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Kredite und Schulden: Über Inflation und Deflation

Massentäuschung ist keine Seltenheit – das gilt auch für Kredite und Schulden. Sie salzen die menschliche Geschichte. Die halluzinatorischen Typen sind gut bekannt, ebenso wie die plötzliche Variation, die als Manie bezeichnet wird und im Allgemeinen nur lokal ist, wie die Tulpenmanie in Holland. Aber eine Täuschung, der die Mentalität der ganzen Welt zu einem bestimmten Zeitpunkt beeinflusst, war bisher unbekannt. All unsere Erfahrungen damit sind daher originell.

Dies ist eine Täuschung über den Kredit. Und während es von der Natur des Kredits her zu erwarten ist, dass eine bestimmte Linie die Sichtweise zwischen Gläubiger und Schuldner trennt, besteht die irrationale Tatsache in diesem Fall darin, dass Schuldner und Gläubiger seit mehr als zehn Jahren gemeinsam die gleichen Täuschungen verfolgen. In vielerlei Hinsicht hat die Torheit des Kreditgebers die Extravaganz des Kreditnehmers übertroffen. Die allgemeine Form dieser universellen Täuschung lässt sich an drei ihrer bekannten Merkmale ablesen.

1. die Idee, dass das Allheilmittel für Schulden weitere Schulden ist. Sie werden kaum ein Land oder eine Stadt finden, die ihre Schulden nicht vervielfacht hat. Die Summe dieses Anstiegs ist erstaunlich, und ein sehr hoher Anteil davon stellt einen Rückgriff auf Kredite dar, um die Schuldenreduzierung zu vermeiden.

2. eine inzwischen weithin akzeptierte soziale und politische Doktrin, die von der Prämisse ausgeht, dass Menschen Anspruch auf bestimmte Verbesserungen des Lebens haben. Wenn sie sich diese nicht sofort leisten können, d.h. wenn diese Verbesserungen aus ihren eigenen Mitteln nicht erbracht werden können, haben die Menschen dennoch Anspruch darauf, und Kredite müssen Ihnen gewährt werden. Wenn der Lebensstandard durch Kredite angehoben wird, was natürlich für eine Weile der Fall sein kann, die Menschen bessere Gläubiger, bessere Kunden sein werden, mit denen sie besser leben können und endlich in der Lage sind, ihre Schulden bereitwillig zu bezahlen. Wahrscheinlich ist die Hälfte aller westlichen Staaten bankrott, weil sie sich nach dieser Doktrin übermäßig verschuldet haben. Sie hat den Kredit der Länder ruiniert. Wenn die Menschen auf Kredit über ihre Verhältnisse gelebt haben, überholt sie die Schuld. Wenn sie sich besteuern, um sie zu bezahlen, bedeutet das, dass sie ein wenig zurückgehen müssen. Wenn sie ihre Schulden ablehnen, ist das das Ende ihres Kredits. In diesem Dilemma ist die ideale Lösung, die auch dem Gläubiger empfohlen wird: mehr Kredit, mehr Schulden.

3. Das Argument, dass Wohlstand ein Produkt von Krediten ist, während man ursprünglich vom ökonomischen Denken angenommen hatte, dass Wohlstand aus der Vermehrung und dem Austausch von Reichtum erwächst, und dass Kredite sein Produkt sind. Diese umgekehrte Denkweise ist grundlegend. Sie rationalisiert die Illusion als Ganzes.

Diese Zeilen wurden im Buch „A Bubble That Broke The World“ geschrieben von Garet Garrett 1932 veröffentlicht. Meine Übersetzung ins deutsche ist nah am Originaltext. Ein damals wichtiges Element, die hohe Verschuldung der europäischen Staaten aus dem ersten Weltkrieg, ist in der Übersetzung nicht enthalten. Dem Leser sollte aber bewusst sein, dass die Weltkriegsschulden die Ausgangssituation der Nationen für die 20er Jahre war.

