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Dax: Längste Phase depressiver Stimmung seit Erhebung der Daten!

Bären dominieren das Parkett nun schon seit sechs Wochen

Dax Depression

In der letzten Woche sahen wir starke Volatilität an den Märkten – und damit auch bem DAX, der eine Berg- und Talfahrt absolvierte.

Das war heftig: Im ersten Augenblick waren Anleger erleichtert über die Aussage des US-Notenbankchefs Jay Powell, dass eine Zinsanhebung um 0,7% nicht zur Diskussion stünde. Doch kurz danach sorgte genau diese Aussage für einen Ausverkauf an den Aktienmärkten, da Angst darüber aufkam, ob die Notenbank denn überhaupt in der Lage sein wird, die Inflation einzudämmen. Aus einem Wochenplus am Mittwoch Abend wurde so bis zum Ende der Woche ein Wochenminus.

Dax: Längste Strecke der depressiven Stimmung

Das schlägt auf die Laune der DAX-Anleger. Unser Aktiensentiment ist auf -5,7 abgerutscht und notiert damit im Extrembereich. Nur jede 10. Woche ist die Stimmung so schlecht. Wenn wir uns die Stimmung seit Jahresbeginn anschauen, dann haben wir eine historisch einmalige Konstellation: In der achtzehnten Woche in Folge ist die Anlegerstimmung negativ. Eine so lange Phase der depressiven Stimmung gab es seit 2006, seit wir die Sentiment-Daten erheben, noch nie.

Verunsicherung macht sich breit, der Wert ist auf -8,1 eingebrochen. Eine so große Verunsicherung gegenüber der weiteren Entwicklung des DAX haben wir zuletzt beim Kriegsausbruch gemessen. Erstaunlich, dass Zinsentwicklungen ähnlich stark auf das Gemüt der Anleger schlagen können, wie ein Krieg.

Die Zukunftserwartung für den DAX bleibt mit einem Wert von -0,4 negativ, Bären dominieren das Parkett nun schon seit sechs Wochen.

Doch das aktuelle Kursniveau an den Aktienmärkten wird offensichtlich bereits als Einstiegsgelegenheit betrachtet. Die Investitionsbereitschaft ist leicht auf +2,4 angestiegen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf -6 gefallen. Hier sehen Anleger offensichtlich noch keine Chancen, sondern sichern sich weiterhin gegen eine Fortsetzung des Ausverkaufs ab.

Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, sind inzwischen neutral positioniert.

Das Put/Call-Verhältnis der CBOE ist diese Woche sprunghaft angestiegen. In den USA haben Anleger offensichtlich sprunghaft Absicherungsprodukte wie Puts nachgefragt.

US-Fondsmanager hatten wohl ein richtiges Gespür für den aktuellen Ausverkauf. Deren zuvor niedrige Investitionsquote von nur 46% ist diese Woche auf 57% angestiegen.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger notiert bei -26% und zeigt einen deutlichen Überhang der Bären an. 53% Bären stehen nur 27% Bullen gegenüber. Das Verhältnis hat sich jedoch gegenüber der Vorwoche etwas zurück entwickelt, einige ehemalige Bären haben sich zu den Bullen gesellt.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 31% moderate Angst an. Erst ab 25% sprechen wir von extremer Angst.

Der deutlich stärker schwankende S&P Short Range Oscillator ist auf -6% gefallen. Der Markt ist „überverkauft“, es sollte schon bald zu einer Gegenbewegung kommen.

Interpretation der Stimmung im Dax

Die Schlussfolgerungen, die wir diese Woche aus der Sentimentumfrage ziehen können, unterscheiden sich kaum von denen der Vorwoche. Sowohl in Deutschland beim DAX als auch in den USA ist die Stimmung extrem schlecht. Allerdings haben viele Anleger die tiefen Kurse dieser Woche genutzt, um Aktien einzukaufen. Die Investitionsquote ist angestiegen.

Anfang März war der DAX bis auf 12.500 Punkte eingebrochen. Von diesem Niveau sind wir noch weit entfernt. Genau genommen noch knapp 10%. Dennoch zeigen die Stimmungswerte extreme Verunsicherung an, wie wir sie zuletzt Anfang März beim Abtauchen auf 12.500 Punkte gemessen haben. Das macht mich nachdenklich.

Eine konstruktive Entwicklung würde gegenteilige Zahlen liefern: Ein erneutes Abtauchen auf 12.500 Punkte sollte dann negative Stimmungswerte zur Folge haben, die nicht mehr so extrem sind wie beim ersten Abtauchen. Man spricht dann von einem Gewöhnungseffekt.

Das scheint heute nicht der Fall zu sein, im Gegenteil: Schon ein leichteres Abtauchen auf 13.600 Punkte führt zu Panik, die mit der Panik von Anfang März mithalten kann. Gleichzeitig haben viele Anleger Aktien gekauft, die Investitionsquote ist nach oben geschnellt und Cash für weitere Käufe wird rar.

Jetzt darf keine negative Überraschung mehr passieren, denn Stützungskäufe wird es kaum geben. Es ist zu hoffen, dass keine weitere Eskalation der Krisenherde erfolgt: Krieg in der Ukraine, Inflationsdruck und Corona-Lockdown in China. Ohne negative Meldungen ist die technische Verfassung der Märkte so, dass die Kurse sich erholen sollten … einfach nur, weil der Verkaufsdruck nachlässt.

Aber neuem Verkaufsdruck stünde nun kaum Kaufkraft gegenüber.

Retten wir uns mit einem längeren Zeithorizont: Auf Sicht von 3-6 Monaten dürften die Aktienmärkte deutlich höher notieren. So war es zumindest zweimal in der Vergangenheit, wenn wir so negative Sentimentwerte hatten. Mag also sein, dass die Aktienmärkte mit uns auf Sicht von wenigen Wochen noch Karussell fahren, doch auf Sicht von wenigen Monaten könnten sich Käufe lohnen. Auch beim DAX.

Hinweis: Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.



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1 Kommentar

  1. Schleswig-Holsteiner

    Der tief schwarze Streifen am östlichen Horizont steht für eine deutliche russische Antwort auf die einmalige Sanktionitis des Westens. Fällt diese rdikal aus, steht u.a. der DAX nach spätetens 6 Monaten in Flammen.
    Aber vielleicht habe ich was mit den Augen oder bin auch nur so skeptisch, weil ich den Menschen grundsätzlich für naiv halte. Die Geschichte lehrt mich, dass der Mensch die Tragweite seine Tuns oder Nichttuns nicht überblicken kann.

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