Finanznews

Mario Draghi an die Deutschen: wenn ihr kein Brot habt, warum esst ihr dann keinen Kuchen?

FMW-Redaktion

Mario Draghi hat sich mittels eines Interviews für die „Bild“ an die Deutschen gewendet – und ihnen empfohlen, ihr Anlageverhalten zu ändern:

„Die Sparer haben es mit ihren Anlage-Entscheidungen auch selbst in der Hand, wie hoch ihre Erträge ausfallen, auch in Zeiten niedriger Zinsen“.

Draghi verweist auf das Beispiel der USA: auch dort habe es sieben Jahre lang Nullzinsen gegeben, das Finanzsystem habe aber dennoch weiter reibungslos funktioniert. Faktisch sagt Draghi damit: wenn sparen nicht mehr lohnt, warum kauft ihr dann keine Aktien?

EZB-Präsident-Mario-Draghi-281x3001
EZB-Präsident Mario Draghi empfiehlt den Deutschen, ihr Anlageverhalten zu ändern
Foto: World Economic Forum / Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Das erinnert ein bißchen an den Ausspruch der französischen Königin Marie Antoinette, die angesichts der hungernden Bevölkerung gesagt haben soll: wenn ihr kein Brot habt, warum esst ihr dann keinen Kuchen („Qu’ils mangent de la brioche“)? Inzwischen weiß man, dass dieses Zitat wohl nicht der historischen Wahrheit entspricht, ausserdem ist „brioche“ kein Kuchen, sondern eine Art Kuchenbrot aus Hefeteig..

Wie auch immer: das mit den Nullzinsen, so Draghi, sei auch nicht wirklich so schlimm, weil die Sparer durch die nicht vorhandene Inflation entschädigt würden (genau das will doch die EZB ändern eigentlich..). Er wolle die Einladung des Deutschen Bundestages annehmen, um im Parlament seine Politik zu erläutern. Zur Kritik aus Deutschland sagte Draghi, eine „höflich und konstruktiv geführte Debatte“ sei durchaus willkommen – Subtext: bislang ist die vorgebrachte Kritik eher unhöflich.

Und der Mario hat auch noch Mahnungen an die Regierungen der Eurozone im petto: die Reformen verliefen zu langsam, die Chance, die Niedrigzinsen böten, würden nicht recht genutzt. Die Briten ermahnte Draghi in der EU zu bleiben, er könne nicht glauben, dass sie die EU verließen, aber wenn doch, müsse ihnen klar sein, dass sie dann einen riesigen Binemarkt verlören. Insgesamt seien Nationalismus und Isolationismus seine „große Sorge“.

Und natürlich: die Politik der EZB funktioniere, man müsse, so hatte es der Römer schon auf der Pressekonferenz nach der letzten Sitzung gesagt, einfach Geduld haben:

„Unsere Politik funktioniert, aber wir müssen Geduld haben; das Vertrauen der Investoren ist noch nicht wieder voll hergestellt. Seit zwei Jahren wächst die Wirtschaft der Euro-Zone Monat für Monat, Banken vergeben Kredite, die Arbeitslosigkeit sinkt langsam aber sicher. Die Euro-Staaten können inzwischen wieder mehr deutsche Ausfuhren kaufen, was für deutsche Firmen Rückgänge im Handel mit China zum Teil ausgleicht. Aber es ist ein langsamer Prozess, weil diese Krise die schwerste seit dem 2. Weltkrieg war.“

Damit ist klar, dass die EZB erst einmal die Füsse still halten wird – die so erfolgreiche Politik braucht eben Zeit, bis sie voll wirkt. Und bis dahin, ihr lieben Deutschen, kauft doch einfach Aktien, wenn es kein Brot mehr gibt..



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

19 Kommentare

  1. Wenn man DM, Bundesbank und einen Rest von geldpolitischem Sachverstand gegen EURO, EZB und einen italienischen Goldman-Sachs eintauscht, dann darf man sich über das Ergebnis nicht wundern.

    1. Vollkommen ihrer Meinung,Leser!Warum das deutsche Volk,fehlgeleitet von ihren kommunistischen Führern&GS-Bankern,unbedingt das Märchen vom Hans(Michel)im Glück nachexerzieren will,ist mir völlig unverständlich!Es sieht aber nach:Wir schaffen das, aus!

