Von Markus Fugmann
Der Präsident der Richmond-Fed Jeffrey Lacker hat sich für eine Zinsanhebung bereits im Juni ausgesprochen – und damit erstmals einen konkreten Termin genannt. Lacker gilt eher als „hawk“, also als ein Vertreter einer strikteren Geldpolitik, die sich am Inflationsziel von 2% der Fed orientiert. Die Wirtschaft gewinne an Stärke, die Inflation bewege sich in Richtung des 2%-Ziels der Fed, so Lacker. Es sei daher sinnvoll, bereits im Juni anzuheben, wenn sich die Datenlage nicht grundlegend ändere: „Aber das müssten für mich überraschende Daten sein“, so Lacker.
Diese Deutung dürften jedoch nicht alle Fed-Mitglieder teilen – so hatten die letzten Inflationsdaten gezeigt, dass von einem Preisdruck keine Rede sein kann. Ohnehin ist die Berechnung der Inflation in den USA, vorsichtig formuliert, recht eigenwillig, wie wir in unserem Artikel „Warum die USA sich bei der Inflation in die Tasche lügen..“ gezeigt haben.
Ähnlich wie Lacker hat sich auch der Chef der Distriknotenbank von San Francisco, John Williams, gegenüber der „Financial Times“ geäußert. Es mache im gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeld Sinn, „wirklich ernsthaft darüber nachzudenken, diesen Prozess der Normalisierung zu beginnen“, so Williams. Besser man fange rechtzeitig damit und gehe bedacht vor, als später in Hektik zu verfallen, wenn man zu lange bei der Normalisierung der Geldpolitik zögere.
Grundsätzlich dürfte die Fed jedoch im gegenwärtiegn Umfeld Schwierigkeiten haben, die Zinsen anzuheben: EZB, Bank of Japan und immer mehr auch die People´s Bank of China lockern die Geldpolitik weiter. Möglich ist daher, dass die Fed eine kosmetische Zinsanhebung von 0,25% vornimmt und so das Signal einer angeblichen „Normalisierung“ der Geldpolitik zu geben, dann aber abwartet und den Zins lange auf diesem Niveau beläßt. Die derzeitige Dollar-Stärke hinterläßt bereits jetzt kräftige Bremsspuren bei US-Unternehmen – und deren Lobby wird sich in Washington zunehmend Gehör verschaffen..
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