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500 Mrd Sondervermögen + Aufrüstung MDax und SDax Profiteure von Merz-Schuldenplan – Analyse

Der MDax hat einen größeren Geschäftsanteil im Inland als der Dax, daher könnten für diese Unternehmen bessere Geschäfte bevorstehen.

Dax-Kurstafel
Dax-Kurstafel. Foto: Alex Kraus/Bloomberg

Die Erzählung ist einfach: Alle Rüstungsausgaben über 1 % des BIP sollen nicht mehr durch die Schuldenbremse ausgebremst werden. Und für die nächsten zehn Jahre soll es ein Sondervermögen über 500 Milliarden Euro geben für „Infrastrukturausgaben“. Bei genauerem Hinsehen geht es letztlich um Gieskannen-Ausgaben für die Wirtschaft. Bei unzähligen Unternehmen sollte dies zu goldenen Aufträgen führen, zu glänzenden Geschäften – wenn diese Maßnahmen denn in den nächsten Tagen den Gesetzgebungsprozess durchlaufen. Unternehmen aus MDax und SDax, die stärker Geschäft in Deutschland machen als die Dax-Konzerne, könnten stärker von einer anstehenden Auftragslawine profitieren.

Die geplanten Maßnahmen wäre ein Segen für die eher auf den Binnenmarkt ausgerichteten industriellen deutschen Mid-Cap-Aktien. Bloomberg berichtet hierzu: Der designierte Kanzler Friedrich Merz kündigte Anfang des Monats an, dass er plant, über einen Zeitraum von zehn Jahren 500 Milliarden Euro in Verkehr, Energienetze und Wohnungsbau zu investieren. Merz versprach außerdem, „alles zu tun, was nötig ist“, um Europas größte Volkswirtschaft zu verteidigen, einschließlich einer Verfassungsänderung, um die Beschränkungen für die Aufnahme von Schulden für Verteidigungszwecke aufzuheben.

Das historische Investitions- und Schuldenpaket von Merz könnte, falls es in Kraft tritt, „sowohl das Gewinnwachstum als auch die Marktstimmung“ für den deutschen Mid-Cap-Index MDax mehr als für seinen Large-Cap-Pendant Dax verbessern, so die Strategen Kaidi Meng und Laurent Douillet von Bloomberg Intelligence.

Grafik zeigt für MDax höheren Inlandsanteil als beim Dax

MDax hat mehr Inlandsanteil als Dax

Die starke Gewichtung des Mid-Cap-Index MDax in Industrie- und Materialaktien – 42 % im Vergleich zu nur 31 % beim DAX – positioniert ihn gut, um von der Infrastrukturfinanzierung zu profitieren. Sein größeres Engagement in Deutschland macht es auch wahrscheinlicher, dass er von einer stärkeren Inlandsnachfrage profitiert, wenn das Wirtschaftswachstum aufgrund dieser Investitionen anzieht, so Meng und Douillet.

„Eine stärkere, deregulierte deutsche Wirtschaft und niedrigere Steuersätze sind besser für inländische Umsatzträger“, schrieben die Strategen der Citigroup unter der Leitung von Beata Manthey in einer Notiz nach der Wahl von Merz und fügten hinzu, dass sie nun den MDax dem DAX vorziehen, da der Index mit dem deutschen Wachstum verbunden ist, das sich potenziell verbessern könnte.

MDax-Performance im Vergleich zu Dax und MSCI Europe

Merz‘ Plan ließ die deutschen Indizes DAX und MDax in die Höhe schnellen, wobei der MDax den größten Sprung seit drei Jahren machte. Infrastrukturunternehmen wie Bilfinger und Hochtief gehörten am Tag nach der Ankündigung zu den größten Gewinnern und legten um 18 % bzw. 16 % zu. Einige Unternehmen beginnen, den potenziellen Aufschwung zu bewerten. „Wenn diese großen Infrastrukturinvestitionen kommen, werden wir natürlich auch einen Teil davon haben“, sagte Thomas Schulz, Vorstandsvorsitzender von Bilfinger, in einem Gewinnaufruf. „Je mehr realisiert wird, desto mehr werden wir in den oberen Bereich des Umsatzes vordringen.“

Auch andere Unternehmen, die den Infrastruktur-Endmarkt bedienen, dürften davon profitieren. Die Wacker Chemie AG „sollte ein klarer Nutznießer des von Deutschland vorgeschlagenen 500-Milliarden-Euro-Pakets ‚whatever-it-takes‘ sein“, schrieben Citi-Analysten, darunter Sebastian Satz, in einer Notiz. Eine höhere Bau- und Industrietätigkeit könnte zu einer Erholung in bestimmten angeschlagenen Segmenten wie Silikonen und Polymeren führen, fügte Satz hinzu.