  2. Draghi begreift nicht einmal im Ansatz was er anrichtet.
    1. Arm und reich driftet immer mehr auseinander (hier Immobilienbesitzer dort Leute, die sich nie mehr ein Haus leisten können; für Aktien gilt ähnliches
    2. Aktienmärkte sind irrsinnig teuer geworden eine Folge des NIRP-Wahnsinns und damit gefährlich – siehe Apple Aktie gestern
    3. Leute die kein Sparbuch mehr haben leben von der Hand in den Mund, weil keinerlei Reserven vorhanden. Da werden dann auch kleine Rechnungen zum Problem – ein gewaltiges öko-soziales Problem tut sich auf.
    4. Kapitalfehlallokation wohin man schaut – nicht nur bei Immobilien
    Als Vermögensberater kann ich nur sagen: spinnt er denn völlig? Kapitalanlage ausschließlich in Aktien? Völlig abartige Vorstellung

    1. @republikaner : Ich glaube eher, dass Du nichts begreifst. Der liebe Herr Draghi weiss 100 % – ig was er anrichtet. Und er richtet es ganz bewusst und ganz gezielt an. Die Dummen Deutschen merken es nur nicht , bzw. wollen es nicht merken. Bis ihr auf „Nichts“ gebauter Wohlstand wieder im „Nichts“ verschwindet. Wie hat doch Voltaire gesagt: Papiergeld wird irgendwann zu seinem wahren Wert zurückkehren – NULL – und – Nichts- Dieses Irgendwann steht nun vor der Tür – ja es hat sogar schon mind. einen Fuss in der Tür ……..

      1. Dem stimme ich voll zu.
        Vermögensberater ???? In diesem Wort steckt auch „unvermögen“,
        denn wer Vermögen zur Arbeit schicken will ,vor allem wenn es nicht sein eigenes ist, vermöge bitte nicht Herrn Draghi kritisieren,denn der macht alles richtig.Denn er weis welchen Herren er dient.

    2. Draghe begreift sehr wohl was er da anrichtet. Er ist doch auch nur eine Marionette der Neuen Weltordnung. Und wem es bis jetzt nicht aufgefallen ist was abläuft wird es sowieso nie merken bis er in der Massenunterkunft ist.
      http://www.DDRZweiPunktNull.de

  3. Mal angenommen, jeder Deutsche würde jetzt alles in Aktien werfen, was nur irgendwie möglich ist. Was wäre dann? Eine gewaltige Blase würde entstehen. Die Aktien würden ins Unermessliche steigen und irgendwann würde mit einem Knall die Luft entweichen und dann?
    Ich bin mir sicher, der Knall würde einem Urknall zumindest in Deutschlang gleichkommen und alles (Vermögen) vernichten, was noch irgendwie vorhanden wäre.

    Bei der Subprime-Krise war das doch genau das Problem, alle dachten die Häuser werden immer teurer und zockten auf Teufel komm raus und dann entwich die Luft und das Finanzsystem drohte zu kollabieren.

  4. Hieß denn nicht der der ehemalige Chef von Goldman-Sachs, die Griechenland beim Erschleichen des Euros so toll unterstützt haben, nicht auch zufällig Dragi?

  5. Leute über den Tisch ziehen?

    Sind da nicht große Teile des Amerikanischen Mittelstandes beim Großen Finanzcrash ihre gesamte Altervorsorge losgeworden? Da half auch keine Aktieanlage. Für wie blöd halten denn eigentlich die Politiker das deutsche Volk? Die erzählen Sachen wie die die als Anlage die berüchtigten Termingeschäfte verkaufen. War das ihre erste Ausbildungsstufe.

    1. Für sehr blöd, und bezogen auf die Masse stimmt das leider auch.

  6. Dieses dumme Zitat ist ein Propaganda-Machwerk der britischen Presse zu Zeiten der Franz. Revolution .Eine reine Erfindung und sollte endlich verschwinden . Gelogen wird schon seit Jahrhunderten . Und die dummen Sparer müssen endlich begreifen , daß Geld nicht endlos , hemmungslos und arbeitslos wachsen kann . Der Negativzins ist ein Segen für die Menschheit und sollte sich allerdings auch endlich bei den Preisen bemerkbar machen , besonders bei den Darlehenszinsen. Endlich zeigt sich , daß Zinsen ein Naturgesetz brechen . Es gibt kein strafloses Wachstum .Im Kosmos außerhalb der wirklich produktiven Wirtschaft kurvt inzwischen eine Geldmenge herum , die tausendfach höher ist als im Wirtschaftskreislauf der realen Wirtschaft benötigt wird . Also muß sie endlich schrumpfen , ansonsten wird sie uns erschlagen , mit der Wucht von tausend Atombomben .

