Auf seinem Twitter Account hat Michael Burry, der Gründer von Scion Asset Management, wieder einen Tweet veröffentlicht, der für mediales Aufsehen sorgt. Michael Burry wurde durch den Film „The Big Short“ berühmt, der die Finanzkrise und das Platzen der Immobilienblase in den USA thematisiert. Michael Burry behauptet auf Twitter, dass der „Bullwhip-Effekt“, der sich aktuell im Einzelhandel entfaltet, die Federal Reserve (Fed) dazu bringen könnte, ihre Politik der steigenden Zinsen und des Quantitative Tightening (QT) zu pausieren oder gar umzukehren.
Was meint Burry mit „Bullwhip-Effekt“?
Der „Bullwhip-Effekt“ (Peitscheneffekt) beschreibt ein Phänomen, dass bei Nachfrageschwankungen in mehrstufigen Lieferketten entsteht und zu Problemen in der Logistik führt. Hier ein vereinfachtes Beispiel zur Erläuterung: Ein Artikel aus dem Sortiment läuft gut, es kommt zu Engpässen und leeren Regalen beim Einzelhändler. Dieser erhöht seine Bestellmenge beim Großhändler, der wiederum, um Lieferengpässe zu vermeiden, ebenfalls seine Bestellmenge beim Hersteller erhöht. Der Hersteller reagiert auf die gestiegene Nachfrage mit einer Erhöhung der Produktion. Aufgrund der zeitlichen Verzögerung zwischen Endkunden und Produzenten kommt es zu Überproduktionen und zu großen Lagerbeständen. Der „Bullwhip-Effekt“ wirkt auch bei Nachfrageschwäche. Je mehr Glieder eine Kette hat, umso größer der „Bullwhip-Effekt“. Die Grafik veranschaulicht den Effekt:
Hier eine Übersetzung seines Tweets: „Dieses Warenüberangebot im Einzelhandel ist der „Bullwhip-Effekt“. Googlen Sie es! Ist es wert, verstanden zu werden. Löst Deflationärer Impuls aus! Als Folge: Desinflation im CPI (Consumer Price Index, Verbraucherpreisindex) im späteren Verlauf des Jahres. Als Folge: FED ändert Kurs bei Zinsen und QT – Zyklen!“ Er verweist in seinem Tweet auf einen CNN-Beitrag über Einzelhändler, die es vorziehen, keine Retouren anzunehmen und den Kunden die Artikel zu schenken, als sie wieder zurück in die prall gefüllten Lager zu nehmen. Die hohen Lagerbestände führen tendenziell eher zu fallenden Preisen, um die Lagerbestände abzubauen.
This supply glut at retail is the Bullwhip Effect. Google it. Worth understanding for your investing endeavors. Deflationary pulses from this- -> disinflation in CPI later this year –> Fed reverses itself on rates and QT –> Cycles. https://t.co/PHCgoOOvlD
— Cassandra B.C. (@michaeljburry) June 27, 2022
Wie wirkt sich der „Bullwhip-Effekt“ auf die Märkte aus?
Der von Michael Burry angesprochene deflationäre Impuls entfaltet sich langsam, ist aber zum Teil schon sichtbar, z.B. bei den Rohstoffpreisen, die seit Anfang Juni deutlich gefallen sind. Die Daten für den CPI Juni werden am 13. Juli veröffentlicht und dürften somit weit unter dem Rekordanstieg von 8,6 Prozent im Mai liegen.
Aktuell ist am Markt der Gedanke verbreitet: Um die Inflation in den Griff zu bekommen, müssen die Notenbanken die Zinsen über die Inflationsrate anheben. So wurde in der Vergangenheit die Inflation bekämpft. Allerdings muss dies heute nicht genauso laufen, wenn der „Bullwhip-Effekt“ deflationäre Impulse auslöst . Das viel beschworenen „transitory element“ wirkt zusätzlich, da sich die inflationstreibenden Kräfte umkehren. Gemeint sind hiermit die Staatsausgaben und die Hamster-Lagerung aufgrund der Pandemie und das Quantitative Easing durch die Notenbanken. Das macht eine Abschwächung der Inflationsraten auch ohne zusätzliche Zinserhöhung wahrscheinlich, und dies wiederum wäre gut für die Aktien- und Anleihenmärkte. Sollten also die CPI Daten in der Zukunft auf eine Abkühlung der Inflation deuten, könnte die FED die Leitzinsen anstelle von 50 oder gar 75 Basispunkten nur um 25 Basispunkte erhöhen.
Michael Burry löscht seine Tweets auf Twitter regelmäßig
Michael Burrys Tweets sind oft eher kryptischer Natur. Da er aber als einer der wenigen die Subprime-Krise kommen sah, haben seine Worte Gewicht und erregen mehr Aufmerksamkeit. Durch den Film „The Big Short“ wurde er in der breiten Öffentlichkeit bekannt. Am 9. November 2021 schrieb er in einem Tweet über TESLA, Elon Musk wolle wohl ein paar Aktien verkaufen, um seine privaten Schulden zu decken. Die TESLA-Aktie stürzte an diesem Tag um weitere 12 Prozent ab, nachdem sie bereits am Vortag um 5 Prozent gefallen war. Damit hatten sich schlagartig knapp 200 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung in Luft aufgelöst. Ein paar Tage später warnte Michael Burry vor großen Risiken, die sich in den Märkten auftürmten und weder von der FED noch von der SEC wahrgenommen werden. Am 24. Mai tweetete er: „Es ist, wie ich schon über 2008 gesagt habe, man schaut einem abstürzenden Flugzeug zu.
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Das tut weh, das ist kein Spaß, und ich lächele nicht,“ und rief somit einen Vergleich der aktuellen Marktsituation mit dem 2008er Crash hervor, der durch das Platzen der Immobilienblase ausgelöst wurde. Am 18. Juni 2018 hatte Michael Burry auch einen Tweet über den Krypto-Markt und Meme-Stocks veröffentlicht, indem er private Investoren vor Verlusten warnte, die die Größe eines Landes/Staates („the size of a country“) annehmen könnten. Michael Burry hat übrigens die Angewohnheit, seine Tweets auch schnell wieder zu löschen. Aktive Investoren mit Twitter-Zugang können seinem Account folgen, um keine seiner Nachricht zu verpassen.
Twitter Account: Cassandra B.C. @michaeljburry
Finanzmarktwelt auf Twitter: @finanzmarktwelt
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Yupps.
Einmal an der Uhr drehen. Klick.
Die FED senkt die Zinsen also nicht.
Und dann fahren Apple, Amazon, Alphabet & Co wieder die dicksten Gewinne der Geschichte ein.
TESLA verkauft bis zum Mond, die Wirtschaft wird wieder brummen wie Balu, der Bär.
Bullwhip, Creamwhip, Shitwhip, Fipswhips. Irgendwer twittert irgendwas, egal, Hauptsache: Hoffnung!
FMW spielt: „Buy the Fucking Dip“.
Das religiöse Mantra unserer Zeit!
Nach jahrelangem „Finanz-Tsunami“ also die Hoffnungsmacher!
Fugmann, der Superbulle…?!?
Es fällt eigentlich nur damit es in himmelhohe Höhen steigen kann.
Klar doch.
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