Europa

Aussagen von Branchenverband Maschinenbau: Produktion in 2024 deutlich schwächer als erwartet

Der Verband VDMA senkt seine Produktionsprognose für den deutschen Maschinenbau für 2024 von bisher -4 % auf -8 %.

Foto: Vecstock-Freepik.com

Die Lage im deutschen Maschinenbau ist offenbar noch schlechter als bislang gedacht. So senkt der Verband der Maschinenbauer VDMA aktuell seine Prognosen. Die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland hat in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres mit einem realen Minus von 6,8 Prozent die Erwartungen laut Verbandsaussage deutlich verfehlt. Die Konjunktur verlief in diesem Zeitraum eher enttäuschend. Zwar hatten wir noch nicht mit einer moderaten Erholung gerechnet, wohl aber mit einer nachhaltigen Stabilisierung auf niedrigem Niveau, so der VDMA. Diese Erholung sei ausgeblieben, mehr noch: Der Auftragseingang und auch zahlreiche Geschäftsklimaindikatoren hätten signifikante Rückschläge hinnehmen müssen. Daher reduzieren die VDMA-Volkswirte ihre Produktionsprognose für das laufende Jahr von bisher minus 4 auf minus 8 Prozent zum Vorjahr.

Maschinenbau in der Krise – schwach ausgelastete Kapazitäten

Der VDMA erläutert weiter: Laut ifo-Institut lag die Auslastung der Maschinenkapazitäten in den Unternehmen im Juli bei 79,4 Prozent – ein Wert, der signifikant unter der mittleren Bandbreite (84,4 bis 89,1 Prozent) und damit auch deutlich unterhalb der sogenannten Komfortzone liegt. Annähernd die Hälfte der Maschinenbaufirmen (44 Prozent) hatten im Juli zu große technische Produktionskapazitäten. Lediglich 5 Prozent der Firmen im Maschinenbau berichteten von Kapazitätsengpässen. Unternehmen mit aktuell zu großen Personalkapazitäten kompensieren dies zumeist durch den Abbau von Arbeitszeitkonten sowie verstärkt Kurzarbeit. Die Zahl der Beschäftigten wird so weitgehend stabil gehalten. Fast die Hälfte (47 Prozent) der Unternehmen klagte über Produktionsbehinderungen durch Auftragsmangel.

Grafik zeigt Entwicklung des Produktionsvolumens im Maschinenbau

Klarer wirtschaftspolitischer Kurs fehlt vielerorts

Mit einer spürbaren Besserung der Lage ist aktuell laut VDMA nicht zu rechnen. Die Weltwirtschaft sei geprägt von Verunsicherung, Kriegen und Handelsdisputen. In Europa sei der künftige wirtschaftspolitische Kurs sowohl der EU als auch vieler Mitgliedsstaaten nach den jüngsten Wahlen unklar. Das gelte nicht minder für Deutschland. Zudem halte sich die Inflation in einigen Ländern hartnäckiger als erwartet, mit der Folge, dass Zinssenkungen auf wichtigen Märkten wie den USA oder in der EU langsamer als erwartet erfolgen. In den USA, dem wichtigsten Exportmarkt der Unternehmen aus dem deutschen Maschinenbau, deute sich eine Schwächeperiode an, in der China aus anderen Gründen bereits seit längerem steckt. Im ersten Halbjahr 2024 sanken die Maschinenexporte aus Deutschland laut VDMA denn auch um nominal 4,8 Prozent auf 100,6 Milliarden Euro.

Zinssenkungen machen Hoffnung

„Hoffnung macht beim Blick voraus, dass die Inflation nahezu weltweit weiter zurückgehen wird. Erste Zentralbanken haben bereits den Zinssenkungszyklus eingeläutet, andere werden folgen. Es besteht also die berechtige Chance darauf, dass zum Jahresende und im Verlauf des Jahres 2025 positive geldpolitische Impulse für den Konjunkturverlauf gesetzt werden. Darüber hinaus sollte in vielen Ländern der private Konsum endlich von den gestiegenen Reallöhnen profitieren. Das sollte sich mittelbar und zeitverzögert positiv auf die Investitionsgüterkonjunktur auswirken“, so der VDMA. Schwer einschätzbar sei dagegen, wie sich Handelspolitik und staatliche Finanzen rund um den Globus weiter entwickeln werden. Zweifelsfrei als Risiken einzustufen seien Handelsbeschränkungen im Allgemeinen, ein verschärfter Handelskrieg der USA mit China, der auch Europa erfasst, die weitere Eskalation des Russland-Ukraine-Kriegs sowie ein anhaltender militärischer Konflikt im Nahen Osten mit Ausweitung auf weitere Länder.

Unter der Annahme, dass der Auftragseingang gegen Ende dieses Jahres seine Talsohle erreichen wird, müsse man sich für die nachlaufende Produktion mindestens für die erste Hälfte 2025 noch auf Minusraten zum Vorjahr einstellen. Zudem starte man mit einem sogenannten statistischen Unterhang ins neue Jahr, man brauche also im Jahresverlauf Wachstum, um nur das Vorjahresergebnis zu erreichen. Das sei ehrgeizig. Daher schätzt der VDMA, dass die reale Produktion im Maschinenbau im Jahr 2025 nochmals 2 Prozent unter dem Vorjahr liegen wird. Nominal könnte es auf eine Stagnation hinauslaufen.“

„Standort Deutschland braucht endlich wieder mehr Dynamik“

Auch im Maschinen- und Anlagenbau wächst die Sorge um die schwindende Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland. „Wir brauchen dringend mehr Wachstumsdynamik und mehr unternehmerische Freiheit. Maßnahmen wie das Wachstumschancengesetz weisen in die richtige Richtung, aber sie sind zu kleinteilig und werden vor allem viel zu zögernd umgesetzt. Es muss in Deutschland wieder Freude machen, unternehmerisch tätig zu sein. Dazu gehören ein wettbewerbsfähiges Steuersystem, eine moderne Infrastruktur sowie ein flexiblerer Arbeitsmarkt“, so der VDMA.



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2 Kommentare

  1. Aktuell gab es im Rahmen der ZDF-Sendung Berlin direkt ein Sommerinterview zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und der ZDF-Journalistin Diana Zimmermann, bei/in dem auch der Wirtschaftsstandort Deutschland thematisiert wurde. Der Bundeskanzler erwähnte in dem Interview die Maschinenbauindustrie mit keinem Wort. Was die steuerlichen Rahmenbedingungen anbelangt, hat die Bundeskanzler Olaf Scholz-Bundesregierung/Koalition bereits eine Steuererhöhung vorgenommen, obwohl der Koalitionsvertrag Steuererhöhungen ausschließt. Dies wird sicherlich im Rahmen der aktuellen Haushaltswoche im Deutscher Bundestag in Sachen Bundeshaushalt 2025 thematisiert.

  2. Die Chinesen können auch Maschinen bauen.
    Sie werden daher zunehmend ihren Eigenbedarf an Maschinen selber bauen und auf dem Weltmarkt ihre Vorteile ausspielen, wie billige Energie, Rohstoffe und niedrigere Löhnen.
    Und wenn ein BRICS Staat Maschinen benötigt, wird nicht zwingend in Dollars bezahlt werden müssen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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