Indizes
Märkte steigen vor Powell-Rede – Hoffen auf Zinssenkungen
Trotz negativer neuer Nachrichten im Handelskrieg steigen die europäischen Aktienmärkte und die US-Futures heute. Warum?
Trotz negativer neuer Nachrichten im Handelskrieg steigen die europäischen Aktienmärkte und die US-Futures heute. Dafür kann es nur einen Grund geben: die Märkte erwarten eine baldige Zinssenkung durch die Fed – und scheinen durch die Zinssenkung der australischen Notenbank RBA heute morgen eine Bestätigung zu finden.
Inzwischen preisen die Fed Fund Futures mit einer mehr als 50%-Wahrscheinlichkeit eine Zinssenkung durch die Fed im Juli (Sitzungsergebnis am 31.Juli) ein – mit einer Wahrscheinlichkeit von 6% sogar eine Senkung um 50 Basispunkte (0,5%):
'The market-implied odds of a Fed rate cut next month are now above 50%.' https://t.co/i56ANhOXnX via @SoberLook pic.twitter.com/UNUElUryOO
— Jesse Felder (@jessefelder) June 3, 2019
Noch in der letzten Woche hatten die Fed Fund Futures nur eine Wahrscheinlichkeit von 6% für eine Juli-Zinssenkung von 0,25% eingepreist – die Dinge haben sich also sehr schnell entwickelt:
A June cut (as in 2 wks!) was 6% last week, now 32.4%. July cut is 65% and Sept cut is 95%.
Over to Jay Powell tomorrow morning (9:45 AM ET). SPX "only" down 7% pricing and EXPECTING a cut! Will he deliver dove talk or crash the market with more hawk talk? pic.twitter.com/7y4L1zs6Sa
— Bianco Research (@biancoresearch) June 3, 2019
Die Hoffnungen auf Zinssenkungen treffen dabei auf eine derzeit ziemlich bärische Stimmung – siehe hierzu die ausgezeichnete Analyse von Liz Ann Sonders über das Sentiment an den Märkten.
Dagegen ist die Stimmung gegenüber Anleihen fast euphorisch – der Hedgefund-Guru Stan Druckenmiller erwartet massiv fallende Renditen:
Druckenmiller Dumps All His Stocks, Piles Into Treasuries Expecting Rates To Hit Zero https://t.co/ZnunHAaOVV
— zerohedge (@zerohedge) June 4, 2019
Druckenmiller ist nicht gerade dafür bekannt, ein Kontra-Indikator zu sein – aber das „Gap“ zwischen Optimismus für Anleihen und Pessimismus für Aktien ist auf sehr hohen Ständen und daher nicht selten Ausgangspunkt einer Rally an den Aktienmärkten (siehe hierzu die ebenfalls ausgezeichnete Analyse von CNBC´s Michael Santoli)
Nun aber muß Powell in seiner Rede heute (15.45Uhr deutscher Zeit) auch reichlich Dovishes liefern – sonst wird die heutige Hoffnungs-Rally sehr kurzlebig sein!
Powell trat übrigens am Sonntag Abend in der CBS-Sendung 60 minutes auf – eher ungewöhnlich für einen Fed-Chef, allerdings waren auch Powells Vorgänger Bernanke und Yellen schon Gast dieser Sendung gewesen. Powells Botschaft war: wir haben alles im Griff, wir werden schon das Richtige tun, habt keine Panik, wie Seeking Alpha Powells Botschaft zusammenfasst:
„What I read into this appearance is a concern on the part of Mr. Powell and the Federal Reserve that the economic and financial situation is such that the leadership at the Fed felt that it was necessary to get Mr. Powell out in front of the public and provide the people some confidence that the Federal Reserve was „on top“ of the situation, was not panicking, and would calmly see the country through the current situation.“
Bei Powells Amtseinführung schwor der neue Notenbankchef, der Wall Street stets zu Diensten zu sein..
