Der Kryptomarkt steht an einem Wendepunkt. Nach Jahren atemberaubender Kursanstiege und spektakulärer Einbrüche suchen Anleger derzeit nach Orientierung. Bitcoin – das unangefochtene Aushängeschild der digitalen Vermögenswerte – kämpft mit einer überraschend schwachen Jahresbilanz. Auch andere Krypto-Assets konnten trotz wachsender Akzeptanz institutioneller Investoren kaum zulegen. Während sich traditionelle Märkte von Inflation und geopolitischen Unsicherheiten erholen, steckt die Welt der Kryptowährungen in einer Phase der Ernüchterung. Doch wie so oft im Zyklus dieser jungen Anlageklasse könnte genau das den Grundstein für den nächsten Aufschwung legen.
Krypto und Bitcoin im Härtetest
In der aktuellen Videoanalyse „Niemand beobachtet dies für den Kryptomarkt“ geht Bravos Research der Frage nach, ob die jüngste Schwächephase von Bitcoin und Co. bereits das Ende des Bullenmarkts einleitet – oder nur eine kurze Verschnaufpause im laufenden Aufwärtstrend ist.
Der Kryptomarkt erlebt derzeit eine seiner schwierigsten Phasen seit Beginn des aktuellen Bullenzyklus. Trotz hoher Erwartungen und eines intensiven Risikoprofils legte der Markt in den vergangenen zehn Monaten lediglich um rund drei Prozent zu – ein ernüchterndes Ergebnis im Vergleich zu anderen Anlageklassen: Gold stieg hingegen um 55 Prozent, der Aktienindex S&P 500 um zwölf Prozent und selbst Staatsanleihen brachten sechs Prozent Rendite. Diese Underperformance hat Zweifel an der Fortsetzung des aktuellen Bullenmarktes geweckt. Viele Beobachter gehen davon aus, dass der Aufschwung am Ende ist und eine längere Konsolidierung bevorsteht.
Ein wesentlicher Grund für die aktuelle Schwächephase ist die massive Bereinigung im gehebelten Handel mit Krypto-Assets in diesem Monat. Innerhalb von 24 Stunden wurden mehr als 1,4 Millionen Positionen im Wert von 19 Milliarden US-Dollar liquidiert – das größte Liquidationsereignis in der Krypto-Geschichte. Selbst große institutionelle Marktteilnehmer, die bislang als Treiber des Aufschwungs galten, wurden aus dem Markt gedrängt. Die Folge: Ein deutlicher Rückgang der Marktliquidität und ein Klima der Angst, das zuletzt Ende 2022 beobachtet wurde.
Drei Nachfragequellen für neuen Krypto-Aufschwung
Trotz dieses Einbruchs, der vor allem die Altcoins getroffen hat, zeigen Analysen von Bravos Research, dass sich drei zentrale Nachfragequellen herausbilden, die für eine Stabilisierung sprechen könnten. Die erste betrifft die Zuflüsse in börsengehandelte Fonds (ETFs) auf Bitcoin und Ethereum. Nach Abflüssen im Frühjahr 2025 sorgten starke Zuflüsse im Sommer für eine deutliche Erholung. Seit August jedoch bewegen sich die Mittelzuflüsse seitwärts – ein „gelbes Licht“, das auf abwartende Institutionen hindeutet.
Die zweite Quelle ist das Engagement von börsennotierten Unternehmen, die Kryptowährungen zunehmend als Teil ihrer Unternehmensreserven halten. Der Anteil von Bitcoin, der sich in den Bilanzen solcher Firmen wie beispielsweise von Michael Saylors Strategy befindet, stieg seit Oktober 2024 von 1,5 auf über 4 Prozent. Auch Ethereum und Solana verzeichneten Zuwächse, nachdem regulatorische Klarheit geschaffen wurde. Dieser Trend wirkt strukturell stützend, da die Coins langfristig gebunden und damit dem Umlauf entzogen werden.
Die dritte Nachfragekomponente betrifft die Vielzahl neuer Krypto-Fonds, die derzeit in den USA auf ihre Genehmigung warten. Mehr als 90 Anträge liegen den Behörden vor – darunter mehrere für Solana und XRP. Sollten diese nach dem Ende des Government Shutdowns genehmigt werden, dürfte das Milliarden an frischem Kapital in den Kryptomarkt spülen. Analysten halten die Chancen für eine Zulassung für hoch, da bereits etablierte Bitcoin- und Ethereum-Fonds als regulatorische Präzedenzfälle dienen und sich in der Praxis bewährt haben. Ein weiterer Faktor, der Bitcoin derzeit in die Karten spielt, ist der Debasement Trade, bei dem Anleger Staatsanleihen und Währungen wie den Dollar verkaufen, um stattdessen Gold und Kryptowährungen zu erwerben.
Ein Markt zwischen Bereinigung und Neubeginn
Insgesamt deutet vieles darauf hin, dass sich der Kryptomarkt derzeit in einer Konsolidierungsphase innerhalb eines übergeordneten Aufwärtstrends befindet. Der jüngste Einbruch könnte sich im Rückblick als reinigendes Gewitter erweisen. Der Abbau spekulativer Übertreibungen dürfte sich langfristig positiv auswirken, da die Marktstruktur zunehmend von organischer, fundamentaler Nachfrage getragen wird. Während kurzfristig noch Unsicherheit dominiert, sehen Beobachter wie Bravos Research die Basis für einen stabileren Bullenzyklus – gestützt durch institutionelles Kapital, zunehmende Akzeptanz und ein freundlicheres makroökonomisches Umfeld.
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