FMW-Redaktion
Wir hatten gerade erst darauf hingewiesen. Die EU hat die völlig marode italienische Bank „Monte dei Paschi“ zu einer eigentlich gesunden Bank erklärt, der man lediglich kurzfristig unter die Arme greifen müsse. Geschieht bald in Spanien genau das selbe? Dort steht die sechstgrößte Bank des Landes „Banco Popular“ vor dem Kollaps. Der Aktienkurs zeigt eindrucksvoll das Vertrauen der Anleger in die Bank. Der Kurs stürzt immer schneller ab, vor allem seit Ende Mai, wo sich der Aktienkurs nochmal zügig halbiert hat in einer Woche von 0,66 auf jetzt 0,33 Euro. Würden Sie diese Aktie kaufen nach dem Motto „was schon so billig ist, muss auch mal steigen?“
Nein, Scherz bei Seite. Was so kräftig fällt, kann auch runtergehen auf 1-2 Cent im Spread, oder vorher einfach pleite gehen. Letztlich hat die Banco Popular das selbe Problem wie Monte dei Paschi. Die faulen Kredite aus der Finanzkrise wurden nie beseitigt. In Europa dachte man anders als in den USA man könne die kaputten Bankbilanzen einfach durch genug erkaufte Zeit wieder aufbessern. Langsam erholen, langsam faule Kredite abbauen – das hörte sich ja ganz gut an, in der Theorie. In der Praxis wurde es nur noch schlimmer.
Bei Spanien, einem Land mit halb so viel Einwohnern wie Deutschland, schafft es die sechstgrößte Bank doch tatsächlich letztes Jahr einen offiziellen Verlust von 3,5 Milliarden Euro zu produzieren. Zuletzt musste man aber weiteren Schrott nachträglich abschreiben. Wir kennen sie alle, die Berichte von Spaniern, die vor allem in Eigentumswohnungen sitzen, die sie sich nie leisten konnten. Doch im Zuge des ungezähmten Booms bekam jeder Geringverdiener eine Eigentumswohnung oder ein Häuschen aufgeschwatzt.
Natürlich sind die Käufer nicht völlig unschuldig, aber die moralische Hauptschuld muss dem Bankensektor zugeschrieben werden, wenn der dem Kunden ständig erzählt, dass Besitzen doch viel besser ist als Mieten, und dass er sich so eine Finanzierung problemlos leisten kann. Natürlich fällen wir hier ein recht pauschales Urteil, aber wir können nun mal nicht jeden Fall einzeln besprechen! Die Schuldner hocken auch gut zehn Jahre nach der Krise immer noch in ihrer Wohnung, deren Raten sie nicht abzahlen können. Die Banken hocken noch immer auf Bergen von Krediten, die nicht bedient werden.
Nun scheint die Banco Popular ein Opfer dieser Krise zu werden. Oder sie wird von der EU wie auch die Monte dei Paschi zu einer „eigentlich kerngesunden Bank“ erklärt, der man „vorübergehend“ mal kurz mit spanischem Steuergeld helfen kann? Bisher war es der Banco Popular nicht gelungen einen Käufer für sich selbst zu finden, oder frisches Kapital aufzunehmen. Angeblich trifft sich der Bankchef schon heute oder im Laufe der Woche mit der EZB, also der obersten Bankenaufsicht in der Eurozone. Wird dort so ein wunderschöner Deal durchgesprochen wie bei Monte dei Paschi? Dann hätte es vom Präzedenzfall in Italien ja nur eine Woche bis zum zweiten Fall gedauert, der das System der Bankenrettung in der Eurozone ad absurdum führt.
Wir können über dieser Gespräch mit der EZB nur mutmaßen Was kommt dabei raus? Und nochmal die Frage an Sie: Würden Sie diese Aktie jetzt kaufen?
Die Aktie der Banco Popular seit November 2016. Gut sichtbar am Ende des Charts der aktuelle Absturz seit Ende Mai.
Die Aktie der Banco Popular seit 2006. Im Jahr 2007 lag die Aktie noch bei über 35 Euro.
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Kaufen kaufen kaufen unbedingt kaufen.
Ich würde auch sagen: „Kaufen, kaufen, kaufen“.
Denn da die Bank sowieso mit Steuergeldern gerettet wird, werden die Aktienkurse wieder nach oben gehen.
Im Falle von Monte Paschi werden die Aktionäre wohl fast alles verlieren. Insofern werden eigentlich nur die Anleihenhalter gerettet. Dessen sollte man sich bewusst sein wenn man auf eine staatliche „Rettung“ spekuliert.