Gold/Silber

Krisenwährung und sicherer Hafen für Investoren: Gold als lohnende Geldanlage

In unsicheren Zeiten mit hoher Inflation suchen Anleger verstärkt nach Sicherheit, auch in Gold. Hier dazu ein Experteninterview.

Gold

In unsicheren wirtschaftlichen Zeiten mit Niedrigzinsen und hoher Inflation suchen Anleger verstärkt nach möglichst sicheren Geldanlagen. Neben NFTs oder Kryptowährungen gilt Gold, das nur begrenzt verfügbare Edelmetall, als Anlageform, über die man als Anleger nachdenken sollte. Weshalb dies so ist und was bei Gold als Kapitalanlage zu beachten ist, beantwortet im folgenden Interview Ronny Wagner, Geld- und Finanzcoach sowie Gründer der „Schule des Geldes“ und der NMF (Noble Metal Factory).

Wie bewerten Sie die Goldpreisentwicklung seit Beginn des Jahres 2022?

Ronny Wagner: Gold gilt seit jeher als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten, und dadurch profitiert der Goldpreis insbesondere in Krisenzeiten. Schauen wir uns derzeit um, sorgen einige Faktoren aktuell für ein schwieriges Umfeld. Zu nennen sind hier einerseits die immer noch nicht ausgestandene Corona-Pandemie, in deren Schatten sich Lieferengpässe und eine wahrscheinliche Rezession der Weltwirtschaft entwickelten und entwickeln. Andererseits ist mit dem Ukrainekonflikt eine gigantische Belastungsprobe für die westliche Welt hinzugekommen, die u.a. zu einem explosionsartigen Anstieg der Rohstoffpreise geführt hat. Und dann wären da noch die historisch niedrigen Zinsen in Kombination mit einer extrem hohen Inflation. Diese Gemengelage stellt die Währungshüter vor eine Herkulesaufgabe und zwingt die Anleger, ihre Depots in diesen riskanten Zeiten zu schützen. Mich wundert es kaum, dass der Goldpreis in Euro seit Jahresbeginn um fast 200 Euro je Feinunze angestiegen ist. Damit ist das Ende der Fahnenstange bei der Goldpreisentwicklung sicher noch nicht erreicht. Weitere Anstiege des Goldpreises in naher Zukunft von 20 bis 25 Prozent halte ich vor diesem Hintergrund für sehr naheliegend.

Viele sprechen im Zusammenhang mit Gold häufig von einer „Risikowährung“. Warum ist das so, und würden Sie dem zustimmen?

Ronny Wagner: Vermutlich meinen Anleger, dass Gold im Anlagebereich einen Sonderstatus genießt. Es ist eine Investition in die monetäre Unordnung mit ihrer kontinuierlichen Null- und Negativzinssituation, ihren steigenden Inflationszahlen und einer radikalisierten Geldpolitik. Was uns heute fehlt, ist eine greifbare, echte Geldwertstabilität. Die Zentralbanken können diese momentan nicht gewährleisten, was das Vertrauen der Menschen in diese Institutionen deutlich erschüttert hat. Die sich daraus ergebenden Risiken und die Möglichkeit, sich mit Gold zumindest ein Stück weit vor den Auswirkungen zu schützen, könnte eine Erklärung für diesen Ausdruck sein. Zumindest für mich ist das eine plausible Erklärung, der ich vollumfänglich zustimmen würde.

Betrachtet man die Goldpreisentwicklung über das gesamte letzte Jahr, so kann man eine enorme Steigerung erkennen. Welche Faktoren sind für diese Entwicklung ihrer Meinung nach ausschlaggebend?

Ronny Wagner: Nach der modernen Geldtheorie können Regierungen nicht Bankrott gehen, weil sie über ihre Institutionen Geld drucken können. Doch dieses Gelddrucken im Übermaß führt immer zu einer Inflation. Und in der sind es die Bürger, die darunter leiden und pleite gehen. Seit nunmehr ca. 100 Jahren leben wir mit einer Währungsordnung, die im Wesentlichen auf der Geldschöpfung durch Kredit beruht. Das bedeutet, dass wir eben auch in dieser Zeit eine gigantische Menge an Schulden angehäuft haben. Und durch den nach dem US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Hyman Minsky benannten Minsky-Effekt wissen wir, dass auf Schulden basierende Finanzsysteme zu Instabilität neigen. Daher braucht es auch niemanden zu wundern, dass uns Schuldenkrisen regelmäßig um die Ohren fliegen. In meinen Augen ist dies die nachhaltigste Erklärung und die für den Anleger bedeutsamste. Es mag sicherlich noch andere Faktoren geben, die kurzfristig einen Einfluss auf den Goldpreis haben. Doch die eigentliche Ursache für einen Anstieg des Goldpreises liegt in der Konstruktion unseres Geldsystems und den daraus resultierenden Problemen.

