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Jeff Gundlach warnt vor übertriebenen Konjunkturhoffnungen nach Trump-Sieg

Die Märkte haben den Schalter komplett umgelegt: von dem ersten Schock über den unerwarteten Trump-Sieg hin zur Euphorie über den Anbruch geradezu goldener Zeiten für die US-Konjunktur. Jeff Gundlach, der Bond-King, widerspricht - mit guten Gründen..

FMW-Redaktion

Die Märkte haben den Schalter komplett umgelegt: von dem ersten Schock über den unerwarteten Trump-Sieg hin zur Euphorie über den Anbruch geradezu goldener Zeiten für die US-Konjunktur, weil Trump massiv in die Infrastruktur investieren will. Nun hat gestern Abend der „Bond-King“ Jeff Gundlach in seinem vierteljährlich stattfindenen Webcast vor eben dieser Euphorie gewarnt: Auch Trump habe, so Gundlach, keinen Zauberstab („magic wand“), um die Wirtschaft schnell nach oben zu bringen.

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Donald Trump. Foto: Gage Skidmore/Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Ohnehin werde alles noch sehr lange dauern, bis auch nur einigermaßen absehbar sei, wohin die Reise gehe – das dürfte erst im Frühling 2017 klarer werden, die Umsetzung von Maßnahmen werde dann noch zusätzlich dauern. Gundlach, der mit seiner Firma DoubleLine Capital 106 Milliarden Dollar verwaltet, warnte hingegen vor den Folgen der gestiegenen Anleiherenditen, die direkt auf den US-Immobilienmarkt durchschlagen: die seit dem Sieg Trumps stark gestiegenen Hypothekenzinsen (die an die Entwicklung der US-Staatsanleihen gekoppelt sind), dürften die Stimmung im amerikanischen Mittelstand stark dämpfen – sie bedeuten faktisch höhere monatliche Kosten für viele Amerikaner, da deren Kredite flexibel verzinst sind.

„The Trump win is not positive for consumer spending“, so Gundlach daher in seinem Fazit. Das einzige, was vielleicht steige, sei der Alkoholkonsum: „Maybe liquor sales will go up“. Man dürfe dabei auch nicht vergessen, dass all jene, die stark gegen Trump waren, nun nicht wirklich in der Laune seien, Geld auszugeben und zu konsumieren.

Jeff Gundlach hatte als einer der ganz wenigen Wall Street-Größen den Sieg Trumps prognostiziert – und sich dementsprechend positioniert. Er selbst habe, so Gundlach, seit 1972 bei allen US-Wahlen den Sieger richtig prognostiziert. Nun warnt er davor, auf den fahrenden Zug der Aktienmärkte noch aufspringen zu wollen – im Gegenteil: „It’s way late to be selling bonds and buying stocks. Probably should be doing the opposite.“

Positiv steht Gundlach dagegen Banken und Finanzwerten gegenüber, und das aus zwei Gründen: erstens weil sich die Zinskurve versteile (was für die Banken Margen bringt durch die „Fristentransformation“), und zweitens, weil die Regulierung der Finanzbranche unter Trump laxer werden dürfte.

Einen zentralen Aspekt hatte Gundlach in seinem Webcast gestern jedoch nicht erwähnt: die durch Aufnahme neuer Schulden finanzierten Aktienrückkäufe der an den Börsen gelisteten US-Unternehmen. Diese waren ein wesentlicher Treiber für die Aktien-Rallys der letzten Jahre – wird nun die Aufnahme von Schulden teurer, werden auch die Aktienrückkäufe für US-Unternehmen unattraktiver. Und damit entfiele ein zentraler Mechanismus der Rally an den US-Märkten..



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8 Kommentare

  1. Laxere Regulierung der Banken und steigende Hypothekenzinsen? Diese Mischung hatten wir doch schonmal. Ob das positiv für die Finanzbranche wird bezweifle ich.

  2. Ihr werdet sehen, der derzeitige Trump-Squeeze quer durch die Märkte ist vorbei. Es wird noch Monate dauern, bis da Konkretes kommt.
    Zu glauben, die Märkte warten das mit Seitwärts schon brav ab, ignorieren weiterhin die „periphären“ längerfristigen Signale, ist sehr naiv.
    Es war halt die Woche der republikanischen Milliardäre, und viel Kapital hat richtungsweisend viel bewegt.

