Wikipedia sagt: „Ein Claqueur bezeichnet eine Person, die bei einem Theaterstück oder einer anderen öffentlichen Aufführung bezahlten Applaus liefert“. Im Jahr 2017 bezeichnete die FAZ Marcel Fratzscher, den Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), als „Claqueur der SPD“. Die letzten Jahre konnte man ihn auch ganz klar als stumpfen Beifall-Klatscher für quasi alles bezeichnen, was die Bundesregierung macht. In Berlin und Frankfurt munkelt man schon seit Längerem, dass Marcel Fratzscher nur all zu gerne ein Amt hätte, bei EZB, Bundesbank, oder in Berlin in einem Ministerium?
Noch ist nichts daraus geworden. Aber Marcel Fratzscher gibt sich weiterhin alle Mühe, Probleme kleinzureden oder ganz zu ignorieren, ganz im Sinne der Bundesregierung? Dabei muss natürlich nicht alles schlecht sein, was die Bundesregierung sagt und tut – aber die Hingabe des Marcel F. bei zahlreichen Themen in Sachen totaler begeisterter Zustimmung ist schon einigen Beobachtern aufgefallen. So konnte er zum Beispiel letztes Jahr überhaupt gar keine Zombieunternehmen in Deutschland entdecken – es gab und gibt also gar kein Problem mit Unternehmen, die nur dank Nullzinsen oder dank ausgesetzter Insolvenzpflicht noch leben? So müssen Experten wie Daniel Stelter (siehe hier) oder auch Commerzbank-Chefvolkswirt Dr. Jörg Krämer immer wieder die Aussagen des DIW-Chefs korrigieren, oder kritische kommentieren – wie hier auf Twitter – da sonst wohl so mancher Leser auf Twitter glauben könnte, Fratzscher hätte recht. Aber ist das Anssichtssache? Sehen wir bei FMW und einige Fratzscher-Kritiker die Dinge einfach viel zu marktwirtschaftlich, und zu wenig schulden-positiv? Schulden sind nichts schlimmes? Und je mehr Schulden, desto besser? Hier einige Beispiele:
Hallo @MFratzscher, mehr Staatsschulden heute bedeuten mehr Steuern morgen, einen noch größeren Staat, weniger Raum für privates Engagement, das aber letztlich die Wettbewerbsfähigkeit treibt. Stattdessen muss der Staat den Anteil der Investitionen bei gegebenem Budget erhöhen. https://t.co/N0Oy5INMAC
— Jörg Krämer (@DrJoergKraemer) January 27, 2021
Hallo Herr @MFratzscher, staatl. Investitionen verdrängen private Investitionen, wenn die Staatsausgaben nicht durch eine Schuldenbremse begrenzt sind. Und: Hoch verschuldete Staaten wie Italien können am Ende auch wenig investieren. Schuldenbremse ist KEINE Wachstumsbremse. Gruß https://t.co/YQCta1tqLR
— Jörg Krämer (@DrJoergKraemer) January 27, 2021
Hallo Herr Fratzscher, die EZB argumentiert, mehr Anleihen kaufen zu müssen, weil sich die "Finanzierungsbedingungen" verschlechtert hätten. Aber die durchschnittliche Rendite 10j. Staatsanleihen liegt im Euroraum bei 0%. Der Dax notiert bei 14.578 und damit höher als vor Corona. https://t.co/7BG5HzVIfF
— Jörg Krämer (@DrJoergKraemer) March 11, 2021
Natürlich wird Marcel Fratzscher nicht von der EZB bezahlt für seine Beifall-Klatscherei. Aber wer auf einen schönen neuen Job hofft, oder wer die Welt so sieht, wie er sie gerne hätte, der klatscht dann einfach Beifall ohne Ende? Hier sein gestriger Kommentar zur EZB-Entscheidung, dass man nun noch mehr Anleihen kaufen wird, um die Anleiherenditen zu senken. Inflationssorgen seien laut Marcel Fratzscher völlig unbegründet. Und neben der EZB-Gelddruckerei solle auch die Finanzpolitik (also jede Menge neue Staatsschulden) die wirtschaftliche Erholung pushen. Vor allem Deutschland solle sich massiv im Sinne Europas verschulden. Super geklatscht für EZB und Schulden-Fanatiker im Bund. Zitat Marcel Fratzscher:
Die EZB hat dem Druck der deutschen Kritiker an ihrem expansiven Kurs nicht nachgegeben und signalisiert eine mögliche Verlängerung ihres Anleihekaufprogramms PEPP. Ihre neue Prognose zeigt, dass sich auch in Deutschland niemand Sorgen über eine hohe Inflation machen muss. Die größte Sorge bleibt eine zu schwache Wirtschaft durch die Pandemie und den permanenten Schaden für Unternehmen und Beschäftigte. Die Geldpolitik allein wird den wirtschaftlichen Aufschwung im Euroraum nicht am Laufen halten können, sondern eine expansive Finanzpolitik – vor allem auch in Deutschland – wird entscheidend für Europa bleiben.
Die EZB wird in den kommenden Monaten keine andere Wahl bleiben, als ihre Anleihekäufe wieder auszuweiten, um den Zinsanstieg im Euroraum zu begrenzen. Nicht nur die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie, sondern auch das riesige Konjunkturprogramm der neuen US-Regierung sind wichtige Ursachen für die steigenden Zinsen der vergangenen Wochen. Die EZB muss den Anstieg der Zinsen begrenzen, damit die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen nach wie vor ausreichend positiv bleiben.
DIW-Chef Marcel Fratzscher. Foto: SPÖ Presse und Kommunikation – ExpertInnen Austausch anlässlich der Kurt Rothschild Preisverleihung, 27.09.2017 CC BY-SA 2.0
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