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Kreditausfälle dank Coronakrise? Obacht, was die Bundesbank dazu sagt

Skyline von Frankfurt - Kreditausfälle als Riesenproblem?

Die Rettungsmaßnahmen des deutschen Staates haben auch mal ein Lob verdient! Vielen wird derzeit durch die Coronakrise geholfen, zum Beispiel mit dem Instrument der Kurzarbeit (wahrscheinlich gut 10 Millionen Betroffene). Mit 100 Prozent Staatshaftung kann die bundeseigene KfW derzeit den Markt überfluten mit Krediten für Unternehmer und Konzerne. Das hilft vielen Betrieben das Überleben zu sichern. Doch nach der Krise? Was kommt danach? Wir erwähnen es seit Wochen. Die Kreditausfälle der Privatbanken können noch ein riesiges Problem werden!

Kreditausfälle werden kommen

Nach dem Ende der eigentlichen Coronavirus-Krise ist die wirtschaftliche Krise nämlich nicht zu Ende. Sie beginnt gerade erst. Denn die gestundeten Mieten und aufgenommenen KfW-Kredite müssen nun über Jahre hinweg abgestottert werden. Und bei den allermeisten Betrieben wird die Einnahmeseite noch lange Zeit unter der Zeit vor der Coronakrise hängen bleiben. Viele, sehr viele Kreditausfälle rollen wohl auf die deutsche Bankenlandschaft zu. Und das natürlich auch durch Privatkunden! Die Bundesbank hat heute eine Denkschrift veröffentlicht mit dem Titel „Der Bankensektor im Zeichen der Pandemie – die Perspektive der Bundesbank“. Hier glaubt man daran, dass die Lawine der Kreditausfälle ab dem 3. Quartal des Jahres startet.

Interessant ist die Aussage der Bundesbanker, dass man die Banken dazu in der Lage sehe Kreditausfälle zu verkraften, wie sie in den Jahren 2003 und 2009 aufgetreten seien. Aber wie man nun mal sagen muss: Diese Krise ist größer, heftiger und wird strukturell tiefe Wunden hinterlassen. Dass die Kreditausfälle kleiner oder maximal genau so groß ausfallen wie 2009, das ist doch eine recht optimistische Annahme! Also, Augen zu und durch? Wird schon irgendwie werden? Da rollt ein Problem auf die Banken zu! Hier die nach unserer Meinung entscheidenden Aussagen der Bundesbank von heute:

Die größten Sorgen machen mir als Aufseher die Kreditrisiken, die voraussichtlich vermehrt ab dem dritten Quartal schlagend werden.

Lassen Sie uns hierzu noch etwas in die Details gehen: Kredite an inländische Unternehmen und Selbstständige stehen im Fokus – sie machen etwa ein Viertel aller vergebenen Kredite aus. Diese Kredite laufen recht lange – mehr als 2/3 des Kreditvolumens hat eine Restlaufzeit von mehr als fünf Jahren. Moratorien, Bilanzierungs- und Abschreibungsregeln führen hier zu einem Zeitgewinn – nicht mehr und nicht weniger. Außerdem helfen die KfW-Kredite und andere staatliche Maßnahmen dabei, Unternehmen solvent zu halten.

Der „Moment der Wahrheit“ aber wird kommen, wenn sich die Kreditrisiken materialisieren. Wir wissen nicht, wie sich der Wertberichtigungsbedarf entwickelt. Das verfügbare Kapital ist aber ausreichend, um Wertberichtigungsquoten, wie wir sie 2003 oder 2009 gesehen haben, im Aggregat zu decken. Auch wenn die Kreditvergabe aktuell schnell und effizient laufen muss, ist für uns als Aufsicht klar: Das Vorsichtsprinzip bei der Kreditvergabe muss weiterhin gelten.

Blinde Kreditvergabe heute würde zu einer Flut von faulen Krediten morgen führen. Wir sollten heute keine „Altlasten“ schaffen, die uns alle womöglich weit in die Zukunft belasten. Deshalb gilt: Die Prozesse in den Banken müssen risikoorientiert bleiben. Die höheren Risiken dürfen das Verlustabsorptionspotenzial der Banken nicht übersteigen.



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1 Kommentar

  1. Der Zusammenbruch in der Finanzkrise betraf spekulative und gehebelte Finanzpakete.
    Die Verluste wurden auf 4,1 Billionen Dollar geschätzt.

    Das waren über 6 % des damaligen Weltwirtschaftsprodukts. Die Amerikaner haben ihre halbe Autoindustrie verstaatlicht um sie zu retten.

    Wir dürfen nicht rückblickend die Ausmaße nostalgisch romantisieren.
    Solange es in Deutschland ab jetzt wieder langsam aufwärts geht wäre ich nicht überrascht, wenn wir in der Zukunft gar nicht größere Schäden in einer Bilanz feststellen, als damals bei der Finanzkrise entstanden.

    Heftig ist gerade das Tempo.
    Shock and awe.
    Das kann psychologisch extrem wirken.
    Aber für die Realwirtschaft ist eine harte Rezession im Schnelldurchlauf von ca 12 Monaten besser zu überwinden als eine lang gezogenen Rezessionen.
    Vor Covid-19 standen die Zeichen der Konjunktur schlimmstenfalls auf ein Jahr der Stagnation. Egal was Youtuber so an Thesen aufstellen um Klicks zu erhalten (Motto „wer die schlimmsten Dinge vorher sagt bekommt die meisten Klicks und Abonnenten“).

    Diese Welt ist noch da, in Wartestellung. Wir müssen dafür sorgen, dass das so bleibt und möglichst weitreichend dann wieder dort weitergemacht werden kann wo wir im März aufgehört haben.
    Das können staatliche Programmen sehr effektiv leisten.

    2009, nicht 1929, droht und. Und das wird hart genug. Aber wir können viele Lektionen aus 2009 verwenden.

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