Anleihen

Merkwürdige Risikoaversion: Trotz Italien-Risiko floppt deutsche Anleihe

Risikoaversion lautet aktuell die Parole der Stunde in Euroland. Der extrem große inner-europäische Anleihemarkt namens Italien bringt derzeit ordentlich Bewegung in die Renditen, was wir heute bereits angesprochen hatten. Der Markt ist völlig verunsichert, was die neue italienische Regierung wirklich vor hat. Eines aber scheint klar zu sein: Die italienischen Staatsschulden werden extrem ansteigen. Risiken wie eine Nicht-Rückzahlung bestimmter Papiere sind auch nicht ausgeräumt.

Daher steigen die Renditen (Risikoprämie). Anleger fliehen nach üblichem Muster aus italienischen Papieren, und suchen Sicherheit. Da gibt es in Europa den verlässlichen Hort Deutschland. Daher ist es gerade heute mehr als verwunderlich, was bei der gerade eben stattgefundenen Emission zweijähriger deutscher Bundesschatzanweisungen geschehen ist.

Risikoaversion treibt Anleger heute nicht großvolumig nach Deutschland

Der Bund bot heute ein Volumen von 5 Milliarden Euro für eine zweijährige Laufzeit an, mit 0,00% Zinskupon. Die Negativrendite dieser Laufzeit, die bei der vorigen Emission vor vier Wochen bei -0,56% lag, geht jetzt noch weiter ins Minus auf -0,58%. Das belegt die These der Risikoaversion, von der Flucht in den sicheren Hafen Deutschland. Allerdings gibt es da ein Problem. Die Nachfrage lag heute nur bei 3,94 Milliarden Euro. Das ist extrem merkwürdig und enttäuschend. Eigentlich hätten die intstitutionellen Anleger gerade diese Emission mit einem gigantischen Volumen stürmen müssen, da diese Anleihe so kurz nach der Koalitionsvereinbarung in Italien auf den Markt kommt.

Aber nein, die Nachfrage liegt deutlich unter dem Angebot. Letztlich an reale Martteilnehmer verkauft hat die Finanzagentur Deutschland GmbH ein Nominal-Volumen von 3,856 Milliarden Euro. Der Verkaufskurs (Anleihekurse notieren immer in Prozentpunkten) liegt bei 101,198%. Somit wurde tatsächlich ein Volumen von 3,902 Milliarden Euro verkauft. In zwei Jahren muss man aber nur den Nominalwert von 3,856 Milliarden Euro zurückzahlen. Somit macht der deutsche Staat per sofort einen Kursgewinn in Höhe von 46 Millionen Euro (bei 0,00% Zinskupon). Was Italien in den nächsten Monaten und Jahren an höheren Zinslasten zu tragen haben wird, dürfte dem deutschen Staatshaushalt mit noch geringeren Zinsen als Ersparnis zu Gute kommen.

Risikoaversion
Der Chart-Verlauf der zweijährigen Bundesschatzanweisung seit 2013. Mit der Nullzinspolitik der EZB stiegen die Kurse, und somit fielen die Renditen in den Keller. Bei dieser kürzesten aller Laufzeiten fiel sie sogar deutlich ins Negative – jetzt sind wir bei -0,58%.



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