Lidl erweitert sein Asien-Netzwerk mit neuen Routen nach Vietnam und Malaysia – der Discounter stärkt seine Lieferketten und reduziert dabei gezielt die China-Abhängigkeit.
Lidl will Abhängigkeit von China verringern
Lidl erweitert seine Beschaffungsaktivitäten im südostasiatischen Raum. Neue Schiffsrouten der Schwarz-Gruppe, zu der der Discounter gehört, deuten darauf hin. Den bestehenden Liniendiensten fügt Lidl Routen von Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam und Port Klang in Malaysia hinzu. Damit verringert der Discounter die Abhängigkeit von China und diversifiziert seine Lieferketten. Ein Teil der Waren aus diesen Ländern stammt jedoch indirekt weiterhin aus China.
Lidl setzt auf eigene Schiffe für Asien
Neben weltweit über 12.000 Filialen in 31 Ländern betreibt das Unternehmen aus Neckarsulm auch eine eigene Reederei, die Tailwind Shipping Lines. Wenig bekannt: Tailwind ist Deutschlands zweitgrößte Reederei mit neun Containerschiffen. Im Juni bestellte die Reederei fünf weitere Schiffe mit einer Kapazität von bis zu 8.400 TEU, die ab 2027 und 2028 die neuen Linien nach Ho-Chi-Minh-Stadt und Port Klang bedienen. Diese Investition zeigt Lidls Fokus auf langfristige Partnerschaften mit südostasiatischen Lieferanten.
Ein zentraler Treiber für Lidls Strategie ist die Reduzierung der Abhängigkeit von China. Steigende Produktionskosten, unter anderem durch höhere Löhne und strengere Umweltauflagen in China, sowie geopolitische Unsicherheiten drängen den Discounter, neue Beschaffungsquellen zu erschließen. Vietnam und Malaysia bieten kostengünstigere Alternativen, unterstützt durch neue Schiffsrouten nach Ho-Chi-Minh-Stadt und Port Klang. Port Klang hat sich als zentraler Umschlagplatz etabliert und überholt Colombo als Drehscheibe für asiatische Transporte. Zölle spielen in Europa, Lidls Hauptmarkt, eine untergeordnete Rolle. In den USA, wo Lidl über 170 Filialen betreibt, sichern niedrigere Zollsätze für Vietnam mit 20 Prozent und Malaysia mit 24 Prozent im Vergleich zu China mit 30 Prozent die Expansion ab.
Südostasien bleibt stark mit China verflochten
Doch die Diversifizierung der Lieferketten findet nur teilweise statt. Ein erheblicher Teil der Waren aus Vietnam und Malaysia stammt direkt oder indirekt aus China. Neben einfachem Transshipping, bei dem Waren in Vietnam umgelabelt werden und bei Einfuhr in die USA 40 Prozent Zölle anfallen, importieren viele Produzenten Vorprodukte aus China nach Vietnam und Malaysia.
Zudem haben zahlreiche chinesische Unternehmen ihre gesamte Produktion in diese südostasiatischen Länder verlagert. Statt bei chinesischen Herstellern in China einzukaufen, bezieht Lidl nun Waren von chinesischen Produzenten in Vietnam oder Malaysia. Diese Praxis zeigt, wie tief China weiterhin in die globalen Lieferketten eingebunden bleibt. Vietnam profitiert von niedrigeren Arbeitskosten und einer wachsenden Textil- und Elektronikindustrie, während Malaysia mit seiner starken Logistikinfrastruktur, insbesondere durch Port Klang, punktet.
Dennoch führen Länder wie Vietnam und Südkorea strengere Kontrollen ein, um falsche Herkunftsnachweise zu unterbinden. Die USA drängen ebenfalls auf schärfere Regeln, um die Umgehung von Zöllen einzudämmen. Für Lidl bedeutet dies, dass die Abhängigkeit von China trotz neuer Beschaffungsquellen nur bedingt sinkt, da die Lieferketten weiterhin stark mit chinesischen Akteuren verknüpft sind.
Für Lidl bleibt die Umstellung ein pragmatischer Schritt. Niedrigere Produktionskosten in Vietnam und Malaysia sowie neue Schiffsrouten senken die Ausgaben und machen die Lieferketten widerstandsfähiger. Gleichzeitig zeigt die Praxis der Connector-Länder, dass China im globalen Handel weiterhin eine zentrale Rolle spielt.
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