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Lufthansa-Aktie steigt nach GO der Aufseher – Kopie der Commerzbank-Story?

Eine Lufthansa A380

Die Aktien der Lufthansa legen heute 3,8 Prozent zu. Denn der Aufsichtsrat der Lufthansa hat laut heutiger offizieller Mitteilung der Einigung mit dem Bund zugestimmt. Einige Strecken von München und Frankfurt aus muss die Lufthansa an die Konkurrenz abgeben, das ist schmerzlich. Daher hatte man mit sich gerungen. Jetzt die Zustimmung. Und noch fehlt das GO der Hauptversammlung der Airline – aber das ist wohl reine Formsache (Termin 25. Juni). Denn was wäre die Alternative? Insolvenz anmelden? Insgesamt 9 Milliarden Euro erhält die Lufthansa vom Bund, als Kredit, stille Einlage und auch als offizielle Aktienbeteiligung, die bis 25 Prozent ausgebaut werden kann (hier die Details). Lufthansa CEO Carsten Spohr wird heute offiziell so zitiert, auszugsweise im Wortlaut:

„Die Stabilisierung unserer Lufthansa ist kein Selbstzweck. Gemeinsam mit der Bundesregierung muss es unser Ziel sein, unsere Spitzenposition im globalen Luftverkehr zu verteidigen. Für diese Perspektive sind wir allen an der Stabilisierung Beteiligten, inklusive unseren Kunden, Mitarbeitern und Aktionären dankbar. Wir werden sie nicht enttäuschen und jetzt hart daran arbeiten, die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit unserer Airline Gruppe zu sichern.“

Zurück zu alter Größe?

Also, zurück zur alten Größte und Stärke? Wohl kaum. Es ist jetzt schon absehbar. Viele Deutsche werden ihren Sommerurlaub auf Balkonien, an der Ostsee oder im Schwarzwald verbringen, und eben nicht auf Mallorca. Stundenlang mit Maske im Flugzeug sitzen? Am Strand und im Hotel auch überall Maskenpflicht etc? Das ist doch kein richtiger Urlaub, und es ist auch keine entspannte Atmosphäre – das möchten wir mal so in den Raum stellen als These! Warum soll man sich das antun? Da bleibt man doch lieber zuhause. Auch viele lukrative Langstreckenflüge zum Beispiel nach Asien oder in die USA dürften noch lange Zeit für die Lufthansa als Cash Cow wegfallen, vor allem von Geschäftsreisenden.

Denn jetzt, wo wochenlang alle Meetings nur per Skype oder sonstige Anbieter liefen, da kommen wohl viele Controller in den Unternehmen auf den Geschmack. Warum all diese Gelder für Flüge, Spesen und Hotels ausgeben? Online-Konferenzen erfüllen auch den Zweck? Es geht weltweit wohl für alle Airlines eher darum, sich in den nächsten Monaten gesund zu schrumpfen, anstatt zu alter Größe zurückzukehren! Runter sparen auf ein Maß, wo die Auslastung der Flieger stimmt, und die Kosten verdient werden können. Dazu müssen Flugzeuge stillgelegt und massenweise Mitarbeiter entlassen werden. So wohl auch bei der Lufthansa. Das Unternehmen sagt dazu heute, Zitat:

Bereits heute ist absehbar, dass der internationale Flugverkehr auch in den kommenden Jahren nicht das Vorkrisenniveau erreichen wird. „Die zu erwartende, langsame Markterholung im globalen Luftverkehr macht eine Anpassung unserer Kapazitäten unausweichlich. Mit unseren Tarif- und Sozialpartnern wollen wir unter anderem darüber sprechen, wie die Auswirkungen dieser Entwicklung möglichst sozialverträglich abgefedert werden können“, sagt Carsten Spohr.

Commerzbank-Szenario für die Aktien der Lufthansa?

Eine Erholung (Geschäfte wie auch Aktie) in V-Form oder U-Form ist für die Lufthansa wohl kein wahrscheinliches Szenario. Sondern wohl eher ein Szenario, welches man in der Langfristbetrachtung sehen kann, wenn man sich einen Aktienchart der Commerzbank anschaut. Steiler Absturz, und danach ein jahrelanges Dahinsiechen. Bei der Commerzbank stieg der Bund nach der Finanzkrise auch ein und ist bis heute an Bord – ohne es auszusprechen, aus dem selben Grund wie bei der Lufthansa. Die Staatsraison! Große Banken, eine große Airline. Das braucht eine wichtige Industrienation einfach. Wird der Steuerzahler auch bei der Lufthansa dauerhaft als Aktionär an Bord bleiben? Denn neben dem Szenario der Kurserholung ist auch eine jahrelange Tragödie a la Commerzbank denkbar. Man erholt sich nie wieder, und muss sich in einen langen Prozess der Gesundschrumpfung begeben. Die Kosten müssen immer weiter runter geschraubt werden. Es muss nicht so kommen, aber es ist ein denkbares Szenario!

Im Chart sehen wir seit dem Jahr 2006 den Verlauf der Lufthansa-Aktie in blau, gegen die Commerzbank in rot-grün. Die CoBa-Aktie stürzte damals ab, und hat sich nie wieder erholt. Im Gegenteil. Jetzt sehen wir bei der Lufthansa den Crash. Wie geht es weiter? Das Erholungs-Szenario ist nicht auszuschließen. Wenn man aber bedenkt, dass sich der Luftverkehr nun grundsätzlich verändern könnte (wie die Zinslandschaft durch die EZB, was die CoBa dauerhaft mit runter zog), dann ist ein jahrelanges Dahindümpeln bei extrem niedrigen Kursen auch bei der Lufthansa denkbar.

Aktie von Lufthansa vs Commerzbank



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1 Kommentar

  1. Die Gefahr besteht natürlich das die ganze Geschichte genau so endet wie bei der Commerzbank. Der Staat wird die CoBa auch nicht mehr los, es sei denn jemand „erbarmt“ sich und kauft die Resterampe.

    Zumal ich bei der Lufthansa davon ausgehe, dass der Staat auch seinen Einfluss nutzen wird um beispielsweise seine klimapolitsche Agenda durchzusetzen. Und wie Sie natürlich richtigerweise sagen Herr Kummerfeld, steht ja auch noch die Frage im Raum, ob die Lufthansa jemals wieder so gut an den Langstrecken Flügen verdienen wird wenn man sich die Ausgaben theoretisch sparen kann.

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