Europa

Konjunktur: Deutschlands Abhängigkeit von China überbewertet?

Die Bedeutung Chinas für die Konjunktur in Deuutschland ist geringer, als man denken könnte!

Die deutsche Exportwirtschaft ist zwar extrem abhängig von China und den seit eineinhalb Jahren grassierenden handelspolitischen Unsicherheiten, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft IW nahelegt – aber die deutsche Konjunktur insgesamt ist davon weniger betroffen, als man meinen könnte. Jürgen Grömling und Roland Matthes vom Kölner Institut haben den Zusammenhang zwischen dem großen Anteil, den die deutsche Wirtschaft an der internationalen Arbeitsteilung und dem grenzüberschreitenden Warenhandel besitzt, noch einmal betont.

Der Handelsstreit zwischen den USA und anderen Staaten hinterlässt damit eindeutige Spuren im deutschen Außenhandel. Die deutsche Industrieproduktion befindet sich bereits seit Mitte 2018 in einem Abwärtstrend, der im dritten Quartal 2019 einen Rückgang der Wertschöpfung von fünf Prozent preisbereinigt unter dem Wert des ersten Halbjahres 2018 aufweist. So weit eigentlich alles bekannt (allerdings sinkt der Anteil der Industrie am deutschen BIP stetig).

Aber dass die deutschen Unternehmen auf Gedeih und Verderb auf Chinas Entwicklung ausgeliefert sind, dem widersprach Roland Matthes in einem aktuellen Interview mit Gabor Steingart, dem ehemaligen Herausgebers des Handelsblatts.

 

Deutschlands Warenaustausch mit China

China ist zweifelsohne ein wichtiger Handelspartner Deutschlands. 2018 entsprach die Summe von Exporten und Importen immerhin einem Betrag von 200 Milliarden Euro. Allein Volkswagen verkaufte vier seiner gut zehn Millionen Fahrzeuge im Reich der Mitte.

Der Export belief sich auf sieben Prozent der Gesamtausfuhren, was aber gleichzeitig bedeutet, dass 93 Prozent der Exporte in andere Länder und insbesondere in die EU gingen.

Auch was den Import betrifft, ist Deutschland nicht stärker von China abhängig als die sechs größten Wirtschaftsnationen – kurioserweise auch weniger als die USA oder Japan.

Ökonom Matthes entkräftete auch die allgemeine Ansicht, dass der Aufstieg Deutschlands zum Exportweltmeister und der damit verbundene Bomm der deutschen Konjunktur stark mit Chinas Aufschwung korreliert sei. Es habe zwischen 1991 und 2018 zwar einen rasanten Zuwachs im Export von 290 Prozent gegeben, davon haben die Ausfuhren nach China aber „nur“ einen Anteil von 10 Prozent gehabt. Das deutsche Erfolgsmodell hätte auch ohne die Chinesen funktioniert, so Matthes:

„Trotzdem ist festzuhalten, dass mehr als 97 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung nicht von den Exporten nach China abhängen und auch das nominale Wirtschaftswachstum ohne die China-Exporte rund 30 Prozent betragen hätte. Insgesamt gesehen erscheint die exportseitige Abhängigkeit von China daher begrenzt – und der Blick auf hohe Umsatzanteile einiger großer deutscher Unternehmen in China verzerrt das Bild“

 

Schlussfolgerung: Konjunktur in Deutschland nicht so stark abhängig von China

Der Kölner Forscher kommt zu dem Ergebnis, dass die deutsche Exportwirtschaft sehr breit aufgestellt sei und man sich China gegenüber gerade aufgrund der häufig überschätzten Bedeutung des Landes für die deutsche Konjunktur nicht wie ein Bittsteller verhalten müsse. Wenngleich der gigantische Binnenmarkt natürlich ein großes ökonomisches Interesse eines jeden großen Konzerns in Deutschland hervorruft. Man solle sich aber nicht von den Chinesen einschüchtern lassen, wie es derzeit öfters zu beobachten sei, meint Matthes auch mit Blick auf die Frage, ob Huawei eine Lizenz für den Aufbau von 5G in Deutschland bekommen sollte..

Die Konjunktur Deutschlands ist weniger abhängig von China als viele glauben



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