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Japan: Interbanken-Geldhandel fast kollabiert… (Lehman…?)

FMW-Redaktion

Nach der Einführung von Negativzinsen durch die Bank of Japan ist zum ersten Mal nach 10 Jahren am 17. Februar zwischen Banken im sogenannten kurzfristigen Geldhandel der Zinssatz unter 0% gerutscht. Hier verleihen Banken mit überschüssiger Liquidität Geld tageweise an Banken mit einer kurzfristigen Lücke in den Büchern. Dies ist weltweit ein normales Tagesgeschäft zwischen Banken.

Versiegt dieser Markt, kommt es zu einer brutalen Kettenreaktion. Genau dies passierte nämlich im Zuge der Lehman-Krise 2008. Die Banken trauten sich (aus gutem Grund) nicht mehr, niemand wollte dem anderen noch auf Tagesbasis Geld leihen. In diesem Fall liegen die Dinge etwas anders. Die japanische Volkswirtschaft ist zwar in Sachen Deflation, Überschuldung usw in ganz andere Dimensionen vorgedrungen als die USA 2008, aber eigentlich war es um den Bankensektor recht ruhig bestellt. Aber das ist egal, denn hier geht es um die Folgen so eines ausgetrockneten Interbankenmarktes, und die könnten die selben sein.

Durch negative Zinsen im Internbankenhandel wird es für die Banken mit überschüssigem Cash endgültig zu einer Irrsinnstat Geld an andere Banken zu verleihen und dafür auch noch Zinsen zu zahlen. Daher ist nun Folgendes passiert. Die verleihenden Banken hören einfach auf bei dem Spiel mitzumachen. So ist es in den letzten beiden Wochen dazu gekommen, dass das offene Handelsvolumen in diesem Interbankenmarkt unter umgerechet 40 Milliarden Dollar gesunken ist, was einem Rückgang von mehr als 80% entspricht. Der Zinssatz ging schon vor mehreren Tagen runter bis auf -0,05%. Warum soll eine Bank das tun, einer anderen Bank aus der Patsche helfen und dafür noch Geld zahlen? Quatsch, richtig, daher ist das was jetzt passiert nur folgerichtig.

So kann Notenbankchef Kuroda seinen Bankenmarkt in den Kollaps stürzen. Oder ist er schon voll dabei? Wenn die ausleihenden Banken auf dem Trockenen liegen, sind ihre Bücher nicht mehr im Gleichgewicht, was einem Kollaps des Bankenmarktes gleichkommt. Also was heißt das? Ja, Herr Kuroda müsste evtl. die Banken retten, nachdem er sie quasi vorher in diese Situation gezwungen hat. Aber fast schon egal, in Japan wird die Notenbank ja eh immer mehr zu einer Art planwirtschaftlichem Lenkungsmodul.



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1 Kommentar

  1. @ FMW: Sehr guter Beitrag.

    Aber die entscheidende Frage ist doch: wird eventuell die Notenbank (BoJ) selbst die angeschlagene jap. Banken retten? Genug Möglichkeiten dazu hätte sie ja. Falls entsprechende Signale dazu den Banken gegeben wurden, bräuchte man dem Rückgang des Handelsvolumens im Interbankenmarkt keine Beachtung schenken. Wann ging denn die letzte größere jap. Bank pleite?

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