Rekordmengen an LNG lagern auf Tankern

Europa war über den Winter hinweg derart erfolgreich beim Einsparen von Gas, beim Einkaufen von Flüssiggas (LNG) auf dem Weltmarkt, dass die Gasspeicher immer noch relativ gut gefüllt sind zum Ende des Winters 2022/2023 (laut GIE Füllstand aktuell im EU-Schnitt 62,04 %). Der europäische Terminmarktpreis für Gas lag im Hoch im August 2022 bei 342 Euro pro Megawattstunde, jetzt nur noch bei 36 Euro. Nun wartet man offenbar auf noch viel tiefere Preise, und deswegen will man erstmal kein Gas mehr kaufen?

Die auf Schiffen gelagerten Mengen an LNG sind laut Bloomberg auf einen saisonalen Rekordwert gestiegen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Nachfrage trotz eines monatelangen Preissturzes ins Stocken geraten ist. Die europäischen Benchmark-Futures stabilisieren sich heute in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit dem Sommer 2021, nachdem sie seit Ende März um etwa ein Viertel gefallen waren. Da die Hauptwärmesaison in Europa vorbei ist und das heiße Wetter noch auf sich warten lässt, ist der Gasverbrauch vorerst gedämpft, und es besteht keine Eile, ungenutztes LNG aus Tankern zu entladen.

Die Menge an LNG, die seit mehr als 20 Tagen in Tankern lagert, überstieg Anfang dieser Woche 3,4 Millionen Tonnen, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht, die bis ins Jahr 2017 zurückreichen – der höchste Stand, der zu dieser Jahreszeit verzeichnet wurde. Das ist der höchste Stand, der für diese Jahreszeit aufgezeichnet wurde. Er liegt auch in der Nähe des Allzeithochs, das Ende Mai 2020 erreicht wurde, als die weltweite Energienachfrage in den ersten Monaten der Pandemie zusammenbrach. Und die europäischen LNG-Lagerbestände sind höher als zu dieser Jahreszeit üblich.

Der Trend deutet darauf hin, dass auf dem Markt mehr Gas verfügbar ist als derzeit nachgefragt wird. Ähnlich hohe Lagerbestände von LNG auf Tankern sind in der Regel im Vorfeld des Winters zu beobachten, nicht im Frühjahr, wenn die Länder vor den kälteren Monaten beginnen, ihre Lagerbestände zu niedrigeren Preisen aufzustocken.

Die Händler beobachten genau die Nachfrage nach Kühlung, die in den kommenden Wochen anziehen könnte, wenn das Wetter wärmer wird und die Preise, zu denen sie die Lieferungen verkaufen können, steigen. Die Aufmerksamkeit richtet sich auch auf die wieder aufkommende Nachfrage in Asien sowie auf einen Wiederanstieg des industriellen Gasverbrauchs.

Die Durchschnittsgeschwindigkeit der weltweiten LNG-Schiffsflotte ist ebenfalls gesunken, und zwar von durchschnittlich 14 Knoten im April der vergangenen Jahre auf 13 Knoten in diesem April, so Lu Ming Pang, Analyst bei Rystad Energy AS. „Dies könnte darauf hindeuten, dass es ein ausreichendes Angebot auf dem Markt gibt und dass sich die Lieferungen verlangsamen, um den geringeren Aktivitäten in diesem Zeitraum zu entsprechen“.

FMW/Bloomberg