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Nach der Macron-Euphorie: Der Euro fällt – jetzt beginnen nämlich die Probleme! Warum Deutschland nur verlieren kann..

Die Politik in Berlin war begeistert von dem klaren Sieg Macrons, die Märkte waren es kurzfristig auch, der Euro stieg am Montag über die 1,10er-Marke. Aber seitdem geht es konstant bergab für die Gemeinschaftswährung - und das hat durchaus triftige Gründe! Mittelfristig droht nun ein schweres Zerwürfnis zwischen Frankeich und Deutschland - und so könnte die paradoxe Situation entstehen, dass durch den Sieg des absoluten Pro-Europäers Macron die Eurozone auseinanderbricht, und nicht durch den erst einmal abgewendeten Sieg der Anti-Europäerin Le Pen!

Von Markus Fugmann

Die Politik in Berlin war begeistert von dem klaren Sieg Macrons, die Märkte waren es kurzfristig auch, der Euro stieg am Montag über die 1,10er-Marke. Aber seitdem geht es konstant bergab für die Gemeinschaftswährung – und das hat durchaus triftige Gründe!

Der Wichtigste vorweg: Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich, den beiden mit Abstand wichtigsten Ländern der Eurozone, sind vorprogrammiert. So sehr sich Merkel & Co den Sieg Macrons gewünscht haben, so problematisch wird das Verhältnis nun werden – denn was Macron umsetzen will, widerspricht all dem, was die deutsche Politik sich auch nur vorstellen kann!

Faktisch will Macron nämlich einen europäischen Superstaat: ein Finanzminister für die gesamte Eurozone, eine Haftungsgemeinschaft für die Schulden der Eurozone durch Euro-Bonds, eine Banken-Union mit gemeinschaftlicher Einlagensicherung (geht etwa eine italienische Bank Pleite, müssten dafür deutsche Steuerzahler mithaften), und schließlich der Abbau des immensen Handelsbilanzüberschusses Deutschlands.

Jeder Punkt für sich ist in Deutschland gleichbedeutend mit der Schlachtung heiliger Kühe! Faktisch würde, wenn man die Vorschläge Macrons umsetzen würde, Deutschland zumindest für Budgetfragen die Hoheit über seine eigenen Finanzen verlieren und gleichzeitig für die gesamte Eurozone (Staaten und Banken) mithaften. Salopp könnte man formulieren: würde Merkel das zulassen, würde die CDU/CSU bei den Wahlen im Herbst unter die 5%-Hürde fallen!

Zudem ist das verfassungsrechlich nicht möglich, weil die deutsche Verfassung in diesen zentalen Fragen die Abgabe von Kernkompetenzen des Staates schlicht verbietet – das dürfte vor allem die Antwort Merkels an Macron sein. Das ganz große Problem ist aber für Merkel: wenn Macron scheitert wie Hollande, der Ähnliches wollte wie Macron (Euro-Bonds etc.), aber angesichts des Widerstands Deutschlands schnell aufgab, droht im Jahr 2022 bei den nächsten Wahlen der Sieg Le Pens. Mithin ist also Deutschland in einer lose-lose-Situation, man kann eigentlich nur verlieren: man kann die Forderungen Macrons nicht erfüllen, darf ihn aber auch nicht scheitern lassen! Was tun?

Offen für Macrons Ideen ist Martin Schulz, aber sein Stern scheint ohnehin am Sinken zu sein, und die absolute Mehrheit der Deutschen will keine Mithaftung für die gesamte Eurozone. Also werden die Wähler zu Merkel wohl keine Alternative sehen, auch wenn ihre Dienstzeit sich schon dem Stillstand der späten Kohl-Ära annähert.

Mittelfristig droht nun ein schweres Zerwürfnis zwischen Frankeich und Deutschland – und so könnte die paradoxe Situation entstehen, dass durch den Sieg des absoluten Pro-Europäers Macron die Eurozone auseinanderbricht, und nicht durch den erst einmal abgewendeten Sieg der Anti-Europäerin Le Pen.

Aber psst – nicht dem Dax erzählen, der lebt nämlich noch in einer ganz anderen Welt!

Charttechnisch könnte sich beim Euro der Fake-Ausbruch über die 1,10er-Marke als schwere Bürde erweisen – Clive Lambert will daher die Gemeinschaftswährung zum Dollar shorten und die Position bei weiteren Rückgängen verstärken:



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11 Kommentare

  1. Ist das nicht zu optimistisch?
    Schulz ist dafür. Die Grünen und die Linke sowieso. Und die CDU hat doch seit diesem Statement Positition für Position geräumt. Und der Applaus der CDU für Macron spricht doch Bände. Der Drops ist gelutscht. Deutschland ist Geschichte. Wer an Erinnerungslücken leidet, kann sich diesen betagten Handelsblatt-Artikel aus 2010 noch mal zu Gemüte führen, http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/waehrungskrise-die-euro-luegner/3434802.html?p=6&a=false&slp=false#bgStart. Inzwischen ist dies bekanntlich viel schlimmer geworden, Stichwort Griechenland-Rettung. Der Drops ist gelutscht. Deutschland ist Geschichte.

