan droht Trump
Einem Bericht von Bloomberg zufolge könnte Japan seinen massiven Bestand an US-Staatsanleihen als Trumpfkarte in den Handelsgesprächen mit der Trump-Administration ausspielen. Dies merkte Finanzminister Katsunobu Kato an und verwies darauf, dass Nippon der größte ausländische Gläubiger der USA ist.
“Es ist durchaus eine Trumpfkarte”, sagte Kato am Freitag in einer Fernsehsendung von TV Tokyo, auf die Frage, ob Japans Haltung, seine Bestände nicht zu verkaufen, ein Verhandlungsinstrument sein könnte. “Ob wir diese Karte ausspielen, ist eine andere Entscheidung.”

Die Äußerungen waren zwar eine Antwort auf eine Frage und deuten damit nicht unbedingt darauf hin, dass Japan den Verkauf seiner US-Staatsanleihen in Betracht zieht. Bei einer Verkaufsentscheidung Tokios würden allerdings massive Marktturbulenzen drohen.
“Dies öffentlich zu diskutieren, ist eine sehr gravierende Taktik”, sagte Kathy Jones, Chefstrategin für festverzinsliche Wertpapiere bei Charles Schwab in New York. “Allein schon die Androhung könnte Auswirkungen auf den Anleihemarkt haben. Japans Finanzpolitiker dürften jedoch klug genug sein, um zu wissen, dass eine tatsächliche Umsetzung einer solchen Maßnahme ihrer eigenen Wirtschaft schaden könnte.”
Die asiatischen Märkte waren am Freitag positiv, da auch die US-Aktienfutures weiter zulegten. Die Renditen von US-Staatsanleihen blieben in den ersten Handelsstunden in Asien nahezu unverändert. Auch am japanischen Finanzmarkt gab es kaum Bewegung.
Japan hielt Ende Februar rund 1,13 Billionen Dollar an US-Staatsanleihen und war damit laut Angaben des Finanzministeriums in Washington der größte ausländische Gläubiger der USA, gefolgt von China mit 784 Milliarden Dollar.
Verunsicherung bleibt
Die Hebelwirkung, die Japan auf den Anleihemarkt ausübt, dürfte die Anleger jedoch weiterhin verunsichern. Nach Angaben des US-Finanzministeriums war Japan Ende Februar mit rund 1,13 Billionen Dollar an US-Staatsanleihen der größte ausländische Inhaber von US-Schuldtiteln. Japan hält Staatsanleihen auf einem Sonderkonto, das zur Finanzierung von Währungsinterventionen genutzt werden kann.
Was Kato am Freitag sagte, geschah auch vor dem Hintergrund des turbulenten Handels mit US-Schuldtiteln im vergangenen Monat, als Investoren auf die erhöhten Risiken des Handelskriegs reagierten.
US-Anleihen, Aktien und sogar der Dollar stürzten vor fast drei Jahrzehnten ab, als der damalige Premierminister Ryutaro Hashimoto sagte, Japan könnte US-Schulden verkaufen und Gold kaufen, wenn der Yen volatil bleibe.
Katos Äußerungen unterscheiden sich auch von denen des politischen Führers der Regierungspartei, Itsunori Onodera, der im April sagte: „Als Verbündeter würden wir nicht absichtlich Maßnahmen gegen US-Staatsanleihen ergreifen, und den Markt zu stören ist sicherlich keine gute Idee“.
„Das ist eine versteckte Drohung“, kommentierte Martin Whetton, Leiter der Finanzmarktstrategie bei der Westpac Banking Corp, Katos Äußerungen. Wie Theodore Roosevelt sagte: ‚Sprich leise und trage einen großen Knüppel‘ – und Staatsanleihen sind ein großer Knüppel“.
Kato erklärte auch, dass Japan nicht speziell US-Staatsanleihen halte, um die USA zu unterstützen.
Die Verhandlungen gehen weiter
Der japanische Unterhändler Ryosei Akazawa ist diese Woche für eine zweite Verhandlungsrunde mit seinen US-Kollegen in Washington, während die Welt gespannt auf den Ausgang der Verhandlungen wartet. Akazawa deutete an, dass Japan ein Handelsabkommen mit den USA im Juni anstrebt, während die hochrangigen bilateralen Gespräche Mitte Mai an Dynamik gewinnen dürften.
Trump hatte seine sogenannten Gegenzölle im April abrupt für 90 Tage ausgesetzt, nachdem seine Ankündigung einen massiven Ausverkauf von US-Staatsanleihen ausgelöst hatte.
„Japan hat definitiv die Büchse der Pandora geöffnet, indem es Staatsanleihen und mögliche Handelsabkommen in einem Atemzug genannt hat“, sagte Shoki Omori, Chefstratege bei Mizuho Securities Co. in Tokio. „Es besteht das Risiko höherer Renditen für Anleger in Staatsanleihen insgesamt, wenn Ausländer tatsächlich vom Kauf – oder Verkauf – von Staatsanleihen absehen.“
FMW/Bloomberg
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…wenn die Japaner die Staatsanleihen auf den Markt werfen, dann schaden Sie doch am meisten sich selbst, weil sie die Dinger dann zu viel zu niedrigen Kursen verkaufen müssen und aus den Buchverlusten ggf. echte Verluste werden…oder übersehe ich da etwas?