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Mit Lithium aus Deutschland zur Unabhängigkeit von China? Dirk Harbecke im Interview


Bild: Dirk Harbecke, RockTech Lithium Inc.

Der Aufstieg der E-Mobilität geht einher mit einer stetig wachsenden Nachfrage nach Lithium-Batterien. Warum Lithium bald schon knapp werden könnte und welche Vorteile sich aus einem europäischen Standort zur Herstellung von Lithiumzellen ergeben, erklärt Dirk Harbecke, Member of the Board von Rock Tech Lithium, im Interview.

Sie planen den Bau des ersten Lithium-Converters innerhalb Europas. Was versprechen Sie sich von einem europäischen Standort?

Die globale Industrie, insbesondere die Autobauer, setzen mehr und mehr auf regionale Wertschöpfungsketten. Da die Automobilindustrie sich ganz klar auf die Zukunftstechnologie der E-Mobilität festgelegt hat, reicht es nicht mehr aus, nur die Batteriezellen lokal fertigen zu lassen. Besonders für die deutschen Autobauer wird es wichtig sein, auch die Batterie-Metalle aus Europa zu beziehen. Zulieferer können dadurch besser kontrolliert, Lieferwege kurzgehalten und die Nachhaltigkeit der Produktion gestärkt werden. Wir wissen jetzt schon, dass wir mit unserer Produktion von Lithiumhydroxid in Europa auf eine sehr große Nachfrage treffen werden.

Welcher Vorteil ergibt sich aus einem europäischen Standort zur Lithium-Veredelung für den Wirtschaftsstandort Deutschland konkret?

Die Wahrscheinlichkeit, dass wir unseren Converter in Deutschland bauen, ist sehr hoch. Wir verhandeln bereits konkret mit Standorten, Politikern und Geschäftspartnern. Damit hätte die deutsche Autoindustrie, eine der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes, endlich Zugriff auf die notwendigen Batterie-Rohstoffe und wird dadurch unabhängig von Zulieferungen aus Asien. Zudem generieren wir selbst eine große Wertschöpfung für den Wirtschaftsstandort: Wir schaffen viele hochqualifizierte Arbeitsplätze, kaufen Vorprodukte aus Deutschland und investieren in Forschung und Entwicklung. Das Know-how wird so in Deutschland aufgebaut und weiterentwickelt, nicht in Asien.

Sie konnten bereits bekannte Investoren wie Peter Thiel, Christian Angermayer und Alan Howard für ihr Projekt gewinnen und sind an Partnern aus der Industrie interessiert. Was versprechen Sie sich von den nächsten 12 Monaten?

Wir haben einen sehr straffen Fahrplan und werden in Kürze in unserer Pilotanlage damit beginnen, das erste Lithiumhydroxid zu produzieren. Wir führen bereits Gespräche mit potentiellen Kunden und wichtigen Stakeholdern für unseren Converter. Ich denke, dass wir in diesem Jahr die zentralen Weichen stellen, sowohl was den Standort für unseren Converter als auch für Kunden und strategische Partner für Kooperationen und den Bau der Anlage angeht.

Es besteht eine große Abhängigkeit europäischer Autobauer von chinesischen Anbietern. Inwiefern würde ein europäischer Standort zur Lithium-Gewinnung den Markt der E-Mobilität nachhaltig verändern?

Die Autobauer haben durch jüngste Krisen gelernt, dass sie sich nicht mehr auf globale Supply Chains verlassen können. So gab es beispielsweise wegen der COVID-Krise Unterbrechungen. Das aktuellste Beispiel hier sind die Versorgungsengpässe bei den Halbleitern, die in Europa und Amerika ganze Autofabriken stillgelegt haben. Mit unserer europäischen Produktion unterstützen wir die Autoindustrie dabei, unabhängig von China zu werden. Die Produktionsbedingungen werden dadurch besser nachvollziehbar für die Autobauer und ihre Kunden und das Verkaufsversprechen wird authentischer. Wir werden dadurch in der Lage sein, Elektroautos zu verkaufen, die wirklich “Made in Europe“ sind.

Wie wollen Sie es schaffen, eine umweltverträgliche Produktionsweise, mit einem wettbewerbsfähigen Preis an einem gänzlich neuen Standort zu vereinen?

Wir haben in Europa, insbesondere in Deutschland, sehr wettbewerbsfähige Standorte. Wir setzen auf neueste Technologien, bauen eigene Forschungszentren und kooperieren mit Universitäten und Batterie-Forschungseinrichtungen, die in Europa Weltklasse sind. Mit hervorragend ausgebildeten Mitarbeitern werden wir so sehr effizient produzieren können. Gleichzeitig gehe ich davon aus, dass wir Zuschüsse aus staatlichen und europäischen Förderprogrammen erhalten werden, die uns dabei helfen werden, unser Kostenniveau auf ein international wettbewerbsfähiges Level zu senken. In der EU gibt es mehrere Initiativen zur Unterstützung des Aufbaus der kompletten Batterie-Wertschöpfungskette in Europa. Hierzu sind wir bereits in konkreten Gesprächen.

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