Anfang März erreichte der Goldpreis seinen sogenannten „Peak“. Denken Sie, dass dieser im kommenden Quartal bzw. im zweiten Halbjahr nochmal übertroffen werden kann?

Ronny Wagner: Ganz sicher ist der aktuelle „Peak“ nur eine Zwischenmarke auf dem Weg zu weiteren Höchstständen. Der französische Philosoph und Schriftsteller Voltaire erkannte vor über 300 Jahren bereits die Schwachstelle eines ungedeckten Papiergeldsystems, indem er bemerkte, dass Papiergeld früher oder später zu seinem inneren Wert NULL zurückkehrt. Während seiner letzten Lebensjahre beobachtete Voltaire eine schleichende und bald nicht mehr beherrschbare Wirtschaftskrise. In dieser Situation kamen Politiker auf die Idee, dass eine Volkswirtschaft „Geld“ nicht nur durch Leistung und Gegenleistung erschaffen könne, sondern indem der Staat Geld einfach aus dem Nichts entstehen lassen kann, es also einfach so drucken. Dies führt letztlich, wie Voltaire bemerkte, zu einer vollständigen Zerstörung der Papiergeldwährung. Auch unserem heutigen Geldsystem droht das gleiche Schicksal. Da der Goldpreis in genau dieser immer schwächer werdenden Papiergeldwährung ausgedrückt wird, muss der Goldpreis in einem solchen hyperinflationären Szenario gegen unendlich tendieren. Das ist eine mathematische Notwendigkeit.

Warum und vor allem wann sollten Menschen in Gold investieren?

Ronny Wagner: Gold ist die ultimative Reservewährung. Jeder, der etwas, für den Bedarfs- oder Notfall vorsorglich zurückbehalten und ansammeln möchte, sollte Gold kaufen. Da es sich bei Gold um ein knappes und nicht beliebig vermehrbares Wirtschaftsgut handelt, sollte ein Goldkauf auch nicht auf die lange Bank geschoben werden. Ich möchte noch einmal deutlich machen, dass ich ausschließlich den physischen Besitz und nicht die Investition in Buchgoldansprüche und Forderungspapiere auf Gold empfehle. Alles Gold, was jemals gefördert wurde, passt in einen Würfel mit den Kantenlängen von 22 Metern. Würden die deutschen Sparer ihr gesamtes Geldvermögen (7,4 Billionen Euro, Stand Ende drittes Quartal 2021) komplett in Gold investieren, würden Sie mit diesem Betrag fast zwei Drittel des gesamten Würfels kaufen können. Gold ist extrem knapp und kann im Fall einer erhöhten Nachfrage durch das Auftauchen sogenannter Schwarzer Schwäne schnell schwer verfügbar werden. Daher empfehle ich seit einigen Jahren Gold regelmäßig, z.B. in Form eines monatlichen Abo´s, zu erwerben.

Neuartige Geldanlagen wie Kryptowährungen oder NFT´s finden vor allem bei der jungen Generation Anklang. Denken Sie, dass derartige Währungen die Zukunft bestimmen werden?

Ronny Wagner: Ich bin ein Fan von Altbewährtem. Denn es hat bewiesen, dass es auch in unruhigen Zeiten bestehen kann und das Auftauchen Schwarzer Schwäne nicht fürchten muss. Diese neuartigen Geldanlagen mögen für den einen oder anderen eine interessante Möglichkeit des Investments sein. In meinen Augen müssen sie jedoch erst sturmerprobt sein und chaotische Situationen an den weltweiten Finanzmärkten überstehen, bis man sich ein wirkliches Urteil erlauben kann. Ich habe zwar auch einige Investitionen in diesem Bereich vorgenommen, allerdings ohne überzogene Erwartungen. Mal schauen, wie sich diese Anlageformen, wenn die erste Euphorie verflogen ist, schlagen werden. Vielleicht setzen sich diese Anlagen in der Zukunft durch, vielleicht landen sie auch schnell auf dem Müllhaufen der Geschichte. Wir sollten die Entwicklungen beobachten und uns dem Thema mit kleineren Investitionen vorsichtig nähern. Ich halte mich bei der Investition an die herkömmliche Wortbedeutung des Begriffs aus dem DUDEN: der langfristigen Anlage von Kapital in Sachwerten.

Disclaimer: Eine Haftung oder Garantie für Verluste oder Vermögensschäden für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der in diesem Artikel zur Verfügung gestellten Informationen, Aussagen und Meinungen wird in keiner Weise übernommen. finanzmarktwelt.de (Know How Pool GmbH) hat auf die hier veröffentlichten Aussagen der interviewten Person keinerlei Einfluss. Die Inhalte dieses Artikels dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen für Wertpapiere, Derivate oder sonstige Geldanlagen dar. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse des Lesers ausgerichtete fachkundige Anlageberatung.



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