Peking bleibt bei seinem schuldenfinanzierten Wachstumskurs – Anleger und Analysten zeigen sich ernüchtert. Chinas Wirtschaftspolitik für 2025 bleibt auf altbekannten Pfaden: Statt grundlegender Reformen setzt die Regierung auf moderate Lockerung und hohe Staatsausgaben in China. Dies enttäuscht nicht nur Analysten, sondern schlägt sich auch an den Aktienmärkten nieder.
Sowohl ausländische als auch chinesische Anleger zeigten sich von den Ergebnissen der Konferenz enttäuscht. Der Hang Seng Index, der von internationalen Investoren dominiert wird, verlor ebenso wie die Börsen in Shanghai und Shenzhen etwa 2,3 % ihres Wertes. Beide Gruppen hatten auf konkrete Maßnahmen gehofft, die der stagnierenden Wirtschaft in China neuen Schwung geben könnten. Doch statt Innovation bleibt Peking seinem bewährten, aber zunehmend umstrittenen schuldengetriebenen Wachstumsmodell treu.
Vertraute Rezepte für eine stagnierende Wirtschaft in China
Die Zentrale Wirtschaftskonferenz, die jedes Jahr im Dezember stattfindet, gilt als Chinas Leitfaden für die Wirtschaftspolitik des kommenden Jahres. Angesichts einer anhaltenden Deflation, schwachem Konsum und einem kriselnden Immobilienmarkt lag die Erwartungshaltung hoch. Die politische Führung um Xi Jinping bekräftigte jedoch lediglich den Kurs einer „proaktiven Fiskalpolitik“ und „moderaten Lockerung“.
Analysten hatten gehofft, dass die Konferenz tiefgreifendere Antworten auf strukturelle Probleme in China liefern würde. Die Deflation hält seit sechs Quartalen an – der längste Zeitraum in diesem Jahrhundert. Der Immobilienmarkt zeigt keine Anzeichen einer Erholung, und das Vertrauen von Verbrauchern und Unternehmen bleibt auf einem Tiefpunkt. Die Konferenz bekräftigte jedoch nur den Fokus auf schuldenfinanzierte Ausgaben, die stärker auf den Konsum ausgerichtet werden sollen.
Neun Aufgaben, aber keine Reformagenda
Der Abschlussbericht der Konferenz listet neun Hauptaufgaben für 2025 auf, darunter die Förderung von Konsum und Investitionen, die Entwicklung neuer Technologien und die Stabilisierung des Außenhandels. Maßnahmen zur Eindämmung systemischer Risiken, insbesondere im Finanzsektor, sowie eine stärkere Betonung von Nachhaltigkeit und grünem Wachstum wurden ebenfalls genannt. Doch diese Aufgaben sind wenig mehr als Absichtserklärungen. Auch die andeutete Anhebung des Haushaltsdefizits auf bis zu 4,5 % des Bruttoinlandsprodukts in China – ein historisch hohes Niveau – deutet auf eine Fortsetzung des bisherigen schuldengetriebenen Kurses hin. Lian Ping, Ökonom am Guangkai Chief Industry Research Institute, sieht in einem Artikel für Xinhua Finance hierin eine klare Priorisierung kurzfristiger Stabilisierung gegenüber langfristigen Reformen.
Stimmen der Experten: Fehlender Mut zur Veränderung
Experten wie Larry Hu von der Macquarie Group kritisieren die fehlende Reformbereitschaft. „Die Regierung wird vermutlich keine direkten Geldtransfers an Verbraucher vornehmen, sondern die öffentlichen Ausgaben insgesamt erhöhen“, so Hu. Auch Chang Shu von Bloomberg Economics erwartet keinen grundlegenden Wandel. Er prognostiziert, dass Pekings Fokus auf kontrollierten Stimulus anhalten wird, mit begrenztem Erfolg. Er erwartet, dass das Wachstum in China weiter langsam sein wird und die Maßnahmen lediglich als Puffer dienen. Die Reaktionen der Börsen zeigen, dass diese Strategie nicht ausreicht, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Duncan Wrigley von Pantheon Macroeconomics warnt: „Das Wachstum wird 2025 vermutlich auf 4,4 % fallen und sich 2026 weiter auf 4 % abschwächen – getrieben von hohen, aber nicht nachhaltigen Schulden.“
Ein gefährlicher Balanceakt
Die politische Führung scheint weder bereit, noch in der Lage, die strukturellen Schwächen der chinesischen Wirtschaft anzugehen. Ohne tiefgreifende Reformen könnte das stagnierende Wachstum Chinas Abhängigkeit von Schulden weiter verschärfen. Der Rückgang der Börsenkurse ist ein Warnsignal: Wenn Peking nicht mutigere Schritte unternimmt, droht das Vertrauen der Investoren langfristig verloren zu gehen.
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Was wären denn mutige Schritte? Helikoptergeld?