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Ausweichen auf alternative Brennstoffe zu Gas Kohlepreis auf Rekordhoch – „Jagd nach Brennstoffen eskaliert“

Die Jagd auf Brennstoffe eskaliert. Der Kohlepreis für Asien und Europa erreicht neue Höchststände. Kohle als Ersatz für Gas ist gefragt.

Russland hat Nord Stream 1 erst einmal auf unbestimmte Zeit stillgelegt, und der Gaspreis am Großhandelsmarkt für Europa ist noch teurer geworden. Mehr als ohnehin schon in den letzten Monaten schaut man auf andere Brennstoffe, wenn Gas ein knappes Gut ist, und wenn vor allem Flüssiggas zu teuer wird. Und damit wiederum treibt man die Preise für diese alternativen Brennstoffe nach oben. So geschieht es derzeit mit Kohle. Nicht nur in Europa erreicht der Kohlepreis neue Rekordhochs.

Jagd nach Brennstoffen eskaliert – Kohle ist gefragt

Der Bloomberg-Energieexperte Stephen Stapczynski nutzt aktuell sogar die Formulierung, dass die weltweite Jagd nach Brennstoffen „eskaliert“. Der Kohlepreis für Kraftwerkskohle in Asien stieg auf ein Rekordniveau, da die Gefahr von Versorgungsunterbrechungen dem bereits in der Krise steckenden globalen Energiesektor neue Risiken hinzufügt. Der Preis für physische Spotkohle, die im australischen Hafen von Newcastle verladen wurde, lag am Freitag bei 436,71 Dollar pro Tonne, und erreichte damit ein Allzeithoch, wie aus dem zweiwöchentlich von OPIS erstellten Index hervorgeht, der Bloomberg News vorliegt. Das ist fast das Dreifache des Preises zu dieser Zeit im letzten Jahr.

Die Newcastle-Futures für Kohle für Oktober stiegen laut ICE Futures Europe am Montag um 5 % auf 463,75 Dollar pro Tonne und erreichten damit den höchsten Preis seit Januar 2016. Der europäische Benchmark-Kohlepreis erreicht ebenfalls ein Rekordniveau. Im Chart sieht man die Preisentwicklung für Kohle in Newcastle/Australien und in Europa in den letzten zwölf Monaten.

Kohlepreis für Europa und Australien in den letzten zwölf Monaten

Wetterprobleme könnten den Kohlepreis in Australien weiter anfachen

Die Ungewissheit über die Gaslieferungen nach Europa und die prognostizierte stärkere Nachfrage nach Kohle auf dem Kontinent treiben den Kohlepreis laut Bloomberg weiter in die Höhe. Auch in Australien, einem der weltweit wichtigsten Kohlelieferanten, drohen wetterbedingte Störungen in den Bergwerken, da für Ende 2022 zum dritten Mal in Folge eine La-Nina-Periode vorhergesagt wird, die zu stärkeren Regenfällen führen könnte.

„Jede schwerwiegende Unterbrechung der australischen Kohletransporte könnte den Preis für hochkalorische Kohle sogar auf neue Höchststände treiben“, so die Analysten von Morgan Stanley, darunter Marius van Straaten, in einer Mitteilung. In einigen früheren La-Nina-Perioden wurden Kohleminen und Eisenbahnlinien in den australischen Bundesstaaten New South Wales und Queensland durch starke Regenfälle gestört. Bei einem besonders schweren Wetterereignis, das sich über mehrere Monate in den Jahren 2010 und 2011 erstreckte, ging die Produktion um schätzungsweise 20 bis 30 % zurück.

Die Nachfrage nach Kohle hat wieder zugenommen, da das weltweite Gasangebot knapp ist, da einige Käufer Brennstoffimporte aus Russland meiden, und da in vielen Ländern nur langsam in andere Energiequellen, einschließlich erneuerbarer Energien, investiert wird. Mehrere europäische Länder haben Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen, während andere Großverbraucher, darunter Indien, ihre Importe erhöht haben.

Der Energieexperte Stephen Stapczynski drückt es zusammengefasst so aus: Die Kohlepreise in Asien steigen auf ein Rekordniveau, da die weltweite Jagd nach Brennstoffen eskaliert. Versorgungsunternehmen setzen auf Kohle als Ersatz für Flüssiggas, das zu teuer geworden ist, seit Russland die Lieferungen nach Europa gedrosselt hat.

Die Marktbeobachterin und Kommentatorin Lisa Abramowicz formuliert es so: Der Kohlepreis in Europa ist auf ein Rekordhoch gestiegen. Griechenland und andere EU-Mitglieder haben angesichts steigender Gaspreise begonnen wieder verstärkt auf den Energieträger Kohle zurückzugreifen.

Der Energieexperte Javier Blas sagt aktuell: Der Kohlepreis in Asien (Spot-Newcastle-Benchmark) ist mit fast 440 Dollar pro Tonne auf ein neues Allzeithoch gestiegen. Auf dem Terminmarkt sind die Preise sogar noch höher, was darauf hindeutet, dass die Händler mit einem weiteren Anstieg rechnen.

Lagerhalde für Kohle in Japan
Photographer: Kiyoshi Ota/Bloomberg

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Werden die 3 letzten AKW tatsächlich abgestellt, wird noch für etwa 12 Kohlekraftwerke mehr Kohle benötigt.
    Oder für 12 Gaskraftwerke Gas.

    Viele Grüße aus Andalusien
    Helmut

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