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Lufthansa mit Höhenflug: Zeitgleich Air Berlin und Alitalia schlucken?

Wer kauft, muss die ganze Airline übernehmen. Aktuell befinde sich eine Delegation der Lufthansa in Italien um eine Übernahme zu prüfen...

FMW-Redaktion

Bis nächsten Donnerstag 12. Oktober sollen bei Air Berlin die Verhandlungen mit Lufthansa, easyjet und Co über die finale Zerschlagung von der Airline abgeschlossen sein. Dabei läuft die Ausschlachtung ohnehin schon. Denn wie man hört, wechseln Piloten jetzt schon zur Lufthansa und dessen Billigtochter. Das kann ja auch niemand verhindern, wenn einzelne Menschen ihren Arbeitgeber wechseln. Man darf davon ausgehen, dass wie allgemein erwartet in wenigen Tagen verkündet wird, dass ein Großteil der Air Berlin an die Lufthansa geht.

Kartellrechtlich könnte man das irgendwie schon durchwinken, wenn man Einzelteile und bestimmte Strecken an easyjet weiterreicht, damit innerdeutsch keine totale Monopolstellung der Lufthansa entsteht. Aber seien wir mal ehrlich. Lufthansa als letztlich einzig nennenswerte verbleibende Airline in Deutschland ist ein Monopolist im Inland – auch wenn formal einzelne Strecken von Billigfliegern aus dem Ausland betrieben werden. Und die Bundesregierung wird alles dafür tun diesen letzten verbliebenen Anbieter mit allen Mitteln zu stärken, so wie es die Franzosen wohl auch mit der Air France tun würden.

Alitalia

Die Italiener haben jahrelang schon alles versucht. Alitalia war strukturell total kaputt und schrieb Verluste ohne Ende. Nachdem man im Mai mal wieder die Insolvenz verkündete, folgte wie bei Air Berlin auch ein Notkredit vom italienischen Steuerzahler, damit eine Art geordneter Übergang hin zu einem neuen Eigentümer vollzogen werden kann – Hauptsache das Streckennetz bricht zwischendurch nicht zusammen.

Italien und Deutschland vermeiden mit ihren Staatsmitteln, dass das aktuelle Szenario wie bei Monarch Airlines in UK eintritt – dass nämlich eine riesige Masse an Touristen im Ausland festsitzt, die nun irgendwie über staatlich organisierte Notfall-Flüge zurückgeholt werden muss. Wie auch immer, die italienische Regierung hatte ihren Bürgern hoch und heilig versprochen, dass es keine Folge-Kredite für Alitalia geben werde, und dass man einen Investor suche – also exakt das selbe Szenario wie bei Air Berlin – nur dass die Italiener zuerst pleite waren.

Nun scheint durchzusickern, dass die Lufthansa wohl auch Alitalia schlucken will. Laut der „Milano e Finanza“ sei Lufthansa der Favorit für den Kauf von Alitalia. Ryanair wie auch easyjet hätten das Interesse an Alitalia verloren. Die italienische Regierung macht seit Mai klar, dass eine Filetierung von Alitalia nicht in Frage kommt. Wer kauft, muss die ganze Airline übernehmen. Aktuell befinde sich eine Delegation der Lufthansa in Italien um eine Übernahme zu prüfen – bis 16. Oktober hat man für ein konkretes Angebot Zeit.

Wenn andere Airlines aus dem Rennen aussteigen, und die Regierung in Rom keine Filetierung (das Herauskaufen von gesunden Einzelteilen) zulässt, könnte Lufthansa theoretisch zu einem Spottpreis ein Angebot abgeben. Die Regierung in Rom könnte genötigt sein zu sagen „Bloß weg damit, egal wie“. Wenn Lufthansa neben größtenteils Air Berlin auch noch die ganze Alitalia schlucken sollte, dann wäre man der große starke Player in Europa, die Systemrelevanz Nummer 1 im europäischen Flugverkehr.