  3. „Jeff Gundlach hatte als einer der ganz wenigen Wall Street-Größen den Sieg Trumps prognostiziert – und sich dementsprechend positioniert.“

    Das heißt, er hat auf fallende Aktien und steigende Anleihen gesetzt. Anders wäre ja unlogisch.

    Und v i e l l e i c h t deshalb: „…warnt er davor, auf den fahrenden Zug der Aktienmärkte noch aufspringen zu wollen – im Gegenteil: „It’s way late to be selling bonds and buying stocks. Probably should be doing the opposite.“

    Ich jedenfalls bin ein Schelm und denke mir Böses dabei, was er sagt. Er hat seit der letzten Woche abgrundtiefe Verluste eingefahren, sowohl bei Aktien als auch bei Bonds. Jetzt fleht er die Anlegergemeinde an, bitte auf dem Absatz umzukehren, damit seine Verluste ihm nicht das Genick brechen.
    Nichts anders bedeutet seine Warnung.
    Wie gesagt, ich bin ein Schelm.

    1. @Gerd, falsch, er hat vor allem auf steigende Anleiherenditen (fallende Anleihekurse) gesetzt und hat daher viel Geld gemacht; er selbst spricht von seinem besten Jahr seiner Karriere, und das will was heißen bei seiner Performance..

      1. Wie kann er, wo er auf den Trump-Sieg gesetzt hat?
        Das wäre ja gleich doppelt gegen die vorherrschende Meinung gewesen. Na, gut, Aus Minus mal Minus wird wieder plus.

        Das hat man nun davon, wenn man ein Schelm ist.

  4. „Positiv steht Gundlach dagegen Banken und Finanzwerten gegenüber, und das aus zwei Gründen: erstens weil sich die Zinskurve versteile (was für die Banken Margen bringt durch die „Fristentransformation“), und zweitens, weil die Regulierung der Finanzbranche unter Trump laxer werden dürfte.

    Einen zentralen Aspekt hatte Gundlach in seinem Webcast gestern jedoch nicht erwähnt: die durch Aufnahme neuer Schulden finanzierten Aktienrückkäufe der an den Börsen gelisteten US-Unternehmen. Diese waren ein wesentlicher Treiber für die Aktien-Rallys der letzten Jahre – wird nun die Aufnahme von Schulden teurer, werden auch die Aktienrückkäufe für US-Unternehmen unattraktiver. Und damit entfiele ein zentraler Mechanismus der Rally an den US-Märkten..“

    Aber eines hat Gundlach nicht erwähnt : dass steigende Zinsen gut sind für die Konjunktur (steigende Zinskurve) und die Märkte im Insbesonderem.

    War das wirklich eine Rally ? Bei den Anleihenmärkten sagt offenbar keiner was ?
    Interessant.

  5. Herr Gundlach sagt doch genau das, was offenbar die Märkte „denken“.

    Abwarten, erst im Frühjahr 2017 kann man den Donald (richtig) einschätzen, er hat den riesengroßen Vorteil, dass die Erwartungshaltung tief gesteckt ist und er hat den Kongress im Rücken.
    Wenn ich der Donald, wäre , dann würde ich die Infrastrukturprojekte in Amiland endlich angehen, die Chance hat er, das ist sein Metier.
    Trotzdem wäre es wichtig , nicht mehr den „Hau-Drauf“ – Donald zu spielen, das kann (jetzt) bös nach hinten losgehen…

    VG

    Marko

  6. Und das sehe ich natürlich anders, hat Herr Gundlch die QEs „vergessen “ ?

    Nun warnt er davor, auf den fahrenden Zug der Aktienmärkte noch aufspringen zu wollen – im Gegenteil: „It’s way late to be selling bonds and buying stocks. Probably should be doing the opposite.“

    Also ist dementsprechend die kleine Rally bei den Anleihenmärkten kein „fahrender Zug“ ? Schon wieder: interessant ?

    VG

    Marko

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