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Nach EZB-Entscheid: Inflationserwartungen steigen rasant

Von Markus Fugmann

Die Inflationserwartungen der Märkte in der Eurozone sind nach der gestrigen EZB-Entscheidung massiv nach oben geschossen. Das zeigt der sogenannte „5y5y inflation breakeven“, der die Inflationserwartung für die nächsten fünf Jahre widerspiegelt. Zuvor waren die Inflationserwartungen kontinuierlich gefallen -vor der EZB-Entscheidung lag das Tief bei 1,48%, derzeit sind es durch einen schnellen, extrem ungewöhnlichen Anstieg schon 1,1775%:

Inflationserwartung Eurozone

Für die EZB ist die Inflationserwartung eine entscheidende Kenngröße für ihre Geldpolitik – anders als für die amerikanische Fed, die diese Daten meist ignorierte. Das hat sich aber, wie das letzte FOMC-Protokoll gezeigt hat, bei einigen Fed-Mitgliedern geändert, die unter Verweis auf die stetig gefallen Inflationserwartung in den USA zur Vorsicht bei Zinsanhebungen mahnten.

Die EZB wiederum scheint damit zwei Hauptziele zu erreichen: einerseits die Inflationserwartungen nach oben zu bringen, um so die Deflationsgefahren zu bekämpfen. Andererseits ist der Euro seit der gestrigen QE-Bekanntgabe im freien Fall – ein schwacher Euro aber heizt die Inflation an, weil Importe teurer werden:

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Deflation ist vor allem ein psychologisches Phänomen ist – man erwartet weiter fallende Preise, und kauft daher nicht. Die Gefahr besteht nun, dass die Inflationserwartungen zu schnell nach oben schiessen – und dadurch zu einem Überhitzen der Wirtschaft führen, weil man eben jetzt kauft in Erwartung weiter steigender Preise.

Sollte sich dieser noch sehr junge Trend jedoch weiter fortsetzen, dürften zum Beispiel Käufer von Staatsanleihen der Eurozone höhere Renditen fordern – als Kompensation für Inflation. Und das wäre dann genau das, was die EZB eigentlich verhindern will, weil es die Schuldenaufnahme der Staaten verteuern würde.



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