Die Übersetzung könnte für ein Artikel von heute gehalten werden – und dies ist erschreckend. Erschreckend, da so viel Leid in der großen Depression und danach folgte. Ich schreibe dies nicht um Angst zu machen, sondern ich möchte den Blick auf zwei Dinge richten.

a.) Die große Depression wird immer mit 1929 verbunden. Dabei war die ökonomische Eskalation erst ein paar Jahre später (Bankenkrise/Verschuldungsproblematik). Damals hat Amerika die Alliierten mit Krediten zum Gewinnen des Krieges und danach viele Länder, darunter Deutschland mit Krediten unterstützt. Während die Deutschen unter massiven politischen Druck von „Rechts“ und „Links“ den Verpflichtungen des Vertrages von Versailles nachkamen (vor allem unter dem Druck von Frankreich), standen die Franzosen und Engländer ihrerseits unter dem Druck, die Kriegsschulden gegenüber den USA zu begleichen.
Amerika entwickelte sich wirtschaftlich rasant. Es exportierte seine Waren in alle Welt und die Drittländer wurden durch amerikanische Kreditgeber auf unterschiedlichsten Ebenen finanziell unterstützt. Die verschuldeten Länder sollten in der Weltwirtschaft Überschüsse erzielen und Schulden tilgen. Aber wie sollten die verschuldeten Länder Überschüsse gegenüber einem Land erzielen, welches zu seiner Zeit konkurrenzfähiger war? Das Problem, Waren auf Kredit an eine Wirtschaft zu verkaufen, die nahe dem Bankrott steht (und Target-2 Salden auflaufen), kennen wir.

b.) Die Inflation und Deflation kann theoretisch Resultat ein und desselben Problems sein. Was meine ich damit? Fast alle Geldformen in unserem System sind Kredite – Ansprüche auf zukünftige Leistung gegenüber Staaten, Unternehmen oder Privatpersonen. Wenn zu viele Ansprüche im System sind, droht zu einem Zeitpunkt ein Ausfall von Ansprüchen, da die versprochene Leistung nicht erbracht werden kann. Dieser „Ausfall“ der Leistung kann „inflationär“ oder „deflationär“ sein. Beim inflationären Fall werden die Ansprüche auf die zukünftige Leistung relativ entwertet, während beim deflationären Fall Ansprüche auf Leistung ausfallen (oder gekürzt werden). In den 30er Jahren war der Ausfall deflationär.

Seitdem und heute versuchen unsere Zentralbanken, den deflationären Fall zu verhindern und produzieren Kredite, um gegen die entstehenden Löcher im Finanzsystem anzublasen. Diese Löcher werden gerissen durch den Zusammenbruch ganzer Branchen aufgrund der Einschränkungen und der Veränderung des Verhaltens der Menschen durch den Ausbruch des Coronavirus.

„1, 2 oder 3, letzte Chance… vorbei!“ … „Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht.“ (Text im Kinderspiel)

Die Marktbewegungen sind unglaublich und niemand weiß, welche Blüten als nächstes getrieben werden. Vor allem raubt uns das Risiko einer starken Inflation oder starken Deflation die Sicherheit. Denn Liquidität kann wegen dem Inflationsrisiko genauso falsch sein, wie die Investition in 100% Aktien. Die Überlebensfähigkeit seines Vermögens zu maximieren, insbesondere wenn Schulden bestehen, erscheint mir derzeit als beste Strategie. Bis wir das Licht am Ende des Tunnels (hoffentlich bald) bei der Coronakrise sehen, können Sie Märkte beobachten, die sich verhalten wie: „like a loose cannon on the deck of the world…“ (siehe „Band I The Memoirs of Herbert Hoover – The Great Depression 1929 – 1941“).

Kredite - und Schulden als vermeintlich einziger Weg, Schulden zurück zu zahlen

Hinweis der Redaktion: der Autor arbeitet als Banker und möchte anonym bleiben



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1 Kommentar

  1. Die Zyklen bestehend aus Aufschwung, Hochphase, mit Abschwung/ Niedergang/Krieg/Reset ist ein Naturgesetz, das dem Schuldgeldsystem unterliegt. Nur so hält man die Menschheit am laufen und jeder ist bereit etwas zu leisten.
    Das Gegenteil wäre der absolute Sozialismus. Funktioniert aber ebenso wenig, da niemand gewillt wäre etwas zu leisten.
    Also der Bericht ist nichts Neues.

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