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Worin der konkrete Mehrwert von KI für Unternehmen liegt

Künstliche Intelligenz oder KI kann für Unternehmen und Anleger einen konkreten Mehrwert schaffen. Hier dazu eine Analyse.

KI auf dem Smartphone

Fast zwei Drittel der deutschen Unternehmen verwenden bereits künstliche Intelligenz (KI) beziehungsweise Machine Learning (ML) – bei den großen Firmen sind es schon über drei Viertel. Die Budgets für automatisiertes Lernen und Handeln steigen aktuell jährlich im zweistelligen prozentualen Bereich. Doch wo liegt der konkrete Nutzen aus Sicht der Aktionäre, also der Anteilseigner am Unternehmens-Erfolg bzw. Misserfolg? Und wer profitiert mehr? Die Anbieter oder die Anwender? Hier dazu eine Analyse.

KI hat sich in Unternehmen bereits bewährt

Während der Pandemie erhöhten mehr als die Hälfte der Unternehmen hierzulande ihre Budgets für Künstliche Intelligenz, also noch vor dem aktuellen KI-Hype an der Wall Street. Eine Studie von Microsoft, DATALAB und Lufthansa Industry Solutions zeigt, dass die Anpassungsfähigkeit von Unternehmen bei Planungs- und Produktionsprozessen zu mehr Widerstandsfähigkeit gegen externe Schocks beiträgt. Wobei entscheidend ist, dass die künstliche Intelligenz über genügend Daten verfügt, um ein Unternehmen im Krisenfall wie ein Autopilot zu steuern und permanent nachjustieren zu können. Aber es benötigt Zeit, bis die Vorteile der KI bzw. ML als integraler Bestandteil einer Digitalisierungsstrategie spürbar werden – auch bei den Gewinnmargen oder schlicht, um das Unternehmen vor unvorhersehbaren Ereignissen zu schützen.

Klassische Felder für den Einsatz von KI

Die umfangreichste Anwendung findet die Künstliche Intelligenz weiterhin in der IT sowie in der direkten Umgebung der Güterproduktion (Steuerung, Qualitätskontrolle, Logistik etc.). Ein immer wichtigeres Thema für Aktiengesellschaften wird die Abwehr von Cyberangriffen. Bereits jedes dritte deutsche Unternehmen und zahlreiche öffentliche Behörden sind schon Opfer von Internetkriminalität geworden. Die Anbieter entsprechender Abwehr- und Sicherheitssoftware gehören daher zu den aktivsten Nutzern von KI für ihre Sicherheitslösungen. Perspektivisch ist es sogar denkbar, dass auch die Polizei, das Militär und investigative Dienste sich vermehrt der KI bedienen, zum Beispiel um Täterprofile zu erstellen oder möglich Krisenszenarien zu simulieren (zu entwickeln).

Daraus ergeben sich allerdings auch Risiken: Bereits im Jahr 1983 beschäftigte sich der Film „WarGames“ mit einem mit Künstlicher Intelligenz versehenen Kriegscomputer namens „WOPR“ (ausgesprochen „Whopper“). Die Technik des Maschinellen Lernens wandte sich im Laufe eines gespielten Szenarios mithilfe des Zugriffs auf Massenvernichtungswaffen gegen die Menschheit, die die KI aus dem Gelernten als Bedrohung für sich und ihre Umwelt ansah. Zum Glück konnte die Maschine durch simple Logik zu dem Schluss gebracht werden, dass dies auch ihr Ende wäre, und sie ließ die Welt am Ende unzerstört.

In dem Film wurde eine Entwicklung der KI bereits sehr gut antizipiert: das Übergeben der Steuerung und Überwachung hochkomplexer IT-Infrastrukturen an die Künstliche Intelligenz. Hier geraten Menschen immer mehr an ihre Grenzen. Ohne automatisierte, selbstlernende Systeme sind heutzutage weder das Managen des Straßenverkehrs in Mega-Metropolen noch das virtuelle Testen eines neuen Flugzeugmodells auf seine grundsätzliche Flugtauglichkeit möglich. Doch selbst einfachere Aufgaben, wie zum Beispiel die Lohnbuchhaltung lernen IT-Systeme bereits millionenfach in Unternehmen, indem sie im Hintergrund die Aktivitäten der Menschen am PC verfolgen, diese lernen, nachahmen und optimieren.

Künstliche Intelligenz schläft nie

Die Steigerung der Produktivität in Unternehmen durch den erfolgreichen Einsatz von KI ist eines der wesentlichsten betriebswirtschaftlichen Vorteile der KI. Folgende acht Eigenschaften machen sie für Anwender betriebswirtschaftlich nützlich:

– KI arbeitet theoretisch 24/7
– KI wird nicht krank
– KI braucht keinen Urlaub
– KI ist in einer global digital vernetzten Aktiengesellschaft omnipräsent – ohne Reisespesen
– KI hat keine Bedürfnisse außer den programmierten (sie ist theoretisch unbestechlich, rational, benötigt keine Nahrung und Kleidung, sondern nur Strom und Hardware, braucht keine Raucherpausen oder Elternzeit)
– KI wird durch steigende Rechenleistung und fortschreitende Lernprozesse immer kreativer und bei der Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungen und Prozesse bis hin zur Kunst (KI-generierte Lichtshows, Marketing und sogar Gemälde) einsetzbar.
– KI schafft neues Wissen
– KI unterstützt unternehmerisch sinnvolles Handeln

