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Landesbanken: Wann hat das alles mal ein Ende?

Die Hafenstädte Hamburg und Bremen haben sich mit ihren Landesbanken HSH Nordbank (HSH) und Bremer Landesbank (BLB) aber mal gründlich übernommen - das ist mit zeitlichem Abstand zur Finanzkrise 2008...

FMW-Redaktion

Die Hafenstädte Hamburg und Bremen haben sich mit ihren Landesbanken HSH Nordbank (HSH) und Bremer Landesbank (BLB) aber mal gründlich übernommen – das ist mit zeitlichem Abstand zur Finanzkrise 2008 wirklich jedem klar geworden. Gerade die HSH hantiert mit deutlich größeren Summen herum als die BLB. Einfach ausgedrückt sieht die Lage gerade so aus: Um die Hoffnung zu haben die HSH demnächst aufgehübscht an einen privaten Investor verkaufen zu können (für 1 Euro? 100 Euro??), haben die Eigentümer-Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein vor Kurzem beschlossen, dass sie der HSH 256 Schiffskredite im Wert von 5 Milliarden Euro abkaufen. Somit werden die Bundesländer direkt Gläubiger und quasi Eigner von Schiffen, die keinen richtigen Wert mehr darstellen. Da wird der Steuerzahler sich die nächsten Jahre noch freuen…

In Bremen schiebt man ein etwas kleineres Rad, inhaltlich aber letztlich identisch. Es geht immer nur um eine Frage, wie im richtigen Leben auch: Wer bezahlt nach der durchzechten Nacht den Deckel in der Kneipe? im Fall der Bremer Landesbank tun einfach formuliert die Bundesländer Bremen und Niedersachsen derzeit so, als könne man das Problem durch „Woanders hingucken“ lösen. Wenn ich nur lange genug an die Decke starre, löst vielleicht wer anders mein Problem?

So sagte jüngst Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil dem Weser-Kurier eine Kapitalerhöhung zusammen mit dem Bundesland Bremen um die BLB zu stützen sei momentan nicht realistisch. Man werde sich aber alle Mühe geben die BLB zu retten, so seine Worte. Sein Parteigenosse Carsten Sieling aus Bremen hatte nämlich vorher Kapitalhilfen ins Spiel gebracht – er wies aber auch darauf hin, dass das für Bremen ein großer (finanzieller) Kraftakt werden würde, und auch dass so eine Hilfe wohl nicht vereinbar sei mit EU-Regularien. Ca. 400 Millionen Euro Fehlbetrag hat die BLB wg. fauler Schiffskredite zu erwarten.

Derzeit überlegen Bremen und Niedersachsen, wie man die BLB möglichst elegant von der Bildfläche verschwinden lassen kann, aber irgendwie will Niedersachen bzw. die Nord LB nicht so richtig (warum eigentlich nicht?). Bremen könnte seine Anteile an der BLB in die Nord LB einbringen und somit Miteigentümer der Nord LB werden – oder die Nord LB kauft Bremen seine Anteile ab. Tja, damit würden alle Risiken von Bremen über die Landesgrenze nach Niedersachsen wandern. Nochmal: Warum zögert Niedersachsen bloß bei diesen Lösungsansätzen? Ist ja gar nicht nachvollziehbar (ja, Ironie).

Aber gerade die Sache mit den Kapitalhilfen wäre eine absolute Ironie. Wie Bremens Bürgermeister Sieling richtig bemerkt hat, wären Kapitalhilfen genau wie derzeit im Fall Italien (in viel größerem Rahmen) problematisch. Denn da müsste man gemäß neuen EU-Richtlinien zunächst mal die Aktionäre und Gläubiger der Bremer Landesbank beteiligen um die Bank zu gesunden. Aber da haben wir schon das Paradoxon. Die BLB gehört der Nord LB (Niedersachsen), dem Land Bremen und dem Sparkassenverband Niedersachsen. Zwingen die EU-Regularien also die Bank zur eigenen Gesundung z.B. eine Kapitalerhöhung durchzuführen und so die bestehenden Altaktionäre auszubooten, wäre das wie „Linke Tasche Rechte Tasche“. Denn der Staat, der hilft, wird vorher erstmal selbst enteignet. Eine Lachnummer, irgendwie?

Mit einem Geschäftsvolumen von 32 Milliarden Euro und 1.000 Mitarbeitern ist die BLB im Vergleich zum kompletten italienischen Bankensektor, der ebenso nach frischem Kapital schreit, ein verschwindend kleines Licht. Das Problem ist aber das selbe: Faule Kredite in der Bilanz, frisches Eigenkapital muss her! Den Vertrauensverlust, der aktuell stattfindet, erkennt man aktuell z.B. am Wertverlust der lang laufenden Wandelanleihe der BLB (2049), wo der Preis rapide absackte von 120% auf 73%. Also glaubt der geneigte Anleiheinvestor, die Chance, dass er bis 2049 sein Geld wiedersieht, liegt plötzlich nur noch bei 73% (simpel ausgedrückt).

Wann hat das alles ein Ende? Für den Steuerzahler ist es nicht absehbar.



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1 Kommentar

  1. Was passiert in so einem Fall bei einem privaten Unternehmen? Die Gläubiger pfänden das Grundstück. Übertragen auf den vorliegenden Fall…das überlasse ich mal den Lesern.

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