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Mario Draghi geht für Italien „All in“ – wie bei der EZB

Mario Draghi treibt für Italien die Verschuldung nach oben

In all den Jahren seiner Amtszeit wurde bei EZB-Chef Mario Draghi stets geunkt, dass er bei seinen geldpolitischen Maßnahmen zumeist einen Blick auf das hochverschuldete Italien geworfen hat. Verständlich für den Italiener, der immer betont hat, nach seiner Karriere in sein Heimatland zurückkehren zu wollen. Jetzt hat er gleich das Amt des Regierungschefs angetreten und sein Programm erinnert auch gleich an seinen berühmten Spruch vom 26. Juli 2012. Mit einem riesigen, schuldenfinanzierten Programm will er sein Land aus dem ökonomischen Stillstand der letzten beiden Jahrzehnte herausholen.

Italiens Staatsschulden auf Jahrhunderthoch

Was sich nicht besonders spektakulär liest, ist bei näherer Betrachtung doch etwas anderes. Der neue italienische Premierminister hat das Konjunkturprogramm seiner Vorgänger um 70 Milliarden Euro angehoben und dies, obwohl das Land mit 209 Milliarden Euro Unterstützung aus dem Hilfsfonds der Europäischen Union rechnen kann. Das bedeutet, dass die italienische Verschuldung in diesem Jahr auf 160 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt steigen könnte, was einen neuen Rekord in der neueren Geschichte Italiens darstellen wird. Der letzte Höchststand von 159,5 Prozent stammt aus der Ära Mussolinis, aus dem Jahre 1920.

Das ambitionierte Programm des Mario Draghi

Italiens Defizit - und Mario Draghi

In dieser Grafik wird schön ersichtlich, wie stark das diesjährige Haushaltsdefizit Italiens im Vergleich zu anderen europäischen Nationen steigt – um 11,8 % und damit auf die höchste Neuverschuldung seit Beginn der 1980-er-Jahre. Viele Länder profitieren von der Aussetzung der „ständig beachteten“ Maastricht-Kriterien mit der Begrenzung der Neuverschuldung auf drei Prozent zum Bruttoinlandsprodukt. Aber die Pläne Italiens sind im Ganzen schon etwas entrückt, um es euphemistisch auszudrücken.

Der Römer Mario Draghi weiß natürlich um die Probleme des italienischen Staates seit des Beitritts seines Heimatlandes zum Euro.

Problemfelder Wirtschaftswachstum und Aktienmarkt:

Unser beliebtes Urlaubsland hat wirtschaftlich eher nicht vom Euro profitiert, die Wirtschaft ist seit Ende der 1990-er-Jahre um magere zwei Prozent gewachsen. Zum Vergleich: Deutschland und Frankreich plus 28 Prozent, Spanien gar um 35 Prozent. Und erst der italienische Aktienmarkt (Mib 40). Ein Anstieg um gut 22 Prozent, gegenüber über 190 Prozent beim Dax oder über 500 Prozent beim Dow Jones – was für eine Performance nach zwei Dekaden!

Wenn man sich an die Worte von Mario Draghi als EZB-Chef zurückerinnert, dann wird einem klar, warum er mit dieser Konsequenz vorhergeht. Jahrelang hat er sich darüber beschwert, dass die Politik mit ihrer Fiskalpolitik nicht voran kommt und die Geldpolitik die Mängel ausgleichen müsse. Jetzt sitzt er an der Stelle, wo er beides mit großer Konsequenz vorantreiben kann. Moralisch unterstützt durch den neuen Mann an der Spitze der USA, der es in punkto Schuldenprogramm sogar noch extremer angeht.

Das neue italienische Wirtschaftsprogramm muss bis Ende des Monats in Brüssel zur Begutachtung eingehen. Verwunderlich ist, dass die Anleihemärkte nicht auf diese ausufernde Schuldenpolitik reagieren. Erkennbar an den Zinsunterschieden zwischen den zehnjährigen deutschen und italienischen Staatsanleihen. Kaum eine Reaktion, anscheinend weiß Mario Draghi und die Investoren von der Unterstützung durch die Nachfolgerin des Italieners im EZB-Tower in Frankfurt.

Fazit

Mario Draghi nutzt die Gunst der Stunde, zu einer Zeit, in der die Bekämpfung von Corona das dominante Thema ist, politisch und auch gesellschaftlich.