Indizes
Aktienmärkte: Wie endet das Jahr 2019?
Über die psychologische Lage der Investoren vor den letzten Handelstagen der Aktienmärkte im Jahr 2019
Es sind nur noch gut ein Dutzend Handelstage für die Aktienmärkte in diesem Börsenjahr – in den letzten Wochen stockte die Jahresendrally, aber wird es im Dezember noch zum Abverkauf der großen Jahresgewinne kommen?
2019 – ein bisher großes Börsenjahr für die Aktienmärkte
Wer hätte das zu Jahresanfang gedacht? Nach einem Jahresstart von 10477 Punkten beim Dax und 2476 Punkten beim S&P 500 liegen beide Indizes mit circa 25 Prozent im Plus. Obwohl es mit den Gewinnen im ganzen Jahr permanent nach unten ging und es eine Schere zwischen den Aktienkursen und den gemeldeten Gewinnen gibt, die sich schon gewaltig geöffnet hat.
Zu den Ursachen für diese Rally braucht man an dieser Stelle nicht mehr viel zu erwähnen, es war der monetäre Faktor, also eine Flut von über 100 Zinssenkungen weltweit, die die Rentenmärkte immer unattraktiver als Konkurrenzanlage für die Aktien gemacht haben. Dazu kommt in den USA die Fortsetzung des Aktienrückkaufprogramms in einem Volumen von bisher mindestens 600 Milliarden Dollar. Weitgehend ignoriert haben die Aktienmärkte dagegen die Fakten im Handelsstreit, denn im Verlauf des Jahres wurden die Zölle und Gegenzölle doch andauernd weiter gesteigert – und nicht etwa gesenkt!
Aber die Börse handelt die Zukunft, die jetzigen Aktienkurse sollen das Niveau der Wirtschaftslage des Frühsommers 2020 reflektieren – und da eskomptiert man ein moderates Wachstum, gepaart mit niedrigen, vielleicht noch niedrigeren Zinsen als heute sowie zusätzlich weltweite fiskalische Stimuli – sogar in Deutschland.
Für den weltgrößten Index (S&P 500) ist das bisherige Jahr das achtbeste seit 1957, also seit dem Jahr, seit es den Index in seiner Ausweitung auf 500 Titel gibt.
Für den Dax wäre es das fünftbeste seit dem Jahr 2000, im aktuellen Zyklus seit der Finanzkrise lag nur das Jahr 2012 mit 29 Prozent deutlich besser.
Stellt sich natürlich die Frage: Wird man das Niveau angesichts der noch zu erwartenden Ereignisse bis zum Jahresende halten können?
Das psychologische Momentum
Dax und Dow haben erst vor knapp zwei Wochen ihre Jahreshöchststände erreicht, seither geht es eigentlich nur seitwärts, für den Dax genau genommen bereits seit einem Monat. Man verdaut den Riesenanstieg, bei dem im Dax 2000 Punkte seit dem 14. August aufgelaufen sind. Derzeit hält man sich offenkundig wegen der starken Überkauftheit der Aktienmärrkte zurück, will aber auch nicht verkaufen. Sentimentexperte Joachim Goldberg hat dies in den letzten Wochen immer wieder schön beschrieben: Beim Dax-Stand unter 13000 werden immer wieder Käufer in den Markt gelockt, die in diesem Jahr nicht richtig dabei waren – neudeutsch also die „Fear of missing out“. Psychologisch eine immer wiederkehrende Situation, aber angesichts des grandiosen Börsenjahres besonders ausgeprägt:
- Wer schon länger im Markt ist, hat Angst es könnte eine Korrektur geben und seine Gewinne abschmelzen.
- Wer aus dem Markt heraus ist, spürt die Angst, er könnte weiterlaufen in Form der sehr häufigen Jahresendrally und man ist selbst nicht dabei.
