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Nach Coronakrise ist vor Coronakrise: Großveranstaltungsverbot und Mundschutz

Es ist jetzt nach den Träumereien der letzten Wochen endlich Zeit für mehr Realismus. Nach der Coronakrise ist leider vor der Coronakrise!

Trotz Coronakrise sind sich Wirtschaftsforschungsinstitute, Analysten und auch Politker einig: es werde eine deutliche Erholung der Konjunktur geben. Aber kommt diese Erholung wirklich, wenn der Konsum sich nicht erholt?

Die Bundesregierung hat heute offenkundig beschlossen, dass erstens alle Großveranstaltungen bsi mindestens Ende Oktober abgesagt werden, und zweitens dass der Mundschutz beim Einkauf weiter verpflichtend bleibt.

Nach der Coronakrise ist vor der Coronakrise

Der private Konsum macht ca. die Hälfte des deutschen BIPs aus, Tendenz in den letzten Jahren steigend. Eines scheint klar:  solange der Munschutz beim Einkauf verpflichtend bleibt, macht Einkaufen nicht wirklich Spaß: man versucht meist, möglichst schnell wieder aus dem Laden zu kommen, um endlich wieder frei atmen zu können (so geht es zumindest dem Autor). Damit entfällt der früher für die Einzelhändler so lukrative Shopping-bummel weitgehend. Was bedeutet das für den Konsum? Die Einzelhändler erwirtschafteten in Deutschland vor der Coronakrise ca. 550 Milliarden Euro pro Jahr – nicht mitgerechnet sind dabei der Fahrzeughandel, Brennstoffhandel, Tankstellen und Apotheken. Es ist davon auszugehen, dass die Umsätze im ganzen Jahr 2020 deutlich niedriger sein werden – und gerade im Einzelhandel dürfte es viele Insolvenzen geben (die derzeit nur aufgeschoben werden durch die Ausserkraftsetzung der Insolvenzordnung).

Das heute beschlossene Verbot von Großveranstaltungen heißt auch: keine Musik-Konzerte (oder wenn dann nur mit minimalem Publikum) mehr bis mindestens Ende Oktober. Die Musikveranstaltungs-Branche erwitschaftete vor der Coronakrise immerhin fünf Milliarden Euro – hier hängen jede Menge Jobs dran. Das gilt auch für die Messe-Branche.

Man könnte die Reihe der betroffenen Branchen beliebig fortsetzen (etwa der Bereich Sport, besoders die Fußball-Bundesliga) – Bereiche wie die Gastronomie sind derzeit wieder in aller Munde, da viele Betriebe nach Wiedereröffnung wieder schliessen, weil die Kunden schlicht nicht zahlreich genug erscheinen, um rentabel wirtschaften zu können.

Damit werden viele Millionen Menschen weiter arbeitslos bleiben – und so vom Staat praktisch langfristig finanziert werden müssen. Das Geld dafür druckt die Notenbank, der Staat verteilt es an die Opfer der Coronakrise, so die Logik. Aber die Arbeitslosen werden weniger konsumieren, Verschuldete (etwa diejenigen, die sich kurz vor der Coronakrise ein Haus oder eine Wohnung gekauft haben) müssen sich ent-schulden.

Wie soll da eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft stattfinden – gar die viel beschworene, aber gleichwohl extrem unrealistische V-Erholung? Die Hoffnung, dass die Coronakrise bald überwunden sein wird, weil das Virus eben dann bei höheren Temperaturen verschwinden würde, sind jedenfalls in sich zusammen gefallen. Wenn Großveranstaltungen bis Ende Oktober verboten bleiben, die Atemmasken weiter aufgesetzt werden müssen, wird es keine nachhaltige Erholung des Konsums geben können. Und ohne Erholung des Konsums keine Erholung der Wirtschaft, simple as it is!

Ist es wahrscheinlich, dass dann ab 1.November Großveranstaltungen wieder durchgeführt werden dürfen und die Pflicht erlischt, beim Einkauf Atemmasken zu tragen? Sehr unwahrscheinlich. Mindestens bis Frühjahr 2021 dürften jene Regelungen in Kraft bleiben, die die Wirtschaft auf Jahre nach unten ziehen werden. Geld drucken hilft da nur sehr bedingt – und nicht auf Dauer. Das „V“ gibt es also nur in der Bilanz der Notenbanken – nicht aber in der Realwirtschaft!

Es ist jetzt nach den Träumereien der letzten Wochen endlich Zeit für mehr Realismus. Nach der Coronakrise ist leider vor der Coronakrise..

Die Coronakrise ist eine Dauer-Krise



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14 Kommentare

  1. Ihre Worte in Gottes Ohr, lieber Herr Fugmann.

  2. Absolut richtig, Herr Fugmann. Es kann keine andere Interpretation geben, denn sie spiegelt die Realität wider. Wirtschaftsforschungsinstitute sind mit der Politik gleichgeschaltet und verkünden wie die Staatsmedien, was verkündet werden soll, nämlich Optimismus und Schönfärberei. Das kann man natürlich als Lügen verurteilen, denn es sind Lügen. Würde man allerdings Ihre Wahrheiten von offizieller Seite öffentlich verkünden, würde das Desaster noch größer werden. Das Motto muss also sein: Wenn es ernst wird, muss man lügen.

