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Kamala Harris: Linksruck wegen Vize-Präsidentin Gefahr für die Wall Street?

Gibt es mit Kamala Harris einen Linksrutsch der US-Wirtschaftspolitik, obwohl man den Schrecken der Wall Street, Bernie Sanders, verhindern konnte?

Zugegeben, es sind zwei Paar Stiefel, was Politiker vor Wahlen versprechen und was sie davon einhalten: in den USA hat mit Joe Biden ein eher konservativer Politiker die Wahlen gewonnen – aber was ist mit seiner Stellvertreterin Kamala Harris, der aufgrund des Alters des neuen Präsidenten eine besondere Rolle zukommen könnte? Ökonomen haben das Abstimmungsverhalten der Senatorin untersucht und kommen zu einem erstaunlichen Ergebnis.

Kamala Harris, eine jüngere Kopie von Bernie Sanders?

Die designierte Vizepräsidentin Kamal Harris hat als Senatorin im Kongress natürlich eine politische Vergangenheit, die im Wahlkampf eigentlich gar nicht so richtig beleuchtet wurde. Die 56-jährige Juristin, die von ihrer Partei als pragmatische Politikerin aus der Mitte bezeichnet wurde, hatte diese Eigenschaft bei Abstimmungen nicht erkennen lassen. Bei einer Untersuchung ihrer Arbeit im Senat stellte man plötzlich fest, dass die neue Vizepräsidentin eine extrem linke Position bezogen hatte.

Sei es bei parteiübergreifenden Abstimmungen oder bei Unterstützung amerikanischer Unternehmen: kein Senator, keine Senatorin stand so weit links, wie die US-Handelskammer betonte. Kamala Harris unterstützte die Wirtschaft nur in 29 Prozent der Fälle, weniger oft als Bernie Sanders oder Elisabeth Warren. Anders ihr Einsatz für Belange der Gewerkschaften: Laut der Dachgewerkschaft AFL-CIO geschah dies in 100 Prozent der Anliegen, wiederum mehr als bei den „gefürchteten“ Linken der demokratischen Partei.

Wofür steht die neue Nummer zwei wirtschaftspolitisch?

Kamala Harris ist sich einig mit Joe Biden in der Frage der Erhöhung der Unternehmenssteuern. Nur nicht von 21 auf 28 Prozent, sondern zurück auf 35 Prozent, dem Steuersatz, der unter Präsident Obama gegolten hatte. Sie fordert höhere Steuern ab 100.000 Dollar Jahreseinkommen (+4%) und vice versa Erleichterungen darunter. Was der Wall Street nicht schmecken wird, ist ihre Befürwortung der in Europa so umstrittenen Finanztransaktionssteuer (0,2 Prozent).

Richtig in die Vollen will die ehemalige Generalstaatsanwältin bei der Unterstützung der Bürger in der Corona-Krise mit Helikotergeld gehen, ein geplanter Scheck von 2000 Dollar, also eine Summe, die schon Bernie Sanders vorgeschlagen hat. Insgesamt kamen Ökonomen auf die astronomische Summe von 46 Billionen Dollar für die nächsten 10 Jahre – reichlich unwahrscheinlich bei der jetzigen Finanzlage.

Während die Amerikaner in der Masse das neue Führungsduo im weißen Haus als gemäßigt ansehen, hört man von Ökonomen doch schon die ersten besorgten Stimmen. War eigentlich klar, dass eine Finanztransaktionssteuer sowie höhere Belastungen für die Unternehmen nicht gerne gesehen werden.

Wobei wir wieder einmal bei der Börse wären und ihrer Bedeutung für die USA. Nicht nur der sagenhafte Zuwachs des Leitindex S&P 500 mit seiner Verfünfachung seit der Finanzkrise 2009, eine Hausse, die besonders das obere Zehntel der Bevölkerung auf ihrem Depotstand reich gemacht hat. Was immer wieder vergessen wird: Etwa die Hälfte der Amerikaner halten indirekt auch Aktien über ihre Rentenversicherung.