Grafik zeigt steigende Umsatzaussicht für Industrieunternehmen

Der Lkw-Hersteller Traton ist optimistisch, was die Zukunft Deutschlands unter der Führung von Merz angeht. „Mit dem neuen Kanzler sehen wir sehr positive Zeichen. Wir sehen Tempo, wir sehen Entscheidungsfindung, wir sehen, dass die Schuldenbremse zur Diskussion steht“, sagte CEO Christian Levin in einem Gespräch mit Analysten und bezog sich dabei auf die verfassungsrechtlich verankerte Schuldenbremse, die nun zur Diskussion steht.

Wenn dieser Geist der Deregulierung nach Brüssel getragen würde, „könnte Deutschland Europa als Vorbild dienen, so wie es vor Jahren einmal war“, fügte Levin hinzu. Eine anhaltende Rallye ist nicht garantiert, da die Vorschläge zunächst den Bundestag passieren müssen, der heute in einer Sondersitzung zusammentritt, um die Pläne zu erörtern. Merz braucht die Unterstützung der Grünen, um das Finanzierungspaket zu verabschieden, da er die Gesetzgebung vor der Konstituierung des neuen Parlaments am 25. März durchsetzen will, wo er auf Widerstand sowohl der AfD als auch der Linksparteien stoßen würde.

Kommentar

FMW: Gewiss, bei Verabschiedung der unbegrenzten Aufrüstung und des Sondervermögens, und der Kanzlerwahl von Friedrich Merz, könnten Dax, MDax und SDax erst einmal boomen, weil man für die Unternehmen eine Auftragslawine erwartet. Aber beim Blick auf die Details der Ausgabenpläne erkennt man keine wirklich großen Strukturreformen, sondern viel Klientelpolitik für die SPD, planwirtschaftliche Elemente, und eben keinen großen Aufbruch. Während die CDU vielleicht die Steuern etwas senken würde, explodieren aber gleichzeitig die Sozialversicherungsbeiträge. Erst zum Jahresanfang stiegen die Krankenkassenbeiträge deutlich.

Weitere Kostenanstiege bei Krankenkassen und Pflegeversicherung stehen womöglich an. Und die Ausgabenwut von SPD und Grünen (die indirekt mit im Boot sitzen könnten) kennt keine Grenzen. Man dürfte versuchen möglichst viel der 500 Milliarden Euro, die eigentlich für Infrastruktur-Investitionen vorgesehen ist, in Ausgaben umzuverteilen, die die eigene Klientel glücklich machen sollten, zB Bafög, Rente, Grundsicherung, NGO-Finanzierung, Entwicklungshilfe, Klimaprojekte, Elektroauto-Subventionen uvm. Dies sind aber keine Investitionen, die eine Volkswirtschaft langfristig voranbringen. Es ist Konsum, der verpufft. Also: Bei Verabschiedung von Merz´ Plan könnten Dax, MDax und Co erstmal positiv reagieren – vielleicht für mehrere Wochen oder gar Monate. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte aber nach und nach Ernüchterung einsetzen.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. ich verstehe das ganze nicht: im Gegensatz zu Steuern sollten Sondervermögen zweckgebunden sein, was haben also Bafög, Rente, Grundsicherung, NGO-Finanzierung, Entwicklungshilfe, Klimaprojekte, Elektroauto-Subventionen damit zu tun?

  2. MMT treibt sonderbare Blüten

    @ Jörg, einverstanden, und wenn man nicht die Absicht hätte das Volk zu täuschen, sollte man diese Schulden auch richtig benennen, NÄMLICH SONDERSCHULDEN ODER NOTSCHULDEN, die nur in Notfällen berechtigt wären.
    Man könnte diese Volksverarscher auch Volksdiener nennen.

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