Anleihen

Merz-Plan: Verbraucher zahlen die Zeche durch höhere Kreditzinsen

Friedrich Merz lässt die Staatsschulden explodieren. Direkt nach der Verkündung zeigen die Marktzinsen: Die Verbraucher zahlen die Zeche!

Friedrich Merz. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Kann sich der Kleinsparer auf höhere Sparbuchzinsen freuen? Man wird sehen. Was klar sein dürfte: Wer Kredite benötigt (vor allem mit langen Laufzeiten), dürfte womöglich schon in Kürze die Zeche zahlen für die gestern Abend verkündeten massiven Schuldenpläne von Friedrich Merz. Rüstungsausgaben rauf, quasi unbegrenzt. Und dazu „mal eben“ 500 Milliarden Euro neue Schulden für „Infrastruktur“, dazu noch neue Schuldenregeln für die Bundesländer. Man kann es sogar jetzt schon konkret sehen, was das real bedeutet (die Börse handelt die Zukunft): Die Rendite für zehnjährige deutsche Bundesanleihen, die als Gradmesser zum Beispiel für Bauzinsen dient, ist gegenüber gestern Abend von 2,50 % auf aktuell 2,70 % angestiegen, ein enormer Sprung! Und das könnte erst der Anfang gewesen sein.

Grafik zeigt Verlauf der deutschen Anleiherendite in den letzten vier Wochen

Verbraucher zahlen die Zecke für Merz – jetzt schon sichtbar

Dies ist der größte Anstieg der Anleiherenditen seit fünf Jahren! Im obigen Chart sehen wir den Renditeverlauf der letzten vier Wochen, mit dem aktuellen Sprung nach oben. Warum die Renditen steigen? Es ist ein ähnlicher Mechanismus wie bei privaten Schuldnern: Wer sich stärker verschuldet und womöglich eine sinkende Bonität aufweist, muss dem Gläubiger höhere Zinsen zahlen! Auch steigen die Renditen, weil es bei einer zügig steigenden Ausweitung der Neuverschuldung wohl schwieriger sein dürfte, große Summen am Anleihemarkt aufzunehmen. Bisher hat Deutschland nie Probleme gehabt. Und auch in Zukunft unter dem „Schuldenkanzler“ Friedrich Merz wird Deutschland sein Geld am Markt bekommen, gar keine Frage. Aber es wird eben etwas schwieriger und aufwendiger, zumal der Rest Europas auch mehr Schulden aufnehmen dürfte. Wenn die Nachfrager nach Schulden mehr Volumen nachfragen, müssen sie dem Anbieter mehr Vergütung anbieten, in Form höherer Zinsen – was sich am Markt in Form steigender Anleiherenditen ausdrückt.

Werden die Schuldenpläne umgesetzt – wovon man ausgehen darf – und wird der Bund dann nach und nach deutlich mehr Schulden über die Ausgabe neuer Anleihen am Markt aufnehmen, könnten die Anleiherenditen womöglich noch viel kräftiger ansteigen. Mit etwas Verzögerung dürften Banken diese höheren Finanzierungskosten an Häuslebauer und andere Kreditnehmer weiterreichen. Hier eine einfache Erklärung von „Dr. Klein“: „Eine Baufinanzierung zählt zu den langfristigen Anlagen. Und damit hängt die Zinsentwicklung der Bauzinsen maßgeblich von den Faktoren Staatsanleihe und Pfandbrief ab. Steigen die Zinsen für Staatsanleihen, steigen die Zinsen für Pfandbriefe und somit steigen auch die Zinsen für Baufinanzierungen.“

Mohamed A. El-Erian, der ehemalige Chef des weltweit größten Anleihe-Vermögensverwalters PIMCO, schreibt aktuell: „Die Rendite der 10-jährigen deutschen Staatsanleihe ist heute Morgen um 16 Basispunkte gestiegen, da sich die Märkte auf die bevorstehende strukturelle Änderung in der Finanzpolitik des Landes einstellen, um höhere Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben zu ermöglichen.“

Marktzinsen abgekoppelt von EZB-Zinsen

Abgesehen von der Tagesaktualität erzählt die folgende Grafik eine interessante Geschichte. Eigentlich waren die Marktzinsen – also die Anleiherenditen – den EZB-Zinsen ein paar Monate vorweg gelaufen. Seit Dezember ab fallen die Anleiherenditen nicht, die steigen deutlich. In weiser Voraussicht auf eine doch weiter hohe Inflation und höhere Neuverschuldung? Jetzt aber dieser „Turbo“ durch CDU und SPD, und die Anleiherenditen steigen kräftig an. Wir sehen seit Dezember 2024 (blaue Linie) den Anstieg der zehnjährigen deutschen Rendite von 2,04 % auf jetzt 2,70 %. In rot sehen wir die Entwicklung der EZB-Zinsen, seit Sommer 2024 gesenkt von 4,0 % auf 2,75 %. Die EZB hat derzeit die Kontrolle über die tatsächlichen Marktzinsen verloren. Eine Krediterleichterung für Unternehmen und Verbraucher findet nicht statt. Strukturell ist dies eine Belastung für die Konjunktur, wenn Unternehmen und Verbraucher für Kredite weiterhin relativ hohe Zinsen zahlen, obwohl die EZB das gar nicht will. Merz und Klingbeil dürften nun zwar die deutsche Konjunktur mit neuen Schulden erst einmal antreiben – strukturell aber dürften die Kreditkosten steigen – ganz abgesehen von Problemen wie Bürokratie oder Energiekosten.

Wer bei seiner Hausbank Ratenkredite und Dispo-Kredite in Anspruch nimmt, ist als Referenz auf die EZB angewiesen. Hier sind die Zinsen zwar gesunken, und damit auch die Zinsen für diese kurzfristigeren Kreditformen. Aber wenn man europaweit – und vor allem in Deutschland – jetzt Konjunkturprogramme über hunderte Milliarden Euro auflegt, wird die Nachfrage nach Wirtschaftsgütern massiv angeheizt. Ein künstlicher Konjunktur-Push, der was bedeutet? Die Inflation, die gut zurückgekommen war, könnte eine Wiederauferstehung erleben. Und diese Aussicht könnte die EZB dazu zwingen, ihre Politik der Zinssenkungen zu beenden, oder gar Zinsen zu erhöhen. Somit wären womöglich auch Kreditnehmer für normale Ratenkredite betroffen, wenn man europaweit nun auf die Schuldenpumpe drückt.



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2 Kommentare

  1. 3-4% dürften es wohl werden, dann kann sich das ganze aber auch wieder beruhigen. wenn es so kommt sollten die effekte bis zum hochsommer anhalten, dann ein top bilden und vllt in einem jahr schon etwas normalisierter sein. Aber ja, das ganze Jahr 2025 dürfte davon beeinflusst sein.

  2. „Verbraucher zahlen die Zecke für Merz“

    Der Untertitel mag richtig sein, nur sind die Wörter vertauscht?

    Jahr für Jahr, ich sehe kein Zurück …

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