Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird ihren Leitzins laut einer Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen diese Woche wahrscheinlich auf Null senken und für einige Zeit auf diesem Niveau belassen. Fast 80% der Befragten äußerten die Erwartung, dass die SNB die Zinsen am Donnerstag um einen Viertelpunkt herabsetzen wird. Damit würde der Leitzins für die Schweiz auf das Niveau zurückkehren, das er zuletzt im September 2022 erreicht hatte, als sieben Jahre negativer Zinssätze endeten. Es wäre indessen das erste Mal, dass er exakt bei Null landet.
Nur drei der 22 Prognostiker – Pantheon Macroeconomics, Capital Economics und Swiss Life Asset Management – gehen davon aus, dass der Leitzins für die Schweiz in dieser Woche unter dieses Niveau sinken wird. Sie rechnen mit einer Reduktion um einen halben Punkt auf -0,25%. Sechs weitere Analysehäuser, darunter Goldman Sachs, Nomura und Barclays, rechnen mit einer Senkung dorthin im September. Die Mehrheit indessen erwartet, dass der Lockerungszyklus im Juni abgeschlossen sein wird.
Als Grund für die sechste Lockerung der Geldpolitik in Folge können die Schweizer Beamten auf die Dynamik bei den Verbraucherpreisen verweisen: Im vergangenen Monat wurde die Inflationsrate zum ersten Mal seit Anfang 2021 negativ bei -0,1 %. Die von Bloomberg befragten Ökonomen prognostizieren einen Jahresdurchschnitt von nur 0,3% in diesem Jahr und 0,6% im Jahr 2026.
Die politischen Entscheidungsträger versuchen, den Zustrom in den Franken einzudämmen. Nach der Zollankündigung durch US-Präsident Donald Trump Anfang April hat die Schweizer Währung gegenüber dem Dollar mehr als 8% zugelegt. Der Franken hat auch gegenüber dem Euro aufgewertet, was Importkosten und Verbraucherpreise im Lande drückt. Das US-Finanzministerium hat die Schweiz in der vergangenen Woche auf die Liste der Länder gesetzt, die es wegen ihrer Wechselkurspolitik genau beobachtet. Mitte Mai hatte SNB-Chef Martin Schlegel erklärt, man habe mit Washington über die Devisenmarktinterventionen der Zentralbank produktive Gespräche geführt.
FMW/Bloomberg
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