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Keine neue Asienkrise? Doch! Und warum es kein neues Wunder geben wird..

Von Markus Fugmann

Allerorten heisst es von Analysten, dass die Welt nicht vor einer neuen Asien-Krise stehe. Aber stimmt das wirklich? Zunächst einmal war die Asienkrise der Jahre 1997/98 ein Phänomen, das auf einige wenige Staaten wie Thailand, Südkorea, Indonesien und Malaysia beschränkt war – während China kaum betroffen war. Die betroffenen Länder hatten einen maßlosen Kreditboom erlebt (wie in China), hohe Auslandsschulden und zu wenige Fremdwährungsreserven (nicht wie in China). Aber der maßlose Kreditboom in China hat eine Dimension, die am ehesten mit den Ereignissen in den USA vergleichbar ist, als dort die Kreditblase ab 2007 zu platzen begann.

Was den USA damals geholfen hat und das Land am schnellsten sich hat erholen lassen, war die Tatsache, dass die Verschuldung der US-Bürger zu großen Teilen ins Ausland verkauft worden war über Kreditverbriefungen. Insofern hatte das Platzen der Blase vor allem Deutschland getroffen, weil die deutschen Landesbanken nach Wegfall ihres Geschäftsmodells diese verbrieften Kredite massiv gekauft hatten. Deutschland hat faktisch den Hauptteil der Zeche bezahlt.

Genau das aber ist nun das Problem Chinas: es hat seine Schullden nicht exportiert! Die Verschuldung von chinesischen Lokalverwaltungen, Unternehmen und Bürgern ist überwiegend auf den Heimatmarkt fokussiert – und das bedeutet, dass die Folgen einer platzenden Blase in China eben nicht exportiert werden können wie es einst die USA taten. Mithin tritt also nun eine Kettenreaktion ein, die China selbst trifft – und damit automatisch die Nachbarländer Chinas treffen wird, die stark vom Reich der Mitte abhängig sind. Insbesondere Länder wie Südkorea oder Vietnam sind daher, trotz besserer Voraussetzungen als 1997/1998, extrem gefährdet. Das aber wird von den Analysten ignoriert, die sich nur auf die geringere Verschuldung der asiatischen Staaten fokussieren und nicht erkennen, dass China einfach zu groß ist, um mit seinem eigenen Niedergang nicht auch andere Staaten mitzureißen.

Als 2008/2009 die Finanzkrise tobte, war das vorwiegend ein Phänomen des Westens. Was damals den totalen Zusammenbruch verhinderte, war die Hoffnung auf China: das Reich der Mitte schien unaufhaltsam auf dem Weg nach oben, initierte gigantische Stimulus-Projekte, die Rohstoffpreise stiegen scharf und sorgten so dafür, das der Westen aus der Krise kam, weil die Schwellenländer einen starken Boom erlebten. Jetzt aber liegen die Rohstoffpreise am Boden, Schwellenländer wie Brasilien oder Russland stürzen ab – woher soll da ein neues Wunder kommen, das die Weltkonjunktur wieder nach oben zieht? Mit China bricht die Hoffnung weg, dass es der Welt eigentlich gut geht, dass die Dinge wieder ins Lot kommen werden. Wenn ein Koloß wie China wankt, werden die Folgen gigantisch sein – dagegen erscheint dann die Asienkrise der Jahre 1997/97 wie ein laues Lüftchen..



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