    1. Wenn der Negativzins das Ergebnis von Angebot und Nachfrage wäre, könnte das mit dem „Segen“ vielleicht zutreffen. Nicht aber, wenn es das Ergebnis des größten planwirtschaftlichen Geld-Experiments in der Geschichte der Papier-Währungen überhaupt ist.
      Zum Zins und dessen Sinn und Zweck sei als Einstieg dieser Artikel empfohlen, http://www.goldseitenblog.com/markus_bechtel/index.php/2013/12/21/wenn-das-geldsystem-zum-fluch-wird

  7. Ich würde meinen, dieser Mann ist ein geborener Lügner und Betrüger. Aber wen, aus unserer Politik-Elite, kann man da noch ausnehmen? Wie heißt es doch: Alle in einen Sack stecken – draufhauen – es erwischt immer einen richtigen.

    1. Das kommt immer darauf an, wie man es betrachtet: sicherlich spricht er teilweise nur in Halbwahrheiten und Verschachtelungen, aber wenn man genau hinhört und korrekt interpretiert, ist man im Bunde mit dem Fahrplan. Die Wahrheit schmerzt nur zu sehr, weswegen dem Zuhörer/Leser nur in den Sinn kommen wird, er habe sie betrogen, obwohl sie es jeweils selbst durch sich selbst waren.

      Ein Betrüger ist letztendlich nur ein Intelligenztest zu einem selbst – letzteren hat man bestanden, wenn man die Systematik erkannt und sich nicht auf ihn eingelassen hat. Andernfalls wurde man durch sich selbst bezwungen (Unklugheit, Unintelligenz, Dummheit).

  8. oder, wir alle gehen mal zur Bank und holen unser Geld in bar ab.

    1. Würden das alle machen wäre dieses System schon lange am Ende angelangt.

  9. Nun ja, das jetzige Geldsystem mit Zinssystem und völlig wertlosen Fiatgeld wird sehr bald nicht mehr existieren, da die BRICS-Staaten ein neues zinsloses und edelmetallgedecktes Geldsystem einführen, wie jeder nicht nur an der AIIB (mit CIPS-System) erkennt, sondern insbesondere an der Verkündung einer neuen Gold-Infrastruktur (Goldstandard) in China ! Dazu kommen dann noch die Abrechnung der Energieliefrungen von China und Russland in der Landeswährung und somit eine Abschaffung des Petro-Dollars !
    Für deutsche Sparer wäre also dann physisches Gold oder Yuan eine gute Anlage (wertsicher OHNE Negativzinsen).

  10. Die EZB kann nicht allen Herren dienen: entweder den Schuldnern oder den Gläubigern. Und da die Schuldner seit der Finanzkrise deutlich mehr geworden sind, müssen die Gläubiger büßen. Die (Brot)Suppe haben uns die Geldverleiher eingebrockt, die in ihrer unendichen Gier immer neue Schuldner angelockt und ihnen das Paradies auf Erden versprochen haben. Jetzt sitzen sie auf einem Haufen uneinholbaren Forderungen und verschieben den Zahltag durch Nullzinsen immer weiter nach hinten, um die Fiktion einer Rückzahlung aufrecht zu erhalten (siehe Griechenland).

  11. Sebastian Schaarschmidt

    So wie die „Bild“ das Interview geführt hat,konnte das ja nichts werden.
    Man hätte viel offensiver agieren müssen.Man hätte fragen müssen,ob die 0-Zinspolitik nicht vielleicht an den sehr schlechten Ratings der Südzone liegt.Griechenland,Portugal,Spanien,Italien u.a. sind sehr schlecht von den Agenturen bewertet und so mussten diese,vor Draghis Amtsantritt deshalb relativ hohe Zinsen zahlen-Italien z.B. über 7,5% in 2011-heute nur noch 1,5%.Italien ist immer noch mit nur einer Stufe über Ramsch bewertet und nichts tut sich-Rating aktuell:“BBB-„.Deutschland dagegen „AAA“-Das sind viele Stufen Unterschied.Damit hätte man Draghi konfrontieren müssen,anstatt ihm nach dem Munde zu reden.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage