Allgemein

"Klares Signal an Kapitalmärkte" Lindner mit Abgrenzung zu London – DE-Anleihen bleiben „Goldstandard“

Christian Lindner

Die Bundesregierung hat heute um 14 Uhr die Gaspreisbremse verkündet. Für diesen „Abwehrschirm“ will Bundesfinanzminister Christian Lindner bis zu 200 Milliarden Euro aufwenden. Er sprach von einem „Energiekrieg um Wohlstand und Freiheit“. Interessant sind Lindners Aussagen über die neu zu machenden Schulden und den Vergleich zu Großbritannien.

Gigantische Steuergeschenke auf Pump in Großbritannien

Rückblende: Am letzten Wochenende wurde klar, dass die Regierung in Großbritannien in einem gigantischen Ausmaß Steuern senken wird, und das ohne Gegenfinanzierung. Die Staatsschulden auf der Insel werden also stark ansteigen. Entsprechend crashte das britische Pfund am Montag, auch die Renditen für UK-Staatsanleihen stiegen kräftig an. Der Kapitalmarkt strafte Großbritannien also ab für diese neu anstehende Schuldenlawine. Selbst „Deutschlands Gesicht an der Wall Street“ Markus Koch hat es in seinem heutigen Videobericht nochmal angesprochen: Das geplante Ausmaß der britischen Steuersenkungen sei historisch. Es seien die größten Steuersenkungen in Großbritannien seit 50 Jahren, und das ohne Gegenfinanzierung. Man sehe hier Steuergeschenke auf Pump.

Lindner will sich abgrenzen von UK-Debakel – „Deutsche Anleihen bleiben Goldstandard in der Welt“

An dieses Szenario von drastischen Marktreaktionen hat Christian Lindner heute wohl gedacht, als er mit seinen Kabinettskollegen diese neue deutsche Schuldenaufnahme von 200 Milliarden Euro für die Gaspreisbremse verkündete? Wollte er verhindern, dass der Euro weiter verliert, und dass die Renditen für deutsche Staatsanleihen einen Sprung nach oben machen? Denn er sagte ganz klar, dass man auf die jüngsten Ereignisse in Großbritannien schaue. Deutschland folgt nicht dem Weg Großbritanniens in eine expansive Fiskalpolitik. Man gibt ein klares Signal an die Kapitalmärkte. Deutschland hält an seiner Stabilitätspolitik fest. Deutsche Staatsanleihen bleiben der Goldstandard der Welt, so die Worte von Christian Lindner.

Man gehe weiter sorgsam mit dem Geld der Steuerzahler um. Alle zusätzlichen Ausgaben auf Kredit würden mit Zins zurückgezahlt. Denn die Schulden würden sonst die Freiheit zukünftiger Generationen einschränken, so Lindner. FMW: Da hört man ganz klar die FDP-Parteipolitik raus! Auch sagte er die Gaspreisbremse sei eine Inflationsbremse. Das ist logisch. Zahlen die Verbraucher deutlich weniger fürs Heizen, steigen die Verbraucherpreise nicht so stark an! Dass das derzeit wichtig ist, zeigen die heute um 14 Uhr veröffentlichten Daten für die deutsche Inflation im September. Um 10 Prozent steigt sie inzwischen! Lebensmittelpreise steigen sogar bereits um 18,7 Prozent.

Wie die Kapitalmärkte reagieren

Haben die Lindner-Aussagen um kurz nach 14 Uhr etwas gebracht, zeigt man sich am Kapitalmarkt beeindruckt, dass Deutschland auch weiter der „Goldstandard bei Staatsanleihen“ bleibt? Um 14 Uhr, also direkt vor den Aussagen von Christian Lindner, sah man die Rendite für zehnjährige deutsche Staatsanleihen bei 2,29 Prozent, jetzt sind es 2,22 Prozent. Und der Euro? Um 14 Uhr notierte er gegen den US-Dollar bei 0,9722, jetzt notiert EURUSD bei 0,9736.

Die Renditen für deutsche Anleihen sind drastisch niedriger als die der meisten anderen Staaten. Im Chart, der bis zum Jahresanfang zurückreicht, sehen wir deutsche Renditen (10 Jahre Laufzeit) in blau, die UK-Renditen in orange. Seit Jahresanfang stieg die deutsche Rendite von -0,13 auf jetzt +2,22 Prozent (EZB-Zinswende). Die UK-Rendite stieg seit Jahresanfang von 0,97 auf jetzt 4,14 Prozent. Auch wenn der Leitzins in Großbritannien einen vollen Prozentpunkt über dem der Eurozone liegt, so ist der Abstand zwischen den beiden Renditen bei 1,92 Prozentpunkten doch noch viel größer. Höhere Zinsen sind Risikoprämien. Für höhere Ausfallwahrscheinlichkeiten und eine unseriösere Finanzpolitik erwarten potenzielle Käufer von Staatsanleihen mehr Zins als Entschädigung für ihr höheres Risiko.

Renditen für deutsche und britische Anleihen seit Jahresanfang
Chart: TradingView

Sehen Sie hier im Video die heutigen Aussagen von Olaf Scholz, Robert Habeck und Christian Lindner zur Gaspreisbremse.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

3 Kommentare

  1. Nein es ist eben keine Inflationsbremse, ja die Verbraucherpreise steigen weniger stark an, aber am Schluss ZAHLEN WIR die Preise ja eben doch, einfach hinten rum, wo wir es nicht messen.

    Es ist Inflationsbetrug und vorallem ist es die Allimentierung der Inflation das scheinen die Politiker nicht zu verstehen und NEIN, DE-Anleihen Folgen damit genau dem Beispiel GB nichts weniger, das sind die Fakten….

    Hans Werner Sinn sieht dies genau gleich…

  2. „Man gehe weiter sorgsam mit dem Geld der Steuerzahler um. Alle zusätzlichen Ausgaben auf Kredit würden mit Zins zurückgezahlt. Denn die Schulden würden sonst die Freiheit zukünftiger Generationen einschränken, so Lindner“
    So alle paar Jahre wenn es um neue Schulden geht hört man diesen Satz, „man wolle zukünftige Generationen nicht belasten“, und jetzt geht´s sogar schon um deren Freiheit !!
    seit wie lange höre ich das ? seit 40 oder 50 Jahren ?? und diese Leute soll man ernst nehmen ?
    Das sind Schwätzer, Dampfplauderer.
    Aber anscheinend soll auch der jetzigen Jugend Hoffnung für die Zukunft gezeigt werden und das man ihre Sorgen ernst nimmt. PR ist das.

    1. Die Bundesregierung lässt sich auf eine Scheinlösung ein und versucht Zeit zu gewinnen. Die Inflation (Mangellage) wird dadurch nicht beeinflusst, sondern nur verdeckt. Das ist zwar Blödsinn, kommt aber an, weil den Bürgern Veränderungen erspart werden. Vorerst jedenfalls. Man lebt in der Vorstellung, die Energiewende würde die Mangellage von allein beseitigen, und das relativ schnell. Mal sehen wann der Bluff auffliegt.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage