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Märkte zweifeln wegen Schwäche der Wirtschaft Lagarde: EZB wird wegen Inflation Zinsen weiter anheben – Euro fällt trotzdem

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Ein EZB-Mitglied nach dem anderen betont dieser Tage, dass die Inflation in der Eurozone nach wie vor zu hoch sei und man die Zinsen weiter anheben werde, so heute einmal mehr auch Christine Lagarde – und dennoch fällt der Euro zum US-Dollar weiter. Warum? Glaubt man der EZB nicht?

Ist die Dollar-Stärke vielleicht ein Anzeichen für kommenden Stress im System – schließlich ist der Dollar die globale Reservewährung, in der die Welt verschuldet ist. Steigt der Dollar, geraten Dollar-Verschuldete in Schwierigkeiten, weil mit der Aufwertung des Dollars ihre Schulden faktisch steigen.

Lagarde will Zinsen wegen Inflation weiter anheben

Die Präsidentin der EZB Christine Lagarde erklärte heute in Brüssel, dass der Druck der Inflation nach wie vor zu groß sei, daher würden die Zinsen weiter angehoben. Mit diesen von Bloomberg berichteten Aussagen bestätigte die EZB-Chefin faktisch ein weiteres Mal die Markt-Erwartungen für eine weitere Erhöhung der Zinsen bei der Sitzung nächste Woche.

Da die Auswirkungen der bereits historischen geldpolitischen Straffungskampagne der EZB noch nicht voll zum Tragen gekommen seien, bekräftigte Lagarde, dass es keine eindeutigen Anzeichen dafür gebe, dass die zugrunde liegende Inflation (Kerninflation, also ohne Nahrung und Energie) ihren Höhepunkt erreicht habe. Die Lebensmittelinflation zum Beispiel sei nach wie vor hoch, sagte sie am Montag.

„Der Preisdruck bleibt stark“, sagte Lagarde vor den Abgeordneten der Europäischen Union in Brüssel.

„Unsere künftigen Entscheidungen werden sicherstellen, dass die Leitzinsen auf ein Niveau gebracht werden, das ausreichend restriktiv ist, um eine rechtzeitige Rückkehr der Inflation zu unserem mittelfristigen Ziel von 2% zu erreichen, und sie werden so lange wie nötig auf diesem Niveau bleiben“, sagte sie.

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Kerninflation verlangsamt sich stärker als erwartet – die Gesamtinflationsrate im Euroraum sinkt ebenfalls deutlich

Steigen die Zinsen über den Sommer hinaus weiter?

Die Äußerungen wiederholen zwar weitgehend die Worte, die viele EZB-Vertreter in letzter Zeit verwendet haben, deuten aber darauf hin, dass die jüngste Serie der Erhöhungen der Zinsen noch nicht abgeschlossen ist. Obwohl der Mai zum zweiten Mal in Folge eine Verlangsamung der Kerninflation brachte, auf die sich die Entscheidungsträger derzeit konzentrieren, rechnen die meisten Anleger und Analysten mit einer weiteren Zinserhöhung am 15. Juni.

Gabriel Makhlouf aus Irland sagte, dass die EZB die Zinsen auf ihren Sitzungen im Juni und Juli wahrscheinlich anheben und den Einlagensatz von derzeit 3,25% auf schießlich 3,75  erhöhen wird. Ignazio Visco, der skeptischere Chef der italienischen Zentralbank, sagte am Wochenende, dass er bei den Erhöhungen der Zinsen, die sich seit Juli letzten Jahres auf 375 Basispunkte summiert haben, auf ein schrittweises Vorgehen gedrängt hätte.

In einer separaten Rede am Montag deutete Bundesbankpräsident Joachim Nagel erneut an, dass die Zinserhöhungen möglicherweise über Juli hinaus fortgesetzt werden müssen.

„Aus heutiger Sicht sind noch mehrere Schritte bei den Zinsen erforderlich“, sagte er in einer Rede. „Meiner Ansicht nach ist es keineswegs sicher, dass die Zinsen bereits in diesem Sommer ihren Höhepunkt erreichen werden.“

Euro fällt trotz EZB-Rhetorik

Trotz all dieser Äusserungen aber wertet der Euro nicht auf – wenn die EZB wirklich die Zinsen mehrfach anheben sollte, müsste das eigentlich die Gemeinschaftswährung weiter aufwerten. Aber die Märkte scheinen zu zweifeln: so waren kürzlich die Erzeugerpreise in der Eurozone in Richtung Deflation gefallen. Die Wirtschaftsdaten aus der Eurozone sind zuletzt schwächer als in den USA ausgefallen, Deutschland ist offiziell in einer Rezession – und das könnte ein entscheidender Grund für die latente Euro-Schwäche sein.

Die Märkte bewerten also offenkundig die Schwäche der europäischen Wirtschaft – und mißtrauen daher den EZB-Aussagen, die Zinsen deutlich weiter mehr als einmal anzuheben und verkaufen daher den Euro..

FMW/Bloomberg

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