FMW-Redaktion
Nach dem Aufheben der westlichen Sanktionen gegen den Iran geht es schneller bergauf als im Ausland erwartet. Derzeit produziert man schon 3,8 Millionen Barrels Öl pro Tag, wovon gut 2 Millionen in den Export gehen. Man hat sich monatelang immer wieder den Forderungen der OPEC-Partner widersetzt, die Fördermenge einzufrieren. Schließlich wollte man selbst lediglich das Fördermengen-Niveau von vor den Sanktionen erreichen, und betrachtete es daher als extrem unfair von Ländern wie Saudi-Arabien und den VAE´s zu einem Einfrieren aufgefordert zu werden, da diese Länder jahrelang nicht unter Sanktionen leiden mussten.
Jetzt hat man ca. 80% des Marktanteils erreicht wie vor den Sanktionen 2012. Man ist also fast am Ziel. Der Ölpreis notierte damals noch um die 90 Dollar, und jetzt bei 43. Das bringt auch dem Iran enorme Einbußen, aber erstmal die Fördermenge schnell raufsetzen, das bringt effektiv mehr Geld in die Kasse. Was soll man auch anderes machen? Auf höhere Preise in 2017 warten?
Präsident Rohani erwartet eigentlich eine BIP-Steigerung für den Iran von 8%, aber es steht wohl aktuell „nur“ eine Steigerung von 4% an. Aber immerhin. Es geht voran. Einerseits durch die höheren Öl-Einnahmen, andererseits durch die nach der Sanktionsaufhebung erwartete Flut von ausländischen Investitionen. Vor allem Deutsche und Franzosen stehen Schlange, die traditionell gute Handelsbeziehungen zum Iran unterhalten. Auch kauft der Iran im Ausland kräftig ein. So hat der Iran Airbus mit Aufträgen über 27 Milliarden Dollar beglückt, Boeing mit 17 Milliarden Dollar. Auch deutsche und französische Industrie- und Technologieausrüster werden wohl in nächster Zeit gute Abschlüsse machen (Siemens vorne weg?).
Nach offiziellen Angaben ist die Inflation im Iran zuletzt unter die 10% gerutscht, was nahe legen könnte, das bei konjunktureller Expansion eine gute Geldpolitik + solide Finanzpolitik gemacht wird. Aber natürlich hat man von außen keinen so guten Einblick wie andernorts – daher sollte man sich nicht blind darauf verlassen.
Mit seinem neuen wirtschaftlichen Erstarken kann der Iran mit breiterem Kreuz gegenüber dem großen Nachbarn Saudi-Arabien auftreten. Die Saudis schwächeln dank ihres gigantischen Haushaltsdefizits und des extrem teuren Staatssektors. Die Iraner haben den Vorteil jahrelanger Sanktionen, die sie lehrten auf die Zähne zu beißen. Jetzt kommt man in schnellen Schritten nach oben, wobei natürlich Probleme wie Arbeitslosigkeit und Menschenrechte sich im Iran nicht in Luft aufgelöst haben!
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