Was hätte so eine Fiskalpolitik noch vor eineinhalb Jahren für einen Aufschrei in den stabilitätsorientierten Nordstaaten der EU ausgelöst? Mario Draghi ist natürlich mit allen Wassern gewaschen und kennt als Professor der Wirtschaftswissenschaften, als ehemaliger Managing Director bei Goldman Sachs, als Notenbankchef Italiens und natürlich als Mister „Whatever it Takes“ alle Schliche in der Finanzpolitik. Also warum nicht auch als Regierungschef in die Vollen gehen, wo es doch der Präsident der Wirtschaftsnation Nummer eins, Joe Biden, so schön vormacht. Eine neue Ära „In Debt we trust!“



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7 Kommentare

  1. Italien ist der Knackpunkt der Eurozone, und darüber ist man sich bei der EZB vollkommen im klaren. Die EZB kann und wird niemals aus den Anleihekäufen aussteigen können, denn wen sie das tut, werden die Märkte über kurz oder lang angemessene Zinsen fordern angesichts der enormen Staatsverschuldung. Die Eurozone existiert nur noch weil Draghi damals im Jahr 2012 versprochen hat unbegrenzt Geld zu drucken, einen anderen Grund hat gibt es nicht.

    Genau so dringend ist der „Wiederaufbaufonds“ oder besser bekannt unter Schuldenvergemeinschaftung. Die Eurozone braucht diese Schritte einfach weil es nicht anders geht.

    1. Und was sind die Konsequenzen?

      1. Eine,sicher nicht die letzte, Konsequenz aus diesem europäischen Länderfinanzausgleich wurde vor kurzem schon ausgerufen.“ÖKONOMEN“:Wir fordern die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters auf erstmal 69!Von Pensionseintrittsaltererhöhung war da nicht die Rede und sicher auch nicht gedacht.Wäre ich „ÖKONOM“,könnte ich mir einen noch späteren Eintritt in den Altersruhestand vorstellen.Das Verbreiten solchen Dünnpfiffs gelingt auch noch in den hohen Achtzigern problemlos!

      2. Man sollte die EU nochmal neu überdenken und den Realitäten anpassen. Ansonsten sehe ich hier einen Zug gegen die Wand fahren.

        Nationaler Stolz der einzelnen Länder ist hier fehl am Platz. Um die EU zusammen zu halten (und das ist meiner Meinung alternativos), darf man nicht nur jenen dienen die ständig jammern und den disziplinierteren Ländern immer wieder taktisch Egoismus vorwerfen..

  2. @Peter , Niemand hat das Recht, über das Allgemeingut „Geldwesen“ zum Nutzen Weniger ,auf Kosten von negativer „Lohnwertentwicklung“ Aller, die Wertigkeiten willkürlich umzuverteilen.Nennt sich
    vorsätzlich organisierter Diebstahl ! Ich kann Werthaltiges nicht verkaufen ,wenn ich es nicht besitze.
    Nennt sich vorsätzlicher Betrug. Wenn das Alles mit vollsten Wissen und ausschliesslich zum eigenen Vorteil passiert,ist das Arglist. Es geht nämlich garnicht um Norden und Süden es geht Wissende und Unwissende.
    Es ist im Kern ein zutiefst expandierendes faschistisches System.

    Ist meine Meinung .Sorry,Sie persönlich sind natürlich ausdrücklich nicht gemeint.

  3. Atemlos schuldenlos

    Als EZB Präsident hat er gesagt ,die EZB könne den Ländern nur Zeit kaufen und die Länder müssten ihre Strukturprobleme lösen.Jetzt ist er an der Stelle wo er seine früheren Ratschläge ausführen könnte.Leider wird es den Poltiker in Italen nie geben der fähig ist den reichen Bürgern das Geld zu nehmen das für den Schuldenabbau nötig wäre. ( den Italo Schröder) Ist auch nicht nötig, gibt es doch die MMT, die Staatsschulden in jeder Höhe als problemlos erachtet. Zudem ,solange die statisch nachweisbaren ärmeren deutschen Bürger die Rechnung bezahlen ist keine Änderung zu erwarten.

  4. Aufgeschnappt. Italien wir mit soviel Wiederaufaufbau – Geld überhäuft, dass Draghi seinen eigenen Leuten nicht zumutet genügend Projekte aufzugleisen und er soll eine Aussenstehende Beratungsfirma ( ich glaube Mc Kinsey) beauftragt haben.
    Hat er vielleicht Referenzen von Flinten- Uschi eingeholt? Sie hat doch auch viel Geld verpulvert mit diesen Beratern. Diese Kinseyaner haben doch schon manche Firma zugrunde gerichtet, sie sollen doch auch einmal ein grösseres Projekt wagen.Draghi kann die Verantwortung abschieben und seine ex-Kollegen werden schön mitverdienen. Eine Win- Win Situation für Draghi und Loose- Loose für Italien und die Bezahler von der Nordschiene .

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