Anleihen

Junk Bonds und Trading auf Kredit – Amerikaner tanzen auf dem Vulkan

Rechts sehen wir farblich unterlegt die aktuelle Coronakrise. Man sieht gut, wie die Rendite für Junk Bonds während der Finanzkrise von unter 8 Prozent auf 21 Prozent explodierte! Das war ein gesunder Ausdruck für die Befürchtungen der Anleger, dass viele Unternehmen pleite gehen würden. In den Folgejahren normalisierten sich die Renditen wieder auf Niveaus von meistens unter 8 Prozent. Denn die US-Wirtschaft legte nach der Finanzkrise einen langen Boom hin. Zum Start der Coronakrise 2020 sprangen die Renditen für Junk Bonds wieder an. Aber nur kurz ging es rauf von 5 Prozent auf 11 Prozent. Schnell wurde am Anleihemarkt aber klar, dass Regierung und Notenbank in den USA keinen Kollaps von Wirtschaft und Finanzsystem zulassen würden. Alles wurde mit Geld geflutet, und so sank das Ausfallrisiko für Schrottanleihen immer weiter. Auch wenn der Tiefpunkt der Junk Bond-Renditen im Februar 2021 bei 4,1 Prozent erreicht wurde – mit aktuell 4,25 Prozent liegt man immer noch ganz weit unten im Keller.

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Und wie aktuelle Daten zeigen, wurden im Mai mit einem Volumen von 44,8 Milliarden Dollar in den USA so viele Junk Bonds verkauft wie noch nie. Es ist ein neues Rekordhoch gegenüber 43,8 Milliarden Dollar aus Mai 2020. Also, was lernen wir daraus? Der Markt ist von Fed und Regierung derart mit Geld geflutet worden, dass es klar ist, dass man keinerlei Krise zulassen wird. Und so sinken die gefühlten Ausfallrisiken immer weiter. Die Unternehmen langen zu und verschulden sich immer mehr, und mehr, und mehr. Gesund kann das nicht sein. Aber meine Güte nochmal – gerade eine relativ linkslastige Regierung unter Joe Biden wird in den nächsten Jahren überhaupt keine Krise zulassen – also geht es so weiter mit der totalen Verschuldungsorgie bei Unternehmen, die aufgrund ihrer wackligen Geschäftsmodelle wohl eigentlich viel höhere Kapitalkosten aufbringen müssten. Der Tanz auf dem Vulkan wird immer heißer, aber er geht weiter.

Chart zeigt Verlauf den Renditen von US Junk Bonds seit den 90er-Jahren



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1 Kommentar

  1. Die Amis haben schon immer verstanden, das bei 10.000 $ Schulden der Schuldner ein Problem hat, bei 100.000.000 aber der Gläubiger. Hinzu kommt das im Deutschen das Wort „Schulden“ auch die Bedeutung „Schuld“ enthält. Dieses semantische Problem haben die Amerikaner noch nie gehabt.

    Das ganze Land hat seit 50 Jahren ein massives Außenhandelsdefizit, lässt sich das gute Leben also von den ganzen anderen Deppen auf der Welt bezahlen.

    Oder wie hat mir mal ein Amerikaner in entwaffnender Ehrlichkeit gesagt: „Natürlich habe ich gewusst, das ich mir das Haus nicht leisten kann. Aber so habe ich zehn Jahre in einer Hütte gelebt die ich sonst mein ganzes Leben nie von innen gesehen hätte.“ Kommt halt nur auf die richtige Perspektive an.

    Die rhetorische Frage, wer bei dem Spiel die Deppen sind, spare ich mir mal.

    P.S.: Das ist ja das schöne an 0% Zinsen. Die Schuldentragfähigkeit ist unendlich.

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