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Kann Donald Trump seine Zolldrohungen wirklich dauerhaft umsetzen? Die Grenzen des Pokerspiels

Keine eineinhalb Jahre vor den Wahlen kann sich Trump keinen Wirtschaftskrieg mit steigenden Lebenshaltungskosten für die „einfachen“ Bürger leisten

Präsident Trumps Verhandlungsstil dürfte bereits allgemein bekannt sein. Mit dem Maximalen drohen, pokern, poltern, um dann mit einem deutlich abgeschwächten Kompromiss zufrieden zu sein und diesen dann  als besten „Deal ever“ zu verkaufen. Brinkmanship, oder das Spiel mit dem Äußersten, nennt man diese Form der Politik, die Donald Trump in seiner jahrelangen Immobilienkarriere praktiziert hatte. Nur, um dann einen Kompromiss in der Mitte oder tiefer zu erzielen.

So geschehen im NAFTA-Nachfolge-Deal mit Kanada und Mexiko, der eigentlich keine große Änderung zum Vorgänger bedeutete. Oder das „Nichtabkommen“ mit Diktator Kim Jong Un, den er zuerst als kleinen Raketenmann bezeichnete und dann als großen, imposanten Mann – einem Regenten, der ganz nebenbei eigene Verwandte, die ihm gefährlich werden konnten umbringen ließ oder einen General, der es gewagt hatte in einer Besprechung zu gähnen. Was soll man dazu sagen?

 

Die neue Zolldrohung gegenüber China

Im Bewusstsein starker US-Wirtschaftsdaten platzte Donald Trump wahrscheinlich wieder einmal der Kragen. Er versprach Woche für Woche gute Fortschritte in den Handelsgesprächen und eine baldige Einigung. Da die Chinesen in einigen Punkten anscheinend auf Zeit spielen, versucht es der Präsident jetzt mit seiner oben angedeuteten Methode.

Er, als bester „Dealmaker on earth“, will Ergebnisse und keine monatelangen Verhandlungsrunden. Können sich die USA aber tatsächlich eine Erhöhung der Zölle auf 25% und die Erhebung weiterer Einfuhrzölle ohne Beschädigung der eigenen (Konsumenten)-Konjunktur leisten? Ich sage nein, denn es geht nicht nur um die Preissteigerungen von Alltagsprodukten bei Walmart u. Co., sondern auch um die Reaktionen Chinas als Produzent und Abnehmer von US-Produkten. Apple und mancher US-Chipkonzern können schon mal zu rechnen beginnen.

 

Es gibt zwei entscheidende Prioritäten, die alle Aktionen, die man aus den Vereinigten Staaten hört, determinieren:

  • Donald Trump will 2020 wiedergewählt werden und braucht dazu unbedingt die Unterstützung der Wall Street und
  • die US-Gesellschaft kann keinen Crash am Aktienmarkt verkraften, ohne heftige Auswirkungen auf Wohlstand und inneren Frieden

Über Punkt eins habe ich schon öfters geschrieben, denn Trump hat sich bereits am Tag seiner Wahl im November 2016 ins Wahlregister für die Wahl 2020 eintragen lassen. Außerdem hat er vor seinen Wählern großspurig geprahlt „an der Entwicklung der Aktienmärkte sollt ihr mich messen.“

Über Punkt zwei habe ich bereits in einem Kommentar am 14. Dezember 2018  „Das Billionen-Dollar-Risiko oder der Irrtum des US-Präsidenten – Warum der US-Aktienmarkt Stärke und zugleich Achillesferse der US-Wirtschaft ist?“ geschrieben und begründet, was bereits ein 20% -Einbruch an der Wall Street für Vermögenseinbußen bei den US-Bürgern zur Folge hätte. Diese haben in großem Stile über Aktiensparpläne für ihre Rente vorgesorgt und da muss man sich nochmal die Zahlen vor Augen führen, um die Dimension des Problems zu erfassen.

Im Jahr 2009, dem Tiefpunkt der Finanzkrise, lag die Marktkapitalisierung der US-Börsen bei 10 Billionen Dollar, seit Kurzem dürfte diese rund 40 Billionen betragen. Ein Verlust von 20%, der dem Eintritt in einen Bärenmarkt entspricht, hätte bereits eine Schrumpfung um acht Billionen Dollar zur Folge. Eine unvorstellbare Summe, die in etwa der Marktkapitalisierung aller chinesischen Börsen entspricht. Am 27. Dezember, als der S&P 500 um 19,48% gefallen war, kam die große „dovishe“ Wende der Federal Reserve.

 

Fazit

Trump kann soviel poltern wie er will, die oben genannten Rahmenbedingungen werden ihn immer wieder an den Verhandlungstisch zwingen. Keine eineinhalb Jahre vor den Wahlen kann er sich keinen Wirtschaftskrieg mit steigenden Lebenshaltungskosten für die „einfachen“ Bürger leisten und fallende Aktienmärkte – man würde dies mit seiner Politik in Verbindung bringen.

Was man aber nicht absehen kann, ist, ob Trump mit seinem „Zoll-Wirtschaftskrieg“ die Weltwirtschaft durch eine Lähmung seiner entscheidenden Akteure nicht bereits so beeinträchtigt, dass er selbst zum Trigger einer Rezession in den wichtigen Wirtschaften wird. China war für viele Länder (auch Deutschland) der Gewinnbringer des letzten Jahrzehnts und es geht dabei nicht nur um eine bilaterale Angelegenheit.



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3 Kommentare

  1. Hallo, sehr geschätzter Hr. Müller!
    Brilliante Einschätzung, wie immer! M.E. haben sie aber einen wesentlichen Aspekt vergessen und mr. president bringt dafür schon seine Figuren in Stellung. Wenn er wirtschaftlich zu scheitern drohen sollte so wird er sich nicht scheuen einen militärischen Konflikt vom Zaun zu brechen um sein Scheitern in den Hintergrund zu drängen – selbstverständlich wird eine militärische Intervention (vielleicht gegen den Iran) als notwendiger Vorgang im Sinne der „Nationalen Sicherheit“ den US-Bürgen verkauft um so seine Wiederwahl unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung zu erreichen. Irgendwie habe ich in Erinnerung, dass wir doch soetwas schon einmal erlebten.
    LG

    1. https://www.wsws.org/de/articles/2003/07/irak-j24.html
      Die Kriege zettelt nicht der Präsident an.
      Er verhindert sie (Kennedy – Einfall in Kuba) oder eben nicht (Bush, Obama: http://www.upi-institut.de/irakkrieg.htm.

  2. Verhandlungsstil: Wir machen es in der Fa. genauso, Autobranche – Bayern.

    Hab ich in Stuttgart auf dem Flohmarkt auch nicht anders gemacht.
    20€ verlangt, 12€ wollt ich eigentlich.

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