  3. Danke für Ihre realistische Einschätzung !

    Die C-Maßnahmen gibt es ja mittlerweile schon eine gefühlte Ewigkeit.
    Wenn man Nachrichten schaut oder vielleicht noch andere GEZ Medien.Fühlbare 95%
    ständige Nachrichten darüber.Brasilien soundsoviel Tote,Chile,jetzt natürlich Indien.
    China drückt immer mehr die Meldungen über eine zweite Welle.
    Nun gut – es scheint mindestens bis zur US Wahl soweit zu gehen und man kann sich sicherlich fragen ohne „Verschwörungstheoretiker“ zu sein – Gott bewahre,hier in Deutschland und weltweit gibt es immer wieder die zwei Lager…..
    Ich verwehre mich dagegen Totenzahlen zu verniedlichen.Dennoch – wir leben in dieser Welt
    und jede Sekunde ,die wir gelebt haben,ist unwiderruflich vorbei.Wollen wir in ständiger
    Angst leben,oder vielleicht doch selbstbestimmt ? Für mich keine Frage,denn wiviel Mrd
    Bakterien haben wir in unserem Körper.Wenn man in den Tropen lebt, muß man mit der Gefahr
    von Gelbfieber,Cholera,Malaria und vieles mehr leben.Gebe ich mir deswegen die Kugel oder
    verstecke mich Zu Hause ? Schon bei 50cm Schnee weltweit scheint unsere Welt im Chaos zu versinken.Wir brauchen gesellschaftlich andere Modelle und müssen in den Realismus zurück,
    anderweitig entscheiden einige wenige über unsere Zukunft und sie freuen sich darüber.

  4. Genau was Roubini sagt u.was jeder mit gesundem Menschenverstand auch erkennen müsste.Man kann sich schon fragen ob der Optimismus von oben angeordnet ist.Am Morgen regte ich mich auf ,als ein sonst
    geschätzter Journalist am Radio schon wieder die guten ( total falschen) Arbeitszahlen der USA positiv interpretierte..
    Nicht zu vergessen der Zeitlag, so muss für Veranstaltungen die vielleicht im Herbst stattfinden könnten , bereits jetzt entschieden werden. Das heisst viele Veranstaltungen werden wegen Unsicherheit abgesagt.
    Und nicht vergessen, schon vor Corona war gerade Rezession angesagt !
    Also Gleichung: Notenbankgeld minus ( Rezession + Corona ) = V- Erholung

  5. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und ein Anpassungsmeister, sonst hätte er nicht überlebt. So wie in Asien schon seit langem, werden auch wir uns mit den Masken anfreunden, die allerdings bei immer weniger Anlässen verpflichtend sind. In meiner Gegend beispielsweise kann man bis auf wenige Ausnahmen ohne Einschränkungen herumlaufen, das öffentliche Leben hat sich fast normalisiert und trotzdem gibt es keine Neuinfektionen mehr. In Österreich ist es noch besser. In DE wohl auch, denke ich.
    Derzeit besteht laut virologischem Konsens eine 0,4 prozentige Wahrscheinlichkeit, in Europa an Covid-19 zu erkranken. Da schaut‘s bei der Krebserkrankungsrate um einiges düsterer aus: Wenn man beispielsweise die Kolonkarzinomzahlen ansieht, wäre eine vorbeugende Darmspiegelung für die meisten von uns überlebenswichtiger, als das Maskentragen.
    Zugegeben, die Leute sind noch verunsichert und trauen sich nach diesem Lockdownschock erst langsam wieder heraus, aber der Mensch ist extrem anpassungsfähig und lernt schnell mit Gefahren umzugehen und mit ihnen zu leben.
    Nach Corona ist nicht vor Corona…Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, was die Erkrankung betrifft.
    Ob und wie und wann wir uns von den wirtschaftlichen Folgen erholen, steht allerdings in den Sternen. Wenn es mit einem Knall endet, war aber nicht das Virus Schuld, sondern wir.

    1. @Columbo. Super Analyse! Aber Optimismus wird immer kleiner geschrieben hier. Man sucht quasi nach bad news. Jeden Tag neue geopolitische Risiken, Gesundheitsrisiken und die Finanzapokalypse sowieso. Sie sind einer der letzten Realos hier.

    2. ‚Nach Corona ist nicht vor Corona…Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, was die Erkrankung betrifft‘
      Columbo weiß es natürlich wieder einmal besser als alle Fachleute. Die Gefahr ist noch überhaupt nicht gebannt, wie sich in vielen Ländern zeigt. Wirrologe liegt richtig mit seiner Einschätzung: Columbos Ansichten sind weltfremd.

  6. @Markus Fugmann

    Wir sollten unseren Brunello trinken, bevor die Grenzen wieder zugehen…☝️😋

    1. @Columbo, sehr gerne! Nur wann und wo?

      Liebe Grüsse!

      1. @Markus, ich denke nach!

        Liebe Grüße!

  7. @Columbo, da sie anscheinend in einem Gebiet wohnen wo die Leute stark vom Tourismus abhängig sind, können sie doch einmal die Gastwirte u.Ladenbesitzer fragen wie stark die Gewohnheitstiere zurückgekommen sind. Ihre Ansichten sind weltfremd u.unausstehlich, zum Glück haben sie mindestens einen Fan ,den Columbo Fan.

    1. Sie kommen, täglich mehr und genießen die schöne Bergwelt.
      Und sie sind nicht so schlecht gelaunt und unhöflich wie Sie, Herr @Wirrologe.

      1. Erst kam einer, dann 2 und heute kamen sogar 3 Touristen. Das sind Steigerungsraten von 100 und 50 Prozent. Wahnsinn! Der Tourismus boomt ohne Ende!

        1. Die alten Römer würden sich im Grab umdrehen, wenn die wüssten was man mit deren Erfindung „Prozentrechnen“ heutzutage tut LOL

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