Michael Wilson von Morgan Stanley ist einer der absoluten Top-Strategen an der Wall Street. Er warnt schon seit Monaten, aber der Aktienmarkt sieht es (bisher noch) anders mit seinen Kursanstiegen. Wilson warnt Anleger davor, die jüngste Rally bei US-Aktien für den Beginn eines neuen Bullenmarktes zu halten. Michael Wilson, der zu den pessimistischsten Stimmen an der Wall Street gehört, sagt laut Bloomberg, es gebe zu viele Anzeichen, sowohl fundamentale als auch technische, die auf bevorstehende Marktprobleme hinweisen. Er rät Anlegern dazu sich nicht vom jüngsten Aufschwung mitreißen zu lassen, der den S&P 500 in der vergangenen Woche kurzzeitig über die Marke von 4.200 Punkten brachte, den höchsten Stand seit August 2022.
Anstieg im S&P 500 „kein neuer Bullenmarkt“
„Ist dies endlich der Ausbruch, der einen neuen Bullenmarkt bestätigt? Die kurze Antwort lautet Nein“, so die klare Aussage von Michael Wilson. Weiter sagt er vor allem mit Blick auf den Leitindex S&P 500: „Es gibt viele technische Signale und fundamentale Faktoren, die dieser Idee entgegenstehen“. Er verweist auf die hohen Bewertungen, die geringe Breite der Aktien, die die Rallye antreiben, und die Outperformance defensiver Aktien.
Michael Wilson wurde in der letztjährigen Umfrage von Institutional Investor auf Platz 1 gewählt, weil er den Einbruch der Aktienkurse richtig vorhergesagt hatte. Seine Vorhersage eines weiteren Rückgangs in der ersten Jahreshälfte hat sich jedoch als falsch erwiesen, da der S&P 500 im Jahr 2023 bisher um mehr als 9 % zugelegt hat. Wilson sagte, dass eine Lösung in den Verhandlungen über die Schuldenobergrenze Aktien kurzfristig nach oben treiben könnte, aber „wir würden das als einen falschen Ausbruch (Bullenfalle) betrachten“.
Andere, darunter die Strategen von JPMorgan Chase & Co. unter der Leitung von Dubravko Lakos-Bujas, warnen ebenfalls vor mehr Marktvolatilität, da sich die Verhandlungen in Washington hinziehen. US-Präsident Joe Biden und der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, werden sich heute treffen.
Bank of Amerika erhöht Jahresendziel für S&P 500
Unterdessen hat die Strategin Savita Subramanian von der Bank of America laut Bloomberg ihr Jahresendziel für den S&P 500 von 4.000 auf 4.300 Punkte erhöht – etwa 2,6 % über dem Schlusskurs vom Freitag. Die US-Unternehmen hätten begonnen, sich mittels Effizienzausgaben anzupassen, was ein gutes Zeichen für niedrigere Risikoprämien bei Aktien sei. Die Bewertung des Aktienmarktes deute derzeit auf eine jährliche Gesamtrendite von 7-8% in den nächsten zehn Jahren hin. Wer in Europa auf steigende Aktienkurse setzt, kann sich durch die Charttechnik beim Stoxx 50 Blue-Chip-Index bestätigt sehen. Für den Stoxx Europe 600 zeigt eine Relative-Stärke-Analyse keine Anzeichen von Überhitzung. Christian Barth von der Fugger Privatbank hält den Optimismus für übertrieben, und erwartet eine stärkere Konsolidierung in den Sommermonaten.
FMW/Bloomberg

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na dann kann man nur hoffen, dass er diesmal richtig liegt…bei dem marktbreiten Überblick auf den der Wilson Mike zurückgreifen kann, sollte so ein Stratege eigentlich nicht so lange komplett daneben liegen…ein Schelm wer böses dabei denkt…
Man muß kein „Top-Stratege“ sein, um zu erkennen, dass es sich hierbei um keinen neuen Bullenmarkt handelt! Allerdings kann es noch zu einem letzten, starken Anstieg (Melt-up) bis in den Herbst – vielleicht sogar bis zum Winter kommen, sobald eine Einigung in Sachen Schuldenobergrenze und eine Zinsanhebungspause nacheinander folgen.