Wenn man aber gerade erst in den letzten Wochen eingestiegen ist, mit der Hoffnung diese Position zumindest bis zum Jahresende halten zu können, macht einen das Minus an den folgenden Tagen doch nervös und man fragt sich, ob man nicht doch wieder aussteigen sollte.
Ist man ausgestiegen – zum Beispiel wegen der Negativschlagzeilen im Handelskonflikt – hat man bei positiven Meldungen über eine kleine Lösung im Zollstreit „the Deal is so close“, wieder Angst, es könnte genau jetzt drehen und das Investment weglaufen.
Dies sind nur eine Reihe von Empfindungen, die so manchem bekannt sein dürften, die aber derzeit zu einem Patt geführt haben. Die Märkte pendeln bisher um ein gewisses Niveau, in einer insbesondere für den Dax geringen Handelsspanne.
Nicht vergessen sollte man auch das überragenden Interesse der Bonusempfänger am Zustandekommen eines positiven Jahresabschlusses. Zudem: In dem immer stärker werdenden Wettstreit zwischen den passiven Indexfonds ETFs und den aktiven Fonds haben die Erstgenannten wieder einen großen Vorsprung erarbeitet. Soll man jetzt aussteigen, Gefahr laufend, dass es dann vielleicht doch noch in einer Santa Claus-Rally weiter nach oben geht?
In nächster Zeit könnte es doch noch einmal spannend werden.
Aktienmärkte: US-Arbeitsmarktdaten und die Deadline 15. Dezember
Bereits am heutigen Tag kommen mit den neuesten Daten zum US-Arbeitsmarkt die wohl relevantesten Daten zur US-Wirtschaft. Nicht nur, weil diese für die Federal Reserve eine entscheidende Größe darstellen, die sogar ihren gesetzlichen Auftrag definieren (nämlich für ein stabiles Wachstum der Beschäftigung zu sorgen), sondern weil der Arbeitsmarkt eine zentrale Bedeutung in der 70 Prozent-US-Konsumökonomie innehat.
Die Beschäftigungssituation ist dabei mehr denn je entscheidend für die hoch verschuldeten Verbraucher. Ein Abbau von Arbeitsplätzen würde sich sehr rasch auf die Konjunktur auswirken und noch „rascher“ auf die Aktienmärkte.
Nach den schwachen Daten des privaten Arbeitsvermittlers ADP am vergangenen Mittwoch hat man ein bisschen Sorge vor den Daten heute um 14:30 Uhr. Auf der anderen Seite muss man aber das Argument anführen, dass die Fed bei einer Abschwächung des Arbeitsmarktes bei gleichzeitig niedriger Inflation „ammunition“ (Munition) für weitere Zinsschritte bekäme. Sehr zum Wohlwollen von Präsident Trump.
Über die Bedeutung des Datums 15. Dezembers wurde hier schon x-fach berichtet. Sollte es tatsächlich zu den Zöllen in Höhe von 156 Milliarden Dollar auf US-Gebrauchsgüter kommen – inklusive der milliardenschweren iPhone-Einfuhren – könnten dies die Aktienmärkte nicht ignorieren. Man hat dies schlichtweg nicht eingepreist – und ein zweiter Effekt wäre sogar noch dramatischer: Den vielen Unternehmenschefs auf dieser Welt würde klar werden, dass es mit dem Handelskrieg weiter geht, ungeachtet der Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und möglicher rezessiver Tendenzen. Und dies wäre die eigentlich schlechte Nachricht.
Fazit
Wie bereits schon erwähnt, müsste das Börsenjahr eigentlich mit einem hohen Stand der Indizes enden. Gerade beim Dax existiert eine sehr signifikante Korrelation zwischen der Entwicklung der Kurse in den ersten neun Monaten und dem Schlussquartal. Zumindest seit seinem Start im Jahr 1988 war mit einer Trefferquote von 94 Prozent dann auch das vierte Quartal positiv, eine hohe Signifikanz gibt es auch für die US-Indizes. Aber das Kursschiff muss noch einige Klippen umschiffen, außerdem haben wir einen Unsicherheitsfaktor, den keine Statistik abbilden kann: Donald Trump!
