Ist der Hype um KI eine Blase? Besonders skeptische Beobachter des parabolischen Anstiegs der Tech-Unternehmen warnen seit längerem vor dem, was bisher jeder Basisinnovation passiert war: die anfängliche Euphorie weicht der Realität!
KI-Blase: FOMO und „The Greater Fool Theory“
Es scheint ein zutiefst menschliches Muster zu sein, die Erwartungen an Geschwindigkeit und Ausmaß der Durchdringung von Wirtschaftssubjekten (Unternehmen und Menschen) durch die Segnungen von Innovation zu überschätzen. Es gibt selbstverständlich viele wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema solcher Innovationszyklen, deren Ablauf inzwischen kein Geheimnis irgendwelcher Eliten mehr sind, sondern allgemein und offen erkennbar für Jeden diskutiert werden. Auch stellen immer mehr Finanzmarkt-Profis und sogar die Hauptproponenten dieser Blasenentwicklung (wie Sam Altman von OpenAI) diese These für den KI-Hype nicht mehr generell in Frage, sondern deuten mehr oder weniger verklausuliert an, dass es nur mehr darum geht, wann die KI-Blase platzt.
KI-Blase: Eine Kombination zweier (börsen-)psychologischer Phänomene
Was ist der Grund für offensichtlich genügend Marktteilnehmer trotz (und nach klassischen Maßstäben) überzogenster Bewertungen involvierter Unternehmen, deren Anteile zu immer weiteren Allzeithochs zu pushen?
Die Antwort ist auch hier hauptsächlich in der psychologischen Komponente des gewinnmaximierenden „homo oeconomicus“ zu suchen. Einerseits ist es die Gier, Profit wie andere im meist gleichgesinnten Umfeld zu machen. Oder eben die Angst, Gewinne zu verpassen, während alle anderen sie mit scheinbar überschaubarem Risiko nur „abzuholen brauchen“. Auch bekannt als FOMO („Fear of Missing Out“).
Andererseits muss es aber eine weitere Komponente geben, damit sich das auch tatsächlich in steigenden Kursen auswirkt, insbesondere wenn für Alle eigentlich sichtbar die Preise der Anteile von Unternehmen schon längst in irrationale Höhen entschwunden sind – und Rationalisten wie Warren Buffett sich schon längst aus solchen Investments fernhalten. Der Treiber dieser fortgesetzten Irrationalitäten werden in der „Greater Fool Theory“ klar auf den Punkt gebracht.
Der Einfachheit halber hier als Zitat aus Wikipedia dazu: „In der klassischen Finanzanalyse geht man davon aus, dass jedes Finanzprodukt (wie beispielsweise eine Aktie oder eine Immobilie) einen angemessenen „inneren Wert“ hat. Dieser unterscheidet sich vom Marktwert, also dem Preis, zu dem das Finanzprodukt am Markt gehandelt wird. Wenn ein Käufer ein Finanzprodukt zu einem Marktwert unterhalb des inneren Wertes kauft, so macht er ein gutes Geschäft. Im Umkehrschluss sollten Käufer es vermeiden, am Markt Preise oberhalb des inneren Wertes zu zahlen.
Die Greater fool theory widerspricht dieser Annahme. Sie geht davon aus, „dass es sich lohne, ein Spekulationsobjekt über Wert zu erwerben, weil sich bestimmt ein noch größerer „Trottel“ finde, der es zu einem noch höheren Kurs kaufe.“
Diese Theorie erklärt auch die Ursache, warum die Dauer einer solchen offensichtlichen Übertreibung sehr schwer bestimmbar ist. Ab wann glaubt eine kritische Masse der Investoren nicht mehr, dass sie einen „noch Dümmeren finden“, dem sie ihren Anteil mit Gewinn verkaufen können? Auch hier ist die Antwort wieder mit eine Brise Küchenpsychologie garnierbar: sobald diese kritische Masse an Käufern/Investoren ausreichend Zweifel ereilen, dass es aufgrund einer Information oder eines überraschenden Ereignisses diesen Dümmeren nicht mehr gibt, der in dieser Situation trotzdem noch bereit ist einen Preis zu zahlen, der noch überteuerter ist.
Die Abhärtung wirkt – Informationsstrategie der Finanzwirtschaft im Wandel
Bisher schienen auch besonders Retail-Investoren – also Private – kaum in die Phase solcher Zweifel abzudriften, da es bisher mit dem Thema KI „immer noch gut gegangen ist“. Auch scheint hier das Marketing der Wall Street zu greifen, dass Unternehmens-Bewertungen eigentlich in diesem Zusammenhang irrelevant seien. Hinzu kommt, dass immer noch genügend Liquidität vorhanden und Vertrauen in die Story bestand, sodass Dips als Nachkaufgelegenheit und nicht als ernsthafte Gefahr für Gewinne gesehen wurden.
Zudem kommt auch die Kommunikation der Finanzwirtschaft, die die Privaten inzwischen relativ offen über mögliche kommende Korrekturen und deren mögliche Ursachen informieren bzw. auch gezielt kalmieren. Bestes Beispiel war das Auftauchen von „DeepSeek“, das rational betrachtet das aktuelle Investitionsmodell der US-KI-Oligarchie längst als ineffizient und völlig überteuert entlarvt hat. Der „kleine Mann“ hat also immer das Gefühl zu wissen, was gerade passiert und somit das Gefühl, dass zum Schluss ohnedies alles unter Kontrolle ist. Eine Abhärtungsstrategie, die eine gewisse Gelassenheit erzeugt, mit der auch Smart Money inzwischen verlässlich über die überschaubaren Schwankungen am Markt gutes Geld verdienen kann.
Neue Töne aus den „Systemmedien“
Welche Signale gibt es allerdings aktuell, dass der „Greater Fool“ aber doch schneller abhandenkommen könnte, als von Vielen noch vermutet? Der Hauptgrund ist die zuletzt wahrnehmbare mediale Berichterstattung – auch auffallend in den „Systemorganen“ der Wall Street – die in den letzten Wochen die gegenseitigen Umsatzbeschaffungen und Beteiligungen der Big Player untereinander nicht mehr ausschließlich positiv thematisieren, sondern deren Auswirkungen auf Unternehmenszahlen überraschend kritisch hinterfragen. Besonders Nvidia – am Anfang der KI-Nahrungskette und Hauptprofiteur des Goldrausches -, sieht offensichtlich die Notwendigkeit, die KI-Story über das ohnedies schon fragliche Maß hinaus mit Zirkelgeschäften und ebensolchen Beteiligungen weiter zu befeuern.
Timing kaum möglich – aber die KI-Blase scheint angeschlagen
Wer sich den eingangs erwähnten Innovationszyklus vor Augen hält, ist der Vertrauensverlust in die Werthaltigkeit der Story ein sehr kritischer Zeitpunkt im Leben einer Blase. Das bedeutet zwar nicht, dass das Platzen unmittelbar bevorsteht bzw. sich Timen lässt, aber dass es nur mehr eines vielleicht geringfügigen Anlasses bedarf, eine fast ebenso irrationale Bewegung in die andere Richtung auszulösen. Jeder weiß inzwischen, dass die Chance, genügend „Greater Fools“ zu finden, deutlich abgenommen hat und diese Entwicklung wohl ohne wirklich essentielle positive Meldungen zur Monetarisierbarkeit dieser Billioneninvestments sich noch verstärken wird..
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