Auf alle Fälle ist bereits jetzt zu erkennen, das beide Politiker gut kooperieren und die ehemalige Senatorin von Kalifornien großen Eunfluss auf Joe Biden besitzt. Man erwartet ein sehr versöhnliches und auf Einigung fixiertes Gespann. Aber: Kamala Harris zeigte als Juristin große Härte und war in der letzen Periode eine unerbittliche Gegenspielerin für die Republikaner im Kongress.

Fazit

Es klingt seltsam: gibt es doch mit Kamala Harris einen Linksrutsch in der US-Wirtschaftspolitik, obwohl man den Schrecken der Wall Street, Bernie Sanders, im Wahlkampf verhindern konnte? Sollte die bisherige Einstellung der Demokratin Harris Bestand haben, könnte dies tatsächlich ein Thema werden. Biden wird noch vor seiner Inauguration 78 Jahre alt und seine Stellvertreterin ist mit ihren 56 Jahren quasi die Thronfolgerin, für den Fall der Fälle oder auch in punkto Nachfolge.

Klar ist es ein großer Unterschied zwischen dem, was man als Oppositionspolitiker fordert und was man dann in der praktischen Regierungsarbeit umsetzen kann. Aber merkwürdig ist es schon, dass die politische Verortung von Kamala Harris in ihrem Abstimmungsverhalten bei ihrer Oppositionsarbeit im Wahlkampf gar nicht so richtig zur Sprache kam.

Kommt durch Kamala Harris ein Linksruck der US-Politik?



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4 Kommentare

  1. Irgendwie riecht es überall nach einem Paradigmenwechsel.

    Eine ganze Reihe von CEOs hat sich in den USA schon vom Big Business verabschiedet. Andere, wie zum Beispiel Jeff Bezos, haben mächtig Aktien verkauft. Rockefeller hat sich schon vor Jahren aus dem Ölgeschäft verabschiedet. Tesla steht trotz bescheidenem operativen Ergebnis immer noch verhältnismäßig gut da. Die Arbeitslosenzahlen sind in verschiedenen Ländern auf Rekordniveau. Den Banken stehen große Kreditabschreibungen bevor.

    Wenn ich nur wüsste, wohin die Reise geht?
    Kamala Harris dürfte nicht nur ein bloßer Sidekick von Biden sein.
    Aber wie sich das Alles entwickelt, bleibt abzuwarten.

    Es wirkt schon irgendwie surreal.

    Und die Investoren wissen, angesichts der Entkopplung des Börsengeschehens von der Realwirtschaft, scheinbar auch nicht mehr so recht, wo sie ihr Ei legen sollen.

  2. Jens Korte, ein guter Kommentator sagte gestern, in New York seien noch fast Alle in Home Office , also tote Hose in der Stadt, die Corona-Tal – Überspringer werden noch von der Realität eingeholt werden.
    Anlagetipp: Leerverkäufe auf Trump Hotels und Golfplätze in der Nacht nach Börsenschluss. Da er m.W.nicht börsenkotiert ist werden einige Banken oder private Geldgeber die Zeche bezahlen. ( Deutsche Bank ? ? )

  3. Es ist doch ganz klar, dass ein solch extremer Kapitalismus mit der Umverteilung der letzten Jahre eine Gegenbewegung geradezu provoziert hat . Nicht zuletzt deswegen haben Jamie Dimon und andere DICKFISCHE vor dieser Entwicklung gewarnt ,aber das Spiel bis zur letzten Minute mitgespielt. Diese Leute warnten aber nicht vor Linksrutsch , sondern eher von Unruhen des Mainstream.Es ist pure Physik, das Pendel hat zu weit ausgeschlagen, jetzt schlägt es zurück. An der Börse wird das Gleiche passieren.

  4. Ich hoffe, Kamala Harris widersteht der Versuchung Joe Biden einen kleinen Tritt Richtung Jenseits zu verpassen! :-) (Ironie off)

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