Finanznews
US-Arbeitsmarkt: großer Test für die Bullen! Videoausblick
Heute kommt mit den Daten vom US-Arbeitsmarkt ein großer Test für die Erzählung der Bullen: die Konjunktur werde sich stark erholen, daher würden die Gewinne der Unternehmen nach drei Quartalsrückgängen wieder anziehen – weshalb die hohen Bewertungen an den Aktienmärkten gerechtfertigt seien. Die Erwartungen an die heutigen Zahlen sind hoch (180.000), und das obwohl einige Indikatoren (ADP Arbeitsmarktbericht, ISM Indizes) auf eher schwache Daten hindeuten. Im Fokus heute auch die zweite Erzählung der Bullen: die Erwartung eines zeitnahen Handelsdeals zwischen den USA und China. Offenkundig fordert Trump, dass Peking sich auf die geforderten Volumina (40-50 Milliarden Dollar pro Jahr) festlegt – nur dann sei er bereit, bestehende Zölle rückabzuwicklen..
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Finanznews
Aktienmärkte: Mythos und Realität! Marktgeflüster (Video)
Nach anfänglichen Gewinnen sind die Aktienmärkte unter dünnsten Volumina wieder leicht ernüchtert – und bald dürften wegweisende Entscheidungen fallen, die die drei dominierenden Narrative der Aktienmärkte auf den Prüfstand stellen werden: erstens die Annahme, dass am 15.Dezember Trump die Strafzölle gegen China nicht einführen wird (aber heute hat Peking Sanktionen gegen US-Diplomaten erlassen). Zweitens, dass die globale Konjunktur sich deutlich erholen wird (aber heute wieder schwache Daten aus Deutschland und der Eurozone; morgen wichtig die US-Arbeitsmarktdaten nach den gestern schwachen US-Konjunkturdaten). Und drittens der Glaube an den ewig währenden Fed-Put, also das Sicherheitsneetz der US-Notenbank unter den Aktienmärkten (nächste Woche Fed-Sitzung)..
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Sebastian
4. Juni 2019 11:58 at 11:58
Wenn Powell / die FED tatsächlich eine Zinssenkung in Erwägung zieht, dann wird Trump sich nur noch bestärkter fühlen im Handelskrieg schneller und aggressiver vorzugehen -> kann auf Dauer auch nicht so bullish sein…
Bondkenner 007
4. Juni 2019 12:41 at 12:41
Powell schaut eher auf die Unternehmensanleihen, diese Zinsen sind zwar entgegen der Bondzinsen steigend, aber im Gegensatz zu Dez. 18 noch weit weg vom Katastrophenniveau .
Somit könnte Powell die Zinssenkung als Reserve bewahren für noch schlechtere Zeiten. ( den nächsten
Blödsinn von Trump)
Zinsangst
4. Juni 2019 12:52 at 12:52
Man kann über Trumps kognitive Verfassung geteilter Meinung sein aber könnte es möglich sein, dass er bereits bei der dovishen Wende der Fed im Dezember in Folge der Kurseinbrüche an der Wallstreet die Erpressbarkeit der Notenbank richtig wahrgenommen hat und sich nun denkt „I can do what ever i want and the FED will rescue the world“?
Marcus
4. Juni 2019 13:06 at 13:06
Die Zinssenkung kommt, das ist meiner Meinung nach bereits beschlossen. Ich schätze mal 25 Basispunkte zur allgemeinen Beruhigung, und dann später nochmal 25 um die Stimmung hoch zuhalten. Wie bereits gestern erwähnt, ab 2020 dann Bilanzausweitung mit 35 Mrd. Dollar monatlich, dann geht die Party ab bis 30.000 im Dow.