KI und Kreativität

Künstliche Intelligenz kann bereits Gedichte schreiben, Witze kreieren, Bilder malen, Musikstücke komponieren, Artikel verfassen und plagiatsfreie Doktorarbeiten erstellen. Forscher der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und der Uni in Essex haben in einer Preprint-Studie im März dieses Jahres untersucht, wie kreativ KI im Vergleich zu Menschen ist. Dazu ließen sie 100 Teilnehmer und sechs KI-Programme Tests durchlaufen. Im Ergebnis konnten nur marginale Unterschiede zwischen den kohlenstoff- und siliziumbasierten Probanden festgestellt werden. „Die Untersuchung zeigt, dass Chatbots, denen dieselbe einfache Frage wie Menschen gestellt wird, mehr Ideen generieren, die im Durchschnitt genauso originell sind wie die von Menschen“, so ein Ergebnis der Studie. „Das hat uns nicht wirklich überrascht“, sagt Autorin Jennifer Haase von der Humboldt-Uni. „Denn die Programme sind im Bereich Alltagskreativität mittlerweile wirklich sehr gut.“

Durchgeführt wurden die Untersuchungen anhand eines simplen „Alternative Uses Test“ (AUT). Dabei werden für Alltagsgegenstände Verwendungsmöglichkeiten abgefragt. Noch steht die KI relativ am Anfang. Aber schon bei diesem Test waren nur noch knapp zehn Prozent der Menschen kreativer als jedes getestete KI-Programm. Damit wird die Künstliche Intelligenz perspektivisch in allen Wirtschaftssektoren (primär, sekundär, tertiär) unverzichtbar zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit.

Fazit

Aus Sicht der Anteilseigner ist es für nahezu jedes Aktien-Investment in Zukunft wichtig, wie erfolgreich das Management, das zukünftig ebenfalls KI-gestützt oder durch die KI selbst gestellt wird, selbstlernende Software und Maschinen einsetzt. Dazu müssen möglichst viele IT- und Produktionsbereiche, bis hin zur Buchhaltung / Rechnungswesen, dem Controlling, der Kommunikation, der Rechtsabteilung und dem Marketing miteinander digital vernetzt sein.

Die größten Gewinner auf der Anbieterseite werden aufgrund der niedrigen Wettbewerbsbarrieren und Nachahmerlösungen aber wohl keine Vielzahl von Unternehmen sein. Analog zu der Entwicklung der Unternehmen mit internetbasiertem Geschäft ab den späten 1990er-Jahren ist davon auszugehen, dass auf die KI-Goldgräberstimmung mit einer möglichen IPO-Welle eine knallharte Fusions- und Übernahme-Phase (M&A-Phase) mit extremer Konsolidierung bis hin zur Bildung von Oligopolen bei den KI- und ML-Anbietern folgt.

Aus Anlegersicht wäre eine Strategie plausibel, die sich spekulativ auf potenzielle Übernahmekandidaten bei den Programm-Entwicklern, z. B. im Bereich Unternehmensentwicklung, Buchhaltung / RW, Lagermanagement etc., zu konzentrieren oder alternativ die IT-Giganten zu akkumulieren bzw. zu halten, da diese sowohl die Kapitalpower als auch das Know-how und den Marktüberblick besitzen, um als Gewinner aus der M&A-Schlacht hervorzugehen.

Hier eine Liste aus dem Jahr 2023 mit 30 deutschen KI-Unternehmen (Forbes KI 30).

Eines bleibt allerdings wie bei den Aktien des damaligen New-Economy-Hypes unvorhersehbar: Welche KI- bzw. ML-Lösungen werden sich aufgrund ihrer Qualität am Markt durchsetzen können? Da die Künstliche Intelligenz eine Mischung aus Wissen und permanenten neuen Erfahrungen ist, werden die Erfolgsaussichten bereits bei der Softwareentwicklung gelegt. Kommt die KI gut ausgebildet und mit viel spezifischem bzw. für den Einsatz in der Praxis notwendigem aktuellem Wissen aus der Softwareschmiede und ist der Lernalgorithmus von hoher Qualität, dann sind dies die besten Voraussetzungen für ein erfolgreiches KI-Programm und in der Folge profitablere Anwender.

Wegen dieser für Privatanleger quasi Programm-Black-Box der jeweiligen KI scheint ein Portfolio, bestehend aus mehreren Werten sowohl aus KI-Anbietern, als auch aus KI-Anwendern am sinnvoll. Eine Prognose kann man aber mit relativ hoher Sicherheit abgeben: Aktiengesellschaften, egal aus welcher Branche, die sich des Themas KI/Digitalisierung nicht annehmen, werden zunehmend Wettbewerbsnachteile erleiden und geringere Margen erwirtschaften und schlussendlich aus dem Markt ausscheiden.



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