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Konsum in Deutschland: Wo ist der Aufschwung?

Der Konsum in Deutschland zeigt seit einigen Monaten schon einen richtigen Absturz

Konsum im Abschwung

Er ist nicht ganz so bedeutsam für das Bruttoinlandsprodukt wie in der 70 Prozent-Konsumökonomie in den USA, der deutsche Konsum. Aber gut die Hälfte des deutschen BIP sind auch davon abhängig. Die letzte Erhebung zum privaten Konsum für den Monat Dezember verheißt nichts Gutes. Rutscht Deutschlands Wirtschaft noch einmal ins Minus im vierten Quartal?

Konsum: Omikron, Beschränkungen und hohe Inflation, des Schlechten zuviel?

Das HDE Konsumbarometer für den Dezember signalisiert Ungemach.

Es fiel im aktuellen Monat um drei Zähler niedriger gegenüber dem Vormonat und wenn man den längerfristigen Chart betrachtet. Wo ist hier die überbordende Nachfrage?

Das HDE-Konsumbarometer

Das HDE-Konsumbarometer

Dieser Frühindikator, der monatlich vom Handelsblatt Research Institute für den Handelsverband HDE berechnet wird, zeigt seit einigen Monaten schon einen richtigen Absturz, bei nahezu allen Komponenten ging es abwärts. Besonders bei den Konjunkturerwartungen, schuld daran waren sicher die Inflationserwartungen, die auf ein Allzeithoch bei dieser letzten Umfrage geklettert sind.

Natürlich hängt alles an der endlos scheinenden Corona-Pandemie ab, die sich in ihrer vierten Welle befindet. Die neuen Regelungen der Bundesregierung vom letzten Donnerstag waren aber noch gar nicht in der letzten Erhebung enthalten, trotzdem ist die Schwäche beim Konsum schon evident. Diese dürfte sich durch die 2G-Regeln und den Ausschluss der Ungeimpften im so wichtigen Weihnachtsgeschäft nicht gerade verbessern. Die meisten Weihnachtsmärkte wurden geschlossen, Großveranstaltungen reduziert. Nicht zu reden von den Einbußen für die Gastronomie.

Das Wehklagen der Funktionäre im Handel ist groß, HDE-Geschäftsführer Stefan Genth sprach schon von Umsatzrückgängen in dieser Zeit von bis zu 50 Prozent. Natürlich nicht in den Geschäften für den täglichen Bedarf.

Und auch nicht für den Onlinehandel, der im bisherigen Jahresverlauf um 16,1 Prozent zulegen konnte, während der reguläre Einzelhandel um 1,9 Prozent geschrumpft ist.

Technische Rezession ante portas?

Die Datenlage hat sich in Deutschland spürbar eingetrübt. Der sehr beachtete Ifo-Index war kürzlich schon das fünfte Mal in Folge gefallen. Der Rückgang betraf sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten.

Dann gestern die Daten des Statistischen Bundesamtes zum Auftragseingang der Industrie für den Monat Oktober. Ein Rückgang gegenüber dem Monat September von 6,9 Prozent (erwartet 0,5 Prozent).

Die frischen Produktionsdaten von plus 2,8 Prozent sprechen zwar eine andere Sprache, sind aber ein wenig ein Blick in den Rückspiegel.

Jetzt die neuen Corona-Einschränkungen und das neueste Konsumbarometer. Was wird dies für Folgen beim deutschen Bruttoinlandsprodukt in Q4 (2021) und Q1 (2022) haben?

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hatten erst im Herbst noch 0,5 Prozent für das laufende und 1,3 Prozent für das kommende Quartal vorhergesagt.

Jetzt rechnen die ersten Ökonomen bereits mit einer leichten technischen Rezession in Deutschland.

Fazit

Es bleibt auch im Jahr 2021 das Unweigerliche: Die Pandemie mit all ihren Imponderabilien macht jede Prognose für das Wachstum der Wirtschaft zu einer kleinen Lotterie. Ist denn nicht ständig die Rede von einer überbordenden Nachfrage, die zu Lieferzeiten führt, die weit ins neue Jahr hineinreichen? Von Lieferengpässen und Staus? Was ist mit dem Konsum, wenn das Weihnachtsgeschäft vorüber ist?

Aber vielleicht bessert sich auch die Lage mit Omikron rasch oder der Verbraucher handelt anders, als er es in seiner Lagebeurteilung vorgibt. So wie in Amerika, wo das Verbrauchervertrauen fast auf Rezessionsniveau steht, die Handelsumsätze aber fast auf Rekordniveau. Ganz im Sinne von: Achte nicht auf das was sie sagen, sondern auf das was sie tun.

Nur diese paar Gedanken zeigen, wie schwer die Lage einzuschätzen ist, wie schnell sich Aussichten verschlechtern oder auch verbessern können. Jetzt sieht es danach aus, dass wir in Deutschland ein paar Monate in ein Stagflationsszenario abtauchen könnten.



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