Die Entscheidung über die Frage, ob die EZB den Rubicon durch den Kauf von Staatsanleihen entscheidet, rückt näher. Der portugiesische Notenbankchef und EZB-Direktoriumsmitglied Constancio sagte heute Vormittag auf einer Konferenz in London, dass die europäische Notenbank im ersten Qurtal 2015 die Entscheidung über Staatsanleihekäufe treffen wird. Entscheidend sei, ob die EZB es schaffe, ihre Bilanzsumme wie geplant auszuweiten:
„Im ersten Quartal des nächsten Jahres werden wir genauer beurteilen können, ob das der Fall ist. Falls nicht, müssen wir den Ankauf anderer Wertpapiere in Erwägung ziehen, auch den von Staatsanleihen am Sekundärmarkt.“ (zitiert nach DOWJONES Newswires)
Sekundärmarkt bedeutet, dass die EZB Staatsanleihen nicht direkt von den Staaten der Eurozone selbst, sondern von den Banken kaufen würde. Der direkte Kauf von Staatsanleihen am Primärmarkt ist der EZB explizit als Staatsfinanzierung verboten. Die deutsche Bundesbank lehnt jedoch auch die Käufe am Sekundärmarkt ab, weil, so die Argumentation, der Effekt derselbe sei: Staatsfinanzierung.
Sollte die EZB gegen den Widerstand der Budnesbank und Deutschlands Staatsanleihen kaufen, ist die entscheidende Frage nach dem Verteilungsprinzip. Constancio plädiert für den sogenannten „Kapitalschlüssel“ der EZB, der faktisch die Gewichtung der einzelnen Länder 1:1 nachbildet. Das würde bedeuten, dass 28% der Anleihekäufe auf deutsche Staatsanleihen entfallen würde.
Was das für die Renditen deutscher Staatsanleihen ebdeuten würde, liegt auf der Hand: ein derart großer Nachfrager wie die EZB würde die Renditen massiv nach unten drücken, möglicherweise würde dann auch die 10-jährige Bundesanleihe, die als Benchmark für den gesamten Staatsanleihemarktt Europas gilt, sogar in edn negativen Bereich fallen. Sprich: Investoren müssten Zinsen dafür bezahlen, dass sie deutsche Schulden kaufen (was bei Laufzeiten bis zu 4 Jahre derzeit schon der Fall ist). Aktuell rentiert eine 10jährige deutsche Anleihe mit 0,742%..
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