    1. Ups…Das ging in wenig schnell.
      Mit dem Statement war diese Aussage aus einer Werbebroschüre der CDU aus 1999 gemeint, http://www.pro-bargeld.com/images/1-was-kostet-der-euro.png

  2. stimmt schon, aber Macron kann sich nicht durchsetzen. Was hat er Schäuble denn anzubieten? wieso sollten sich die Deutschen darauf einlassen?

    1. Bernhard Zimmermann

      Also manche sind wirklich schwer von Kapee. Kommen wir FR nicht entgegen, zerreisst es spätestsens 2022 die EU und damit die BRD. Kommen wir FR entgegegen zerreisst es die BRD und somit auch die EU bis 2022. Folglich also eine Loos-Loos Situation für die BRD. Was ist daran nicht zu verstehen? Was soll er Schäuble anbieten? Seltsame Frage in diesem Kontext?

  3. Moin, moin,
    m.E. lässt Berlin Frankreich nicht hängen. Im Notfall gibt Berlin die BRD Identität auf, wobei fraglich ist, was eigentlich die BRD Identität ist (kann die BRD GmbH eine Identität haben?).
    Nun aber, das Motto in Berlin lautet: Europa über alles, egal was kommt, zur Not auch gegen den Willen der eigenen Bevölkerung. Der „Superstaat“ Europa wird durch die Hintertür kommen, aber sicher erst nach der Bundestagswahl im Herbst. Wer will schon die Kritiker vorher auf den Plan rufen?
    Ein Rätzel bleibt, wieso die Schweiz nicht in Europa dabei ist? Vielleicht liegt es an der „schlechten“ wirtschaftlichen Lage der Schweiz oder an der Hürde der Staatsverschuldung? Sicher weder das eine noch das andere, die in Bern sind halt schlauer.
    Fazit: Frankreich und BRD, Hand in Hand in den wirtschaftlichen Untergang.

    1. Die Schweiz ist aus dem gleichen Grund nicht in der EU, aus dem sie bereits in den Weltkriegen nicht dabei war: der Finanz-, Ferien- und Fluchtort der deutschen, französischen und auch italienischen „Eliten“ soll tunlichst in Sicherheit bleiben. Schießlich überfällt man ja auch nicht die eigene Bank… Mit einer besonderen Intelligenz Berner Politiker hat das nichts zu tun (die meisten von denen würden sehr gerne mitmachen).

  4. Gute Analyse. Wie man bei diesen Risiken noch bullish in die Zukunft schauen kann, ist mir ein Rätsel. Das ist kein Chance/Risiko-Wohlfühlprofil mehr.
    Aber vielleicht kommt es ja anders, spricht der Bulle.

    1. PS: Mit „guter Analyse“ meinte ich die von Markus Fugmann.

  5. Ohne dass das Wähler besonders beeindruckt hätte, hat das Merkel-Kompetenzteam u.a.:
    – die Atomkraft aufgegeben
    – die Wehrpflicht abgeschafft
    – Banken verstaatlicht
    – die deutschen Grenzen geöffnet.
    (Soweit ich mich erinnern kann, war jeweils das Gegenteil in früheren Zeiten einmal ein
    arg wichtiges CDU/CSU-Herzensanliegen. Quasi nicht verhandelbar.)

    Da werden die Steuerzahler-Deppen das bisschen Euro-Bonds schon auch noch schlucken…

  6. Salopp könnte man formulieren: würde Merkel das zulassen, würde die CDU/CSU bei den Wahlen im Herbst unter die 5%-Hürde fallen!
    Dafür müssten die Medien aber auch exakt darüber berichten und nicht wie immer schön verschweigen und schönreden!

  7. @Herr Fugmann,wie immer eine realistische Einschätzung der Situation, was natürlich den Permabullen nicht gefällt, die Wahl in FR heisst doch WEITERWURSTELN MIT DER EU U.DETSCHLAND BEZAHLT AM SCHLUSS DIE RECHNUNG, ICH BEGREIFE NICHT ,DASS DER DAX STÄRKER REAGIERTE ALS Z.B. DER CAC 40 .Früher hiess es die Aktien nähmen die Zukunft vorweg, heute denke ich die Aktien nehmen die Hoffnung auf eine hoffnungslose Zukunft vorweg.

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