Der heute um 10 Uhr gemeldete ifo-Geschäftsklimaindex zeigt erneut eine Verbesserung der Konjunktur in Deutschland. Geht es nun wirklich weiter bergauf? Einerseits hat die EZB acht Mal am Stück die Zinsen gesenkt, was die Kreditkosten in der Eurozone deutlich verbilligt. Andererseits wären da noch Trumps Zölle als massives Damoklesschwert. Im Juli laufen Trumps 90-Tages-Fristen aus, und dann könnte es wieder „hoch hergehen“ mit neuen Zöllen, Drohungen etc.
Aber ein großes Plus hat vor allem Deutschland. Die neue Bundesregierung setzt massiv auf neue Schulden. Die Schuldenbremse existiert nur noch auf dem Papier. Die Bundeswehr erhält quasi unbegrenzte Mittel, der Staat kann sich massiv neu verschulden. Und auch die Bundesländer erhalten wieder Spielraum für neue Schulden. Aktuell wird bekannt, dass die Bundesregierung bis zum Jahr 2029 mit zusätzlichen Schulden in Höhe von 846,9 Milliarden Euro plant. Egal wie dumm, ineffizient oder inkompetent man sich als Politiker anstellen mag: Egal ob für Konsum oder Investition – Milliarden über Milliarden an neuen Schulden werden die deutsche Konjunktur stimulieren, zumindest für die nächsten ein, zwei, drei Jahre? Wer nur genug neue Schulden macht und das Geld ausgibt, kann gar nicht anders, als kurzfristig die Wirtschaftsleistung (Bruttinlandsprodukt) aufzublähen. Aber ob das den Wohlstand nachhaltig mehrt?
Deswegen ist der Optimismus erst einmal spürbar, auch bei Ökonomen. Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, findet in seiner Analyse, die er nach 10 Uhr veröffentlicht hat, klare Worte. Von nun an dürfte sich die deutsche Wirtschaft erholen. Aber nicht wegen besserer Rahmenbedingungen für die Unternehmen, sondern vor allem wegen des riesigen Finanzpakets der Bundesregierung und der Zinssenkungen der EZB, so Krämer. Der Anstieg des ifo-Geschäftsklimas für die deutsche Konjunktur spiegelt seiner Aussage nach nicht die Freude der Unternehmen über eine Neuausrichtung der deutschen Wirtschaftspolitik wider, die nach Jahren einer erodierenden Standortqualität dringend notwendig wäre. Für den Durchschnitt der kommenden zehn Jahre erwartet man bei der Commerzbank beim Wirtschaftswachstum weiter nur eine schwarze Null (0,4%. p.a.).
Um diesen flachen Langfristtrend herum gibt es Schwankungen für die Konjunktur. Und hier schieben zwei Faktoren die Nachfrage an, so die Ökonomen der Commerzbank: Zum einen die EZB, die ihre Leitzinsen innerhalb eines Jahres von 4,0% auf 2,0% halbiert hat. Zum anderen ist die Fiskalpolitik zunehmend expansiv. Dabei meint Dr. Jörg Krämer nicht unbedingt die Mehrausgaben für Infrastruktur, die wegen quälend langer Planungs- und Genehmigungsverfahren nur langsam realisiert werden. Wichtiger sei, dass die Bundesregierung in großem Umfang Mittel aus den Kernhaushalten in Schattenhaushalte oder in Haushaltsposten verschiebt, die nicht der Schuldenbremse unterliegen. Wichtig für die deutsche Konjunktur: Dadurch würden im Kernhaushalt bereits 2026 in großem Stil Mittel frei werden, die schnell ausgegeben werden – etwa für die Mütterrente, Sonderabschreibungen für Unternehmen, niedrigere Stromkosten oder für die Senkung der Mehrwertsteuer für Restaurants.
Hinzu komme, dass sich die Länder höher verschulden dürfen und Gelder aus dem um 100 Milliarden Euro aufgestockten Klima- und Transformationsfonds ebenfalls schnell ausgegeben werden. Alles in allem beträgt der Fiskalimpuls 2026 laut Dr. Jörg Krämer schätzungsweise 1,3% des Bruttoinlandsprodukts. Vor allem deshalb erwarten er und seine Kollegen für 2026 ein Wirtschaftswachstum von 1,4%, nach 0,2% für dieses Jahr.
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Gibt’s eigentlich noch die Hütchenspieler wie früher am Bahnhof,oder haben die sich alle hinter Blackrock-Pinoccio &Lars Grinsebeil geschart?
….Aber nicht wegen besserer Rahmenbedingungen für die Unternehmen, sondern vor allem wegen des riesigen Finanzpakets der Bundesregierung und der Zinssenkungen der EZB,…
Und bei den neuen Rahmenbedingungen heißt die erste Unternehmerpflicht:
Erst einmal die Preiskalkulation überprüfen.
Bei der steigenden Nachfrage werden.doch wohl 30 bis 50 % „Sonderzuschlag“ möglich sein.
Viele Grüße aus Andalusien Helmut
Es gibt da auch noch die Lohnsteigerungen bei uns in Folge der hohen Inflation. Deshalb hatte man eigentlich mit einem Anstieg des Konsums gerechnet, was bisher aber nicht passierte. Deshalb auch fallende Konsumaktien in DE. Ich vermute, dass viele Leute deshalb mehr Geld auf dem Konto haben, das vielleicht demnächst in den Konsum fließt.
Ob die Investitionen in Infrastruktur und in Waffen wirklich einen Unterschied machen werden, weiß ich nicht. Steigende Baukosten sind eigentlich nicht positiv. Das könnte nur auf ein Umschichten von privaten Bauinvestitionen in öffentliche hinaus laufen.