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Microsoft und LinkedIn: Fragen, Fragen, Fragen

Was soll das? Haben sich die Damen und Herren in der Chefetage von Microsoft gedacht "alle kaufen wie verrückt teuer ein, da müssen wir auch irgendwas teuer einkaufen?" Eigentlich hätte Microsoft auch...

FMW-Redaktion

Was soll das? Haben sich die Damen und Herren in der Chefetage von Microsoft gedacht „alle kaufen wie verrückt teuer ein, da müssen wir auch irgendwas teuer einkaufen?“ Eigentlich hätte Microsoft auch Twitter kaufen können, aber das wäre wohl für Twitter das Todesurteil gewesen – diesen Schock hätten die User von Twitter wohl kaum verkraftet. Aber LinkedIn? Ein Karrierenetzwerk soll, so darf man die veröffentlichten Texte von Microsoft wohl verstehen, für die Produkte der Firma neue Zielgruppen erschließen.

Die Börsengemeinde ist sich relativ einig, dass Mircosoft hier ziemlich überteuert einkauft mit einem 50% Aufschlag auf den LinkedIn-Kurs vom Freitag. Und anders als Facebook bei Whatsapp kauft Microsoft eine Firma, die schon ziemlich weit gewachsen ist. Die Mircosoft-Aktionäre scheinen kaum abgeschreckt zu sein – die Aktie fällt kaum. Der große Gewinner ist der LinkedIn-Aktionär, der nach der brutalen Talfahrt der Aktie Anfang des Jahres mit dieser Übernahme den Verlust wieder ausgleichen kann.

Aber inhaltlich bleibt es dabei: Microsoft kauft ein etabliertes Unternehmen – Facebook kaufte mit Instagram und Whatsapp starke Wachstumstreiber! Nochmal, 26 Milliarden Dollar, und dann noch komplett in Cash – puhhh, die Microsoft-Aktionäre sind echt entspannte Zeitgenossen! Wie weit und wie gesättigt die LinkedIn-Aktie schon war, konnte man Anfang des Jahres sehen, wo nur die schwache Aussicht für das neue Quartal den Aktienkurs auf einen Schlag fast halbierte.

433 Millionen potenzielle neue Microsoft-Kunden gewinnt man dazu. Aber mal ehrlich: Jemand er sich auf einem Online-Karrierenetzwerk anmeldet, ist doch bereits technisch versiert, arbeitet bereits mit PC-Anwendungen, ist bereits technisch informiert usw. So ganz genau wurde nicht erläutert, was Microsoft mit LinkedIn anfangen will, aber jedem dürfte wohl der Begriff Cross-Selling etwas sagen! Sind nicht in den letzten Jahren viele User absichtlich vor Microsoft weggelaufen, weil sie es nicht ertragen konnten, dass Anwendungen konstant immer nur schlechter werden? (natürlich eine reine Vermutung)

Wie groß wird der Schock für so manchen LinkedIn-User sein, wenn sich seine/ihre User Account-Funktionen auf einmal in einem Office-Format öffnen? Fragen, Fragen, Fragen… wäre es nicht wichtiger für Microsoft die Grundprodukte der Firma richtig neu zu erfinden? Das Grundproblem dieser Übernahme ist wohl: Eine gesättigte Firma kauft eine andere gesättigte Firma. Und welchem LinkedIn-User will man noch „neue“ sensationelle Microsoft-Produkte offerieren, die er/sie noch nicht kennen würde?

Microsoft´s Erfolgsbilanz bei Übernahmen ist mehr als fragwürdig. Den Kaufpreis für Nokia von 9,5 Milliarden Dollar hat man schon abgeschrieben, genau so fast die kompletten 6,3 Milliarden Dollar, die man mal für die Werbefirma aQuantive ausgegeben hatte. Der jetzige Deal ist mit Abstand der teuerste den Microsoft je getätigt hat – und wie man aus Bankenkreisen hört, haben die Berater von LinkedIn es geschafft den Preis für Microsoft ganz schön hochzutreiben. Da war wohl jemand arg unter Druck überhaupt irgendwas kaufen zu müssen, oder? Von Microsoft hieß es zu der Übernahme man wolle jeden Menschen und jede Organisation auf dem Planeten erreichen. LinkedIn sagte dies sei für die Firma eine Art „Wiedergründungs-Moment“. Naja, die beiden fühlen sich wie StartUps, sind aber beide schon leicht eingestaubt.

Egal wie überteuert dieser Kauf sein mag… vielleicht leiht sich Microsoft über seine Deutschland-Tochter Geld bei der EZB, was ja seit letzter Woche problemlos möglich ist, und finanziert so recht entspannt diese Übernahme!

LinkedIN
Die LinkedIn-Aktie seit Ende 2014.



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2 Kommentare

  1. Guter Kommentar. Mit der Übernahme der Nokia Gerätesparte wollte Microsoft einen auf Apple machen: Hard- und Software aus einer Hand, funktioniert schon irgendwie. Ergebnis: Totalschaden durch Milliardenabschreibung !

    Den besseren Deal hat definitiv LinkedIn gemacht. Mir scheint es, das Microsoft mit dem Kauf eher einen neuen Absatzkanal für seine Produkte erschaffen möchte. Wie sie aber auch richtig schreiben, Microsoft muss seine Produkte immer wieder an die sich verändernde Techwelt anpassen, sonst wird das nix.
    Genau wie mit Windows Phone/Mobile: Statt sich wirklich dahinter zu klemmen um unter anderem einen vernünftigen App-Store auf die Beine zu stellen, liefert Microsoft Stückwerk und wundert sich dann warum man nicht auf Marktanteile gekommen ist.

    Wäre mal interessant was Gates dazu sagt, oder ob er schon gar nichts mehr mit Microsoft zu tun hat. Er hat ja die letzten Jahre massiv Anteile verkauft, von daher.

  2. Ohne es zu wissen , vielleicht machen die das mit Absicht so …auch die letzten Steuer noch garantiert ,stückchenweise , abschreiben .

    Dafür bekommt man etwas realere Werte als die zahlen auf dem Konto .
    Zumindest kauft man mit steuerdollars potenzial und Marktanteile .

    Das sie das dann nicht nutzen ist wohl dem Altersdurchschnitt in der Chefetage geschuldet

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