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Nach Autos und Wohnungen kommt jetzt die Büro-Sharing-Blase

Uber (Taxi-Ersatz) und AirBnB (Hotel-Ersatz) sind Vorreiter der Plattform-Ökonomie neben diversen Webportalen für Handwerkerdienste oder Essensbestellungen. Um Uber und AirBnB war in den letzten Jahren ein Bewertungs-Hype entstanden. Denn beide sind noch nicht börsennotiert, hatten aber über Kapitalrunden von Investoren immer wieder frische Gelder eingeworben. Anhand von Kaufpreisen für Anteile bei Kapitalerhöhungen kann man hochrechnen, was ein noch nicht börsennotiertes Unternehmen wert ist.

Und Uber war zuletzt um die 70 Milliarden Dollar wert, AirBnB um die 30 Milliarden Dollar. Was für eine Gigantomanie – eine richtige Blase! Und ohne große Wahrnehmung in der breiten Öffentlichkeit tut sich schon das nächste Geschäftsfeld für junge, moderne und hippe Unternehmen auf, die vorbörslich mit Milliardensummen aufgepeppelt werden, damit sie schnell und kräftig wachsen können.

Die Firma heißt „WeWork“. Das 2010 gegründete Unternehmen mit Sitz in New York betreibt sogenannte „Co-Working-Spaces“ oder auch „Shared Workspaces“ genannt. Wenn Unternehmen, Kleinstbetriebe und vor allem Selbständige keine Lust haben teure Büroräume auf Jahre hinaus fest zu mieten, kommen diese neuen Anbieter auf den Plan, von denen es viele gibt. Einzelne Schreibtisch-Arbeitsplätze in Großraumbüros mit WLAN, Konferenzräume, kleine voll ausgestattete „Mikro-Büros“ oder Briefkästen mit Büroanschrift, alles separat und für kurze Zeiten flexibel buchbar – das liegt angeblich im Trend – dazu noch „Lounges“, Tischtennis-Platten im Gemeinschafts-Bereich uvm. Und das wird bei WeWork in einem hippen, jungen, frischen, innovativen Ambiente aufgezogen, so wie es derzeit in die aktuelle Bürowelt passt.

Wie das WSJ jetzt erfahren hat, steht „WeWork“ davor mit dem asiatischen Investor „Softbank“ eine neue Kapitalrunde abzuschließen. Auf den Gesamtwert der Firma hochgerechnet käme man auf ca 40 Milliarden Dollar für WeWork nach 20 Milliarden Dollar Wert vor einem Jahr. Im August 2017 pumpte der Investor bereits 4,4 Milliarden Dollar in WeWork. Tja, was sind das für Summen!

Letztes Jahr hat WeWork bei einem Umsatz von 886 Millioen Dollar einen Verlust von 933 Millionen Dollar gemacht (beide Zahlen gegenüber 2016 verdoppelt). Die hohen Verluste werden an dem hohen Wachstumstempo von WeWork liegen. Man muss komplette Gebäude oder Etagen mieten, aufmotzen, renovieren etc. Angeblich habe die Firma derzeit 2 Milliarden Dollar Cash in der Kasse aus vorigen Kapitalrunden und Anleiheverkäufen. Die Verluste dürften bei einer massiven Expansion in neue Standorte weitergehen – kein Problem, wenn die Investoren immer weiter Geld einschießen.

Natürlich kann WeWork ein großer Erfolg werden – das weiß man vorher nie mit Gewisshehit. Aber gerade diese Story ist gerade jetzt ein riskantes Investment. Denn der Konjunkturzyklus vor allem in den USA ist extrem weit fortgeschritten. Beim nächsten Abschwung dürften monatlich kündbare Büroflächen als erste von Unternehmen gekündigt werden, weil dort zügig Kosten gespart werden können.

Denn genau das ist ja das Geschäftsmodell beziehungsweise das Angebot von WeWork und seinen Konkurrenten an die Geschäftswelt. Bucht flexibel kleine Büroeinheiten, mit kurzen Laufzeiten. Wenn die Auslastung hoch ist, ist alles super. Gerät die Firma auf dem Höhepunkt ihrer Kostenbelastung in einen deftigen Konjunkturabschwung, brechen die Einnahmen massiv ein, und man hat ein echtes Problem. Dann müssten die Investoren weiterhin massiv zubuttern und auf den nächsten Aufschwung hoffen.

WeWork Büros - die neue Blase?
Jung, dynamisch, hipp und modern soll es zugehen in den Office-Oasen von WeWork. Foto: Eugene Kim from San Francisco, USA – Storyboarding (CC BY 2.0) – Ausschnitt aus Originalfoto



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