Zwei Probleme sind da noch vorhanden. Es ist fraglich, ob die EU-Wettbewerbshüter nach Air Berlin auch noch den Aufkauf von Alitalia durchgehen lassen. Aber mal angenommen das würde funktionieren. Das größere Problem wären wohl die italienischen Gewerkschaften, die sich wohl deutlich gegen die üblichen „Restrukturierungen“ stemmen dürften. Streiks, Streiks, und noch mehr Streiks. Ob die Lufthansa darauf wirklich nervlich vorbereitet ist?

Die Lufthansa-Aktie notiert heute mit einem Minus von 2%, nachdem sie gestern ihr Allzeithoch bei 24,65 Euro erreicht hatte. Ist das die Angst? Meine Güte, könnte sich die Lufthansa mit den Italienern übernehmen?


Die Lufthansa-Aktie seit Februar.



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4 Kommentare

  1. Einen solch negativen und subjektiven Beitrag habe ich selten gelesen. Hier wird Lufthansa und der Staat als Buhmann dargestellt. Wenn man ein wenig VWL/BWL Kenntnisse hat, weiß, dass hier richtig gehandelt wurde – schon aus sozialer Sicht. Eine starke Lufthansa, die faire und saubere Arbeitsbedingungen anbietet, keine Subventionen von Kleinairports erhält, hat die letzten Jahre gezeigt, dass sie auf dem Markt mithalten kann. Hier waren einfach die Manager schlauer, als wie bei AirBerlin oder Alitalia. Der Deutsche Markt darf keiner ausländischen billig Airlines gehören. Fliegen wird vielleicht ein wenig teuerer, aber das ist auch bitter nötig.

    1. Faire Arbeitsbedingungen bei der Billigtochter eurowings, wo alle integriert werden sollen? Na da aber mal genauer erkundigen.
      Selbst die neuen Lufthansa Verträge sind alles andere wie gut.

  2. Die sind alle stehend K.O.
    Nur Geldspritzen der Staaten erhalten die noch am Leben.
    Da wird sich auch nicht ändern. Die werden sich gegenseitig die Kunden wegnehmen.
    Wer aber der Lufthansa die Schweinepreise bei dem beschissendsten Service weltweit zahlt ist selbst schuld.
    Nein Danke.

  3. Hallo
    1. Stimmt es nicht, das Piloten zu Lufthansa wechseln. Es werden lediglich Stellen bei der Lufthansa Tochter Eurowings in Österreich angeboten und zu Konditionen die weit unter Air Berlin Konditionen liegen und nichts, aber auch gar nichts mit Lufthansa Konditionen zu tun haben. In Österreich gibt es kein geregeltes Streikrecht.

    2. Es haben deshalb nur sehr wenige (< 10) Piloten das Angebot wahrgenommen, bei Kabinenpersonal ist es bisher ähnlich. Es gibt kein Interesse die im Moment noch bestehenden, ungekündigten Verträge zu verlassen um in einer Billig-Airline zu wesentlich schlechteren Bedienungen zu arbeiten.

    3. Wenn behauptet wir, dass hunderte von Besatzungen von Air Berlin zu LH oder zu Eurowings gewechselt haben, ist es wahrscheinlich eine lancierte Falschmeldung um gezielt Stimmung zu machen.

    4. Passagiere von Air Berlin werden durch Flugstreichungen und Preiserhöhungen ganz gezielt zu den Unternehmen des Lufthansa-Konzerns getrieben. Dann wird durch den Schwund an Passagieren auf einigen Strecken mit dem Argument der rückläufigen Passagierzahlen die Anzahl der Verbindungen gesenkt. In die Lücke stoßen dann die Billigflieger von Eurowings. Diese Angebote nehmen die Passagiere dann dankbar auf. So wird nach und nach das Streckennetz der Air Berlin eliminiert.

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