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Libra: Die Giganten verlassen das Projekt – Drohungen haben gewirkt

Libra

Nachdem jüngst erst der extrem wichtige Player „Paypal“ als Mitglied bei Facebooks neuer Wunderwährung Libra ausgestiegen war, folgte dann am Freitag der Supergau. Mastercard, Visa, Stripe und Ebay springen ebenfalls ab. Damit verliert Libra quasi zwei gigantisch große Zahlungsabwickler und einen riesigen Marktplatz als Partner. Was für ein Schlag. Und was könnte der Grund dafür sein? Sorgen um zu viel Regulierung von Notenbanken und Regierungen?

Ja, da ist wohl mehr dran als man denkt. David Marcus, quasi der tatsächliche Vater des Projekts Libra, twitterte am Freitag zum Rückzug der großen Konzerne, dass der Druck (auf diese Unternehmen) immens groß gewesen sei. Und das sei noch eine Untertreibung, so Marcus. Damit kann er nur meinen, dass Regierungen, Notenbanken oder Finanzaufsichtsbehörden wohl vor allem die Kreditkartenanbieter unter Druck gesetzt haben. Die haben wohl vor nichts mehr Angst als vor staatlichen Eingriffen oder Prüfungen, wenn man sich nicht aus so einem Projekt zurückzieht? Verschwörungstheorien sind da natürlich Tür und Tor geöffnet. Obwohl… halt. Wo wäre hier die Verschwörung?

Erst letzte Woche betonte die Bank of England, Libra müsse sich auf eine strenge Regulierung einstellen. Auch unter US-Abgeordneten ist der Aufruhr groß. Man hat Mark Zuckerberg vorgeladen, und will ihm am 23. Oktober in die Mangel nehmen. Tja, darf man davon ausgehen, dass irgendjemand in Washington DC Druck ausgeübt hat? Ja, man erinnere sich. Nach dem Rückzug von Paypal forderten zwei US-Senatoren, dass Visa, Mastercard und Stripe ebenfalls auf ihre Unterstützung für das Projekt verzichten. Sonst könne die Mitgliedschaft dieser Anbieter bei Libra weitreichende Konsequenzen haben, auch für deren bisherige Geschäftsfelder – so die Drohungen in einem Brief.

Und ohhh Wunder, nur wenige Tage danach tun sie es wirklich. Man zieht sich von Libra zurück. Es war schon in den ersten Tagen nach Veröffentlichung von Libra im Sommer klar: Regierungen und Notenbanken sehen hier staatliche Monopole massiv bedroht. Geld drucken und in Umlauf bringen, Zinsen, Regulierung der Geldflüsse, all das wäre in Gefahr, wenn Zuckerberg und Co komplett vorbei am staatlichen Geldmonopol vorbei es Milliarden von Menschen ermöglichen in Sekundenschnelle privat erschaffenes Geld auf dem Planeten hin und her zu schieben.

Und noch schlimmer: Was, wenn die Menschen in ein Konstrukt wie Libra genau so ein Vertrauen fassen wie in US-Dollar oder Euro? Dann hätten Notenbanken und Finanzminister ein Problem. Also ist es doch besser so ein Projekt gar nicht erst zuzulassen? Noch ist das nicht entschieden. Vermutlich werden die staatlichen Regulierer Libra so weit stutzen, dass das Projekt keine systemische Konkurrenz zu Notenbankgeld mehr darstellt? Heute jedenfalls trifft sich die Libra Association in der Schweiz, wo ihre Satzung ratifiziert werden soll.



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1 Kommentar

  1. Nette Rückzugsgefechte der Staaten zur Gesichtswahrung, mehr nicht… Die IT-Giganten haben die Daten und das Geld und die Zukunft – also werden sich die Politbimbos arrangieren. Notfalls wird Facebook sich halt irgendeinen kleineren Staat kaufen müssen, um legal eigenes Geld auszugeben. Das könnte dann ja auch staatliches Digitalgeld sein.
    http://martin-ebner.net/topics/money/digitales-